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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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zerscherben müssen.
    Unter Tränen dachte O'Toole: Lieber Gott, hilf mir; dass ich verstehe, was das Leben Sankt Michaels uns sagt. Hilf mir; damit ich verstehe, wie ich, so bescheiden es sein mag, DEINEM großen Gesamtplan für uns dienen kann. Führe und lenke DU mich, wenn ich mich nun anschicke, DEIN Abgesandter zu den Ramanern zu sein.

12 Ramaner und Römer
    »Also, was halten Sie davon?« Nicole des Jardins erhob sich und machte eine langsame Drehung vor der Kamera neben dem Monitor. Sie trug ein hautenges weißes Kleid aus einer der neuen Stretchstoffe. Es reichte bis knapp unters Knie, und die langen Ärmel waren durch einen schwarzen Bandstreifen betont, der von den Schultern unter dem Ellbogen bis zum Handgelenk verlief. Der breite jettschwarze Gürtel passte exakt zur Farbe dieses Besatzes und ihres Haares und der hochhackigen Schuhe. Ihre Frisur war durch einen Kamm am Hinterkopf zusammengehalten und fiel dann offen bis fast zur Taille hinab. Der einzige Schmuck, den sie trug, war ein breites Goldarmband, mit drei Reihen kleiner Brillanten besetzt, am linken Arm.
    »Du siehst wunderschön aus, maman «, antwortete ihre Tochter Genevieve auf dem Bildschirm. »Es ist das erste mal, dass ich dich in Volltakelung und kapitulationsbereit sehe. Was ist denn mit deinem normalen Trainingsanzug passiert?« Die Vierzehnjährige grinste über den Monitor. »Und wann geht denn die Party los?«
    »Um halb zehn«, sagte Nicole. »Ausgesprochen chic und spät. Wahrscheinlich kriegen wir erst 'ne Stunde später etwas zu essen. Ich werde mir eine Kleinigkeit aufs Zimmer bringen lassen, ehe ich hingehe, damit ich nicht verhungere.«
    »Also, maman , vergiss nicht, was du versprochen hast! Im Aujourd'hui von der vorigen Woche stand, dass mein Lieblingssänger, Julien LeClerc, Gaststar sein wird. Und du musst ihm einfach sagen, dass deine Tochter ihn für absolut göttlich hält!«
    Nicole lächelte ihrer Tochter zu. »Das mach ich, cherie , für dich immer. Auch wenn es vielleicht zu Missverständnissen führen kann. Nach dem, was ich über deinen Monsieur LeClerc gehört habe, ist er davon überzeugt, dass sämtliche weiblichen Geschöpfe der Welt in ihn verliebt sind.« Sie schwieg. »Wo bleibt dein Großvater? Ich glaube mich zu erinnern, dass du gesagt hast, er wird gleich kommen.«
    »Da bin ich ja schon«, sagte Nicoles Vater, und sein freundliches verwittertes Gesicht tauchte neben dem seiner Enkelin auf. »Ich hab nur grad einen Absatz in meinem Roman über Peter Abelard zu Ende geschrieben. Ich hatte nicht so früh mit deinem Anruf gerechnet.« Pierre des Jardins war sechzig Jahre alt. Viele Jahre lang war er Verfasser erfolgreicher historischer Romane gewesen, und sein Leben nach dem frühen Tod seiner Frau war ein erfülltes und erfolggekröntes geworden. »Du siehst hinreißend aus!«, rief er, als er seine Tochter in ihrer Abendrobe erblickte. »Hast du das in Rom gekauft?«
    »Eigentlich, Papa«, sagte sie, während sie sich erneut um sich selbst drehte, damit ihr Vater die Aufmachung rundum begutachten könne, »habe ich das vor drei Jahren gekauft - für die Hochzeit von Francoise. Aber ich hatte natürlich bisher noch nicht die Gelegenheit, es zu tragen. Meinst du, es ist vielleicht zu schlicht?«
    »Keine Spur«, sagte ihr Vater. »Nein, ich finde eigentlich, es ist genau perfekt für derlei Firlefanz. Wenn das nämlich sowas wird wie die grandes fetes, an denen ich teilgenommen habe, dann werden dort sämtliche Weiber sich mit ihren ausgefallensten und teuersten Kleidern und Schmuck behängen. Und du wirst mit deinem schlichten Schwarz-Weißen angenehm hervorstechen. Besonders mit dem losen Haar. Du siehst absolut perfekt aus.«
    »Danke. Auch wenn ich weiß, dass du voreingenommen bist, ein Kompliment von dir schmeichelt mir halt immer noch.« Sie blickte ihren Vater und ihre Tochter an. Die einzigen Menschen, die ihr während der letzten sieben Jahre nahegekommen waren. »Ich bin wirklich erstaunlich nervös. Ich glaube, ich werde nicht so zappelig sein an dem Tag, an dem wir an Rama andocken. Bei solchen Massenveranstaltungen komm ich mir oft vor wie ein Fisch auf dem Trocknen, und für den heutigen Abend hab ich so ein seltsames Vorgefühl, das ich nicht erklären kann. Weißt du noch, Papa, wie komisch ich war, als Kind, an dem Tag, ehe unser Hund starb?«
    Das Gesicht ihres Vaters wurde ernst. »Vielleicht solltest du dann besser in deinem Hotel bleiben. Zu viele von deinen Vorahnungen haben sich

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