Rendezvous mit Übermorgen
ich das abgespielt und dabei festgestellt, dass Ihr Signal plötzlich abbrach.
Es kam nur einmal kurz wieder, als wir einige Minuten später über Funk sprachen, aber ein paar Sekunden später blieb das Signal völlig weg. Nach der Signatur schloss ich auf eine Panne in der Hardware. Ich dachte, Prince Hai hätte versagt. Als Francesca sagte, ihr zwei wäret bis zur Plaza beisammen gewesen, war ich praktisch ziemlich sicher, dass der Prinz ...
Nicole hatte der Erklärung nur halb zugehört, doch als Richard den Namen Francesca aussprach, wurde sie hellwach. »Halt! Moment!«, unterbrach sie Richard mit einer raschen Handbewegung. »Was sagten Sie da gerade? Was hat sie euch erzählt?«
»Dass ihr beide gemeinsam aus dieser - Scheune gegangen seid und dass Sie einige Minuten später Francesca verlassen haben, um nach Takagishi zu suchen ...«
»Das ist absoluter Quatsch«, warf Nicole ein.
»Wieso? Was meinen Sie?«, fragte Richard.
»Es ist einfach gelogen. Absolut und total unwahr! Ich bin in diese Grube gestürzt, von der ich Ihnen erzählt habe, während Francesca in der Nähe war, oder jedenfalls kurz danach. Sie hat mich danach überhaupt nicht mehr gesehen ...«
Richard überlegte eine Weile. »Also darum hat Falstaff den Kontakt zu Ihnen verloren. Sie befanden sich die ganze Zeit über in dieser Scheune, und das Signal war abgeblockt.« Und nun schaute Richard seinerseits verwirrt aus. »Aber wozu sollte Francesca sich sowas ausdenken?«
Eben, genau das möchte ich auch gern wissen , sagte sich Nicole. Also hat sie Borzow bewusst vergiftet. Denn warum sonst sollte sie...
»Gab es da irgendwas zwischen euch beiden?«, fragte Richard. »Ich hatte immer so ein Gefühl, als spürte ich ...« »Vielleicht eine Art weiblicher Missgunst«, unterbrach ihn
Nicole. »Von beiden Seiten. Francesca und mich trennen Lichtjahre ...«
»Das dürfen Sie dick unterstreichen.« Richard lachte leise in sich hinein. »Ich plage mich seit über einem halben Jahr damit ab, entsprechende Signale abzusondern, dass ich Sie interessant finde und intelligent und attraktiv. Und doch ist es mir in all der Zeit nie vergönnt gewesen, mehr als die zurückhaltende höfliche sachbezogene Reaktion der Mitkosmonautin herauszukitzeln. Aber Francesca auf der anderen Seite reagiert, wenn Sie sie auch nur mal zufällig etwas schief anschauen.«
»Es gibt noch einige andere, wesentlichere Unterschiede zwischen Ihnen beiden«, antwortete Nicole. Es war ihr durchaus nicht übermäßig unangenehm, dass Richard sein Interesse an ihr als Frau endlich in Worte gefasst hatte.
Es trat eine kleine Pause ein. Nicole schaute auf ihre Uhr. »Aber eigentlich möchte ich nur ungern noch mehr Zeit mit Gesprächen über Signora Sabatini verschwenden. In einer Stunde wird es wieder Nacht, und wir sollten vielleicht planen, wie wir von dieser Insel wegkommen können. Außerdem müssen wir uns mit bestimmten ... äh ... logistischen Problemen beschäftigen, zum Beispiel Nahrung, Wasser und anderen unaussprechlichen Notwendigkeiten, durch die der Aufenthalt in einer schmalen Grube beachtlich ins Widerwärtige verkehrt wird.«
»Ich habe ein Faltzelt mitgebracht - für den Fall, dass wir eins brauchen.«
»Wie wundervoll«, antwortete Nicole. »Ich komme darauf zurück, wenn es anfängt zu regnen.« Automatisch griff sie nach ihrem Rucksack, holte aber dann die Manna-Melone nicht hervor. »Kleine Frage, nur so beiläufig«, sagte sie zu Richard, »Sie haben nicht zufällig etwas Menschenfutter dabei?«
Zelt erwies sich als praktisch, als es Schlafenszeit war. Sie hatten sich entschieden, es direkt neben der Haupt-Plaza zu errichten.
In der Nähe ihrer Flugfreunde fühlte Nicole sich irgendwie sicherer. Denn sie waren ja gewissermaßen wirklich ihre Freunde und konnten im Notfall helfen. Außerdem waren sie auch die einzigen ihr bekannten Lebensmittellieferanten. Denn Richard und Nicole hatten kaum ausreichend Proviant und Trinkwasser für sie beide für mehr als zwei weitere Rama-Tage.
Richards Vorschlag, gemeinsam in dem Zelt zu schlafen, hatte Nicole nichts einwenden können. Zwar hatte er sich tapfer erboten, im Freien zu schlafen, »wenn Ihnen das angenehmer ist«, doch diese Nothütten reichten nun wirklich bequem für zwei Schlafsäcke, solange es kein weiteres Mobiliar gab. Der halbe Meter Distanz zwischen ihren Schlafsäcken war dem Gespräch durchaus förderlich. Nicole gab einen detailierten Bericht über ihre Stunden der Isoliertheit ab und
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