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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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voll und ganz über die Tatsache bewusst, dass er sich wahrscheinlich nicht gerade so benahm, wie sich jedes junge Mädchen einen romantischen Ehemann erträumte.
    »Augusta?«
    »Ja, Mylord?«
    »Wir sind uns doch einig, nicht wahr? Du wirst morgen nicht die Verlobung lösen, ist das klar? Falls du das nämlich tun solltest, dann muss ich dich warnen...«
    »Meine Güte, nein, Mylord.« Sie reckte das Kinn in die Luft. »Wenn Sie sich mit der Vorstellung aussöhnen können, eine frivole Frau zu heiraten, deren Kleider viel zu tief ausgeschnitten sind, dann nehme ich an, dass ich mich mit einem muffigen, verknöcherten, nüchternen und unromantischen Gelehrten abfinden kann. Ich habe den Verdacht, in meinem Alter sollte ich dankbar für alles sein, was ich kriegen kann. Aber ich knüpfe eine Bedingung daran, Mylord.«
    »Und wie, zum Teufel, lautet die?«
    »Ich muss auf einer langen Verlobungszeit bestehen.«
    »Wie lange?« fragte er und wurde plötzlich misstrauisch.
    »Ein Jahr?« Sie beäugte ihn mit einem abschätzenden Schimmer in den Augen.
    »Gütiger Gott. Ich habe nicht die Absicht, ein Jahr lang auf diese Heirat zu warten, Miss Ballinger. Es sollte nicht mehr als drei Monate dauern, die Vorbereitungen für die Hochzeit zu treffen.«
    »Sechs.«
    »Verdammt und zum Teufel. Vier Monate, und das ist mein letztes Angebot.«
    Augusta reckte das Kinn in die Luft. »Wie äußerst großzügig von Ihnen, Mylord« bemerkte sie bissig.
    »Ja, allerdings. Bei weitem zu großzügig. Und jetzt gehen Sie ins Haus, Miss Ballinger, ehe ich meine Großzügigkeit bedaure und etwas Drastisches unternehme, was uns beiden zweifellos extrem leid tun würde.«
    Harry wandte sich ab, lief durch den Garten und trat wieder auf den Weg. Bei jedem Schritt, den er machte, siedete er bei dem Gedanken daran, dass er gerade eben wie ein Fischverkäufer um die Dauer seiner eigenen Verlobungszeit gefeilscht hatte. Er fragte sich, ob Antonius wohl so zumute gewesen war, als er es mit Kleopatra zu tun gehabt hatte.
    Harry war geneigt, heute Nacht mehr Mitgefühl als jemals zuvor mit Mark Anton zu haben. Bisher hatte er den Römer immer als ein Opfer seiner eigenen ungezügelten Lust angesehen. Aber Harry begann jetzt zu verstehen, wie eine Frau die Selbstbeherrschung eines Mannes untergraben konnte.
    Das war eine beunruhigende Erkenntnis, und Harry wusste, dass er auf der Hut sein musste Augusta hatte eindeutig eine Begabung, ihn an seine Grenzen zu treiben.
    Stunden später, als sie wohlbehalten in ihrem Bett lag, war Augusta immer noch hellwach und starrte die Decke an. Sie konnte nach wie vor die gebieterische Wärme von Harrys Mund auf ihren Lippen spüren. Ihr Körper erinnerte sich ganz genau, an welchen Stellen er sie berührt hatte. Sie wurde von einem seltsamen neuen Verlangen gepeinigt, dem sie keinen Namen geben konnte. In ihren Adern schien eine Glut zu fließen, die in ihrem Unterkörper zusammenströmte.
    Mit einem Schauer erkannte sie, dass sie wünschte, Harry wäre jetzt bei ihr, um das zu beenden, was er auf dem Fußboden seiner Bibliothek begonnen hatte, was auch immer das gewesen sein mochte.
    Das war mit Leidenschaft gemeint, dachte sie. Das war der Stoff, aus dem epische Gedichte und romantische Romane gesponnen wurden.
    Trotz all ihrer lebhaften Phantasie hatte sie sich nicht wirklich vorstellen können, wie faszinierend es sein würde, aber auch nicht, wie gefährlich so etwas war. Eine Frau konnte sich an diese Form von schillernder und unwiderstehlicher Spannung verlieren.
    Und Harry war auf eine Heirat versessen.
    Augusta spürte, wie eine Woge von Panik in ihr aufstieg. Eine Ehe? Mit Harry? Das war ganz ausgeschlossen. Es konnte niemals gutgehen. Es würde sich als ein furchtbarer Fehler entpuppen. Sie musste eine Möglichkeit finden, um ihrer beider willen diese Verlobung zu lösen. Augusta beobachtete die Schatten auf der Decke und sagte sich warnend, dass sie sehr behutsam und sehr klug vorgehen musste.

4. Kapitel
    Harry lehnte mit einer Schulter an der Wand des Ballsaals und trank gedankenversunken ein Glas Champagner, während er zusah, wie seine Verlobte sich schon wieder von einem anderen Mann in die Arme ziehen ließ.
    Augusta, die in einem hauchdünnen Seidenkleid in einem dunklen Korallenrot blendend aussah, lächelte vor Freude, als ihr großer, gutaussehender rothaariger Partner sie zu einem schmissigen Walzer herumwirbelte. Es ließ sich nicht bestreiten, dass das Paar auf der überfüllten

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