Rendezvous
bedeckte ihre Brust mit kleinen Küssen, während er mit dem Finger die zarten, weichen Blütenblätter streichelte, die ihre intimsten Geheimnisse bewachten.
»Ich bin nicht sicher« brachte sie mühsam und erstickt heraus. »Es ist ein ganz seltsames Gefühl. Ich weiß nicht, ob...«
Die große Standuhr in der Ecke schlug die volle Stunde. Es war, als hätte jemand einen Eimer kaltes Wasser über Harry ausgeschüttet. Er kam abrupt wieder zu Sinnen.
»Gütiger Gott. Was, zum Teufel, tue ich?« Harry setzte sich abrupt auf und riss den Saum von Augustas Kleid auf ihre Knöchel. »Sieh dir bloß an, wie spät es geworden ist. Lady Arbuthnott und dein Freund Scruggs erwarten dich bestimmt schon lange. Ich weiß beim besten Willen nicht, was sich die beiden inzwischen denken.«
Augusta lächelte unsicher, als er sie auf die Füße zog und ihr Kleid zurechtrückte und glattstrich. »Es besteht kein Grund zur Sorge, Mylord. Lady Arbuthnott ist eine sehr aufgeschlossene und moderne Frau, genau wie ich. Und Scruggs ist ihr Butler. Er wird kein Wort sagen.«
»Und was er nicht alles sagen wird« murmelte Harry, während er sich damit abmühte, die Satinrosen auf ihrem Mieder glattzustreichen und ihr den Umhang über die Schultern zu ziehen. »Der Teufel soll dieses Kleid holen. Du fällst ja geradezu von selbst heraus. Gestatte mir, dir mitzuteilen, dass wir als erstes nach unserer Hochzeit eine neue Garderobe für dich anschaffen werden.«
»Harry...«
»Eil dich, Augusta.« Er nahm sie an der Hand und zerrte sie zum Fenster. »Wir müssen dafür sorgen, dass du ohne jede weitere Verzögerung zu Lady Arbuthnott zurückkehrst. Das letzte, was ich mir wünsche, ist, dass du ins Gerede kommst.«
»Ja, selbstverständlich, Mylord.« Ihr Tonfall war jetzt ein klein wenig frostig.
Harry ignorierte ihre Gereiztheit. Er kletterte durch das Fenster und streckte die Arme aus, um Augusta auf das Gras herunterzuheben. Sie fühlte sich üppig und warm in seinen Händen an, und er stöhnte. Er war immer noch qualvoll erregt. Er spielte kurz mit dem Gedanken, sie nach oben in sein Schlafzimmer zu tragen, statt sie zu Sally zurückzubringen. Aber das war heute Nacht wirklich ausgeschlossen.
Bald , gelobte er sich, als er sie an der Hand nahm und sie durch die Gärten zum Tor führte. Diese Heirat würde schon sehr bald stattfinden müssen. Diese Form von Folter würde er nicht lange überstehen.
Gütiger Himmel, was hatte diese Frau bloß angerichtet?
»Harry, wenn dir jedes Gerede solche Sorgen macht und wenn du nicht glaubst, dass du mich liebst, warum, auf Erden, willst du mich dann heiraten?« Augusta hüllte sich eng in den Umhang und machte große Sätze, um mit ihm Schritt zu halten.
Die Frage überraschte ihn. Außerdem verdross sie ihn, obwohl er wusste, dass er damit hätte rechnen müssen. Augusta war nicht der Typ Frau, der ein Thema so leicht wieder fallenließ.
»Es gibt unzählige stichhaltige und logische Gründe dafür« teilte er ihr barsch mit, als er vor dem Tor stehenblieb, um sich zu vergewissern, dass die Gasse menschenleer war. »Und es ist keiner darunter, den ich heute Nacht näher ausführen könnte, weil mir die Zeit dafür fehlt.« Kalter Mondschein ließ das Kopfsteinpflaster deutlich erkennen. Am anderen Ende des schmalen Pfads schimmerte warmes Licht in den Fenstern von Sallys Haus. Niemand war zu sehen. »Zieh dir die Kapuze über den Kopf, Augusta.«
»Ja, Mylord. Wir wollen doch nicht etwa riskieren, dass mich jemand mit Ihnen hier draußen herumlaufen sieht, stimmt's?«
Er hörte den spröden, beleidigten Tonfall aus ihrer Stimme heraus und zuckte zusammen. »Verzeih mir, dass ich nicht so romantisch bin, wie du es vielleicht wünschenswert fändest, Augusta, aber ich bin gewissermaßen in Eile.«
»Das sehe ich selbst.«
»Vielleicht ist Ihnen Ihr Ruf gleich, Miss Ballinger, aber mir ist er nicht gleich.« Er konzentrierte sich ganz darauf, sie durch die schmale Gasse unbeobachtet zum Hintereingang von Lady Arbuthnotts Garten zu bringen. Das Tor war nicht abgeschlossen. Harry zog Augusta durch das Tor. Er sah einen Schatten, der sich von der Hauswand löste und mit den Bewegungen eines Krebses auf sie zukam. Scruggs war immer noch vollständig kostümiert, stellte er lakonisch fest.
Harry schaute auf seine frischgebackene Verlobte hinunter. Er versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, stellte jedoch fest, dass das unmöglich war, weil die Kapuze ihr Gesicht verbarg. Er war sich
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