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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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deines Bruders irgendeiner Menschenseele gezeigt, Augusta?«
    Augusta nickte. »Ein paar Tage, nachdem mein Bruder ermordet worden ist, ist ein Mann gekommen, der meinen Onkel sprechen wollte. Er bat darum, die persönliche Habe meines Bruders sehen zu dürfen, und ich sollte ihm alles zeigen. Er hat das Gedicht gelesen.«
    »Was hat er dazu gesagt?«
    »Es sei blanker Unsinn. Er hat sich nicht dafür interessiert. Nur für die Dokumente, die man bei Richards Leiche gefunden hat. Und dann hat er begonnen, Andeutungen zu machen, Richard hätte Informationen an die Franzosen verkauft. Er und Onkel Thomas haben sich darauf geeinigt, die ganze Angelegenheit zu verschweigen.«
    »Erinnerst du dich noch an den Namen des Mannes?«
    »Ich glaube, er hieß Crawley.«
    Harry schloss einen Moment lang angewidert die Augen. »Crawley. Ja, natürlich. Dieser dumme, stümperhafte Hanswurst. Kein Wunder, dass keine weiteren Nachforschungen angestellt worden sind.«
    »Warum sagst du das?«
    »Crawley war ein Dummkopf.«
    »War?« Augusta zog die Stirn in Falten.
    »Er ist vor mehr als einem Jahr gestorben. Er war nicht nur ein Idiot, er hatte auch reichlich überholte Vorstellungen davon, was sich beim Zusammentragen von militärischen Geheimnachrichten schickt. Er war der Auffassung, solche Aufgaben seien hochgradig ungehörig und weit unter der Würde eines echten Gentleman. Demzufolge wusste er sehr wenig über diese Prozesse und hätte eine verschlüsselte Nachricht selbst dann nicht erkannt, wenn sie ihn in den Hintern gebissen hätte. Der Teufel soll diesen Mann holen.«
    Augusta stellte ihren Kerzenhalter hin und legte das Kinn auf die angezogenen Knie. »Du glaubst, dass das Gedicht in einem Code abgefasst ist?«
    »Ich halte es für sehr wahrscheinlich. Ich werde es mir morgen früh genauer ansehen müssen.« Harry faltete das Blatt sorgsam wieder zusammen.
    »Selbst, wenn es eine verschlüsselte Nachricht ist, könnte es sich um eine handeln, die Richard einem englischen und nicht einem französischen Agenten übermitteln wollte.«
    Harry legte das Gedicht auf den Nachttisch. »Entscheidend ist, dass es keine Rolle spielt, Augusta. Nicht für uns. Mir ist ganz gleich, was dein Bruder vor zwei Jahren getan hat. Ich würde dich niemals nach seinen Taten beurteilen. Glaubst du mir das?«
    Sie nickte bedächtig und sah ihm fest in die Augen. »Ich glaube dir.« Mit einem Gefühl von tiefer Erleichterung wurde ihr bewusst, dass Harry in dieser Hinsicht fast übertrieben fair sein würde. Er würde seine Frau nicht für die Taten anderer Familienmitglieder zur Rechenschaft ziehen.
    »Du frierst, Augusta. Komm her und leg dich wieder unter die Decke.« Harry löschte die Kerze und zog Augusta in seine Arme.
    Sie wusste, dass er noch lange Zeit wach lag, als er sie in der Dunkelheit in den Armen hielt. Sie wusste es, weil sie selbst lange Zeit nicht einschlafen konnte. Die Frage, ob sie richtig gehandelt hatte oder nicht, als sie Harry das Gedicht überlassen hatte, schwirrte ihr endlos oft durch den Kopf.
    Kurz vor dem Morgengrauen erwachte Augusta aus einem unangenehmen Zustand, der zwischen Schlaf und Wachen lag, und kam zu sich. Sie drehte den Kopf nicht auf dem Kissen um und schlug auch die Augen nicht auf, als sie spürte, das Harry verstohlen das Bett verließ.
    Sie hörte das leise Rascheln von Papier, als Harry nach dem blutbefleckten Gedicht griff, das auf dem Nachttisch lag. Und dann hörte sie, wie sich die Tür zu seinem Schlafzimmer leise öffnete und wieder schloss.
    Augusta zwang sich, im Bett zu bleiben, bis sich eine erste Spur von Licht am Himmel abzeichnete, und dann stand auch sie auf und bereitete sich auf den langen Tag vor, der ihr bevorstand.
    Ein Blick aus dem Fenster genügte, und Augusta wusste, dass die Dämmerung des neuen Tages unter einem dunklen, bleischweren Baldachin zusammengebrochen war, der Regen versprach.
    Harry erschien kurz am Frühstückstisch, blieb nur lange genug, um sich von den verschiedenen Eier und Fleischspeisen auf der Anrichte zu bedienen, und verschwand dann in seiner Bibliothek. Er sprach so gut wie kein Wort mit Augusta oder Meredith. Er machte den Eindruck, vertieft zu sein, und diese Stimmung schien auf den gesamten Haushalt überzugreifen. Offensichtlich hatten alle Beteiligten diese Stimmung schon bei früheren Gelegenheiten kennengelernt.
    »Papa ist immer so, wenn er an einem seiner Manuskripte arbeitet«, erklärte Meredith Augusta. Ihre klaren grauen Augen waren

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