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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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»Ja, allerdings.«
    Augusta biss sich auf die Unterlippe und warf ihm einen schnellen, fragenden Blick zu. »Ach, zum Teufel, du musst doch selbst wissen, warum ich bereit war, heute mitzukommen.«
    »Nein, das weiß ich eben nicht. Versteh mich nicht falsch, es freut mich sehr, dass du dich entschlossen hast, uns zu begleiten, aber ich könnte nicht behaupten, dass ich verstehe, warum du das tust.«
    Sie seufzte. »Ich habe beschlossen, dir Richards Gedicht zu überlassen.«
    Eine gewaltige Woge der Erleichterung spülte über Harry hinweg. Beinah hätte er die Arme ausgestreckt und Augusta von ihrem Pferd auf seinen Schoß gezogen. Es gelang ihm jedoch, diesen Drang im Zaum zu halten. Er wies in der letzten Zeit wahrhaft einen viel zu starken Hang zu impulsivem Handeln auf. Er musste diese Neigung zügeln.
    »Danke, Augusta. Darf ich fragen, was dich zu diesem Entschluss bewogen hat?« Er wartete angespannt auf ihre Antwort.
    »Ich habe mir eine Menge Gedanken über dieses Thema gemacht, und mir ist klar, dass mir kaum etwas anderes übrigbleibt. Wie du bei zahlreichen Gelegenheiten hervorgehoben hast, ist es meine Pflicht als deine Frau, dir zu gehorchen.«
    »Ich verstehe.« Harry schwieg lange Zeit, und der größte Teil seiner Erleichterung verwandelte sich in Verdruss. »Es tut mir leid, dass du dich nur von deinem Pflichtbewusstsein leiten lässt.«
    Sie zog die Stirn in Falten. »Was sonst hätte mich dazu bewegen sollen, wenn nicht mein Pflichtbewusstsein?«
    »Vielleicht Vertrauen?«
    Sie neigte höflich den Kopf. »Das ist da. Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass du dein Wort halten wirst. Du hast gesagt, du würdest die Geheimnisse meines Bruders nicht öffentlich machen, und ich glaub' dir.«
    Harry, der es nicht gewohnt war, dass man sein Wort überhaupt in Frage stellte, noch nicht einmal für einen kurzen Moment, konnte seine Gereiztheit nicht unterdrücken. »Du hast fast drei volle Tage gebraucht, um zu dem Schluss zu gelangen, dass du meinem Wort trauen kannst?«
    Sie seufzte. »Nein, Harry. Ich habe deinem Wort von Anfang an Glauben geschenkt. Wenn du unbedingt die Wahrheit wissen willst, das war nie wirklich das Problem. Du bist ein Ehrenmann. Das weiß jeder.«
    »Worin hat dann das Problem bestanden?«
    Augusta richtete den Blick zwischen die Ohren ihrer Stute. »Ich hatte Angst.«
    »Angst wovor, um Gottes willen? Davor, was ich über deinen Bruder in Erfahrung bringen könnte?« Es kostete ihn seine gesamte Willenskraft, mit gesenkter Stimme weiterzureden, damit Meredith nicht lauschen konnte.
    »Nicht direkt. Ich zweifle keinen Moment lang an der Unschuld meines Bruders. Aber ich habe gefürchtet, was du über mich denken wirst, falls du, nachdem du das Gedicht gelesen hast, irgendwie zu dem Schluss kommst, dass Richard sich des Verrats schuldig gemacht hat.«
    Harry starrte sie an. »Verdammt und zum Teufel, Augusta. Du hast geglaubt, aufgrund von Schlüssen, die ich über deinen Bruder ziehen könnte, könntest du in meiner Achtung sinken?«
    »Ich bin auch eine Northumberland-Ballinger«, hob sie mit gepresster Stimme hervor. »Wenn du glaubst, einer von uns sei zu Verrat fähig, dann könntest du ohne weiteres die Integrität anderer Familienmitglieder in Frage stellen.«
    »Du hast geglaubt, ich könnte deine Integrität in Frage stellen?« Ihre Gedankengänge entsetzten ihn.
    Sie saß sehr aufrecht im Sattel. »Mir ist bewusst, dass du mich ohnehin schon für betrüblich frivol hältst und glaubst, ich hätte Unfug im Sinn. Ich wollte nicht, dass du zudem noch meine Ehre in Frage stellst. Wir sind fürs Leben aneinander gebunden. Für uns beide liegt ein sehr langer und schwieriger Weg vor uns, wenn du glaubst, dass es allen Northumberland-Ballingers an Ehrgefühl fehlt.«
    »Zum Teufel, dir mangelt es nicht an Ehrgefühl, sondern an Intellekt.« Harry hielt sein Pferd an und streckte die Arme aus, um Augusta von ihrem Damensattel zu heben.
    »Harry. «
    »Waren alle Angehörigen des Northumberland-Zweigs der Familie so einmalig begriffsstutzig? Ich kann nur hoffen, dass das nicht vererblich ist.«
    Er zog sie auf seine Oberschenkel und küsste sie ausgiebig. Die schweren Röcke ihres Reitkostüms wurden an die Flanken des Hengstes gepresst, und das Tier tänzelte. Ohne den Mund von Augustas Lippen zu lösen, nahm Harry die Zügel straffer in die Hand.
    »Harry, mein Pferd«, keuchte Augusta, sowie sie eine Gelegenheit dazu fand. Sie hielt ihren kleinen grünen Hut fest. »Es wird

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