Rendezvous
Tanzfläche einen attraktiven Anblick bot.
»Was weißt du über Lovejoy?« fragte Harry Peter, der mit einem gelangweilten Ausdruck auf dem gutgeschnittenen Gesicht lässig neben ihm stand.
»Diese Frage solltest du besser einer der Damen stellen.« Peters Blick glitt unruhig über den überfüllten Ballsaal. »Soweit ich gehört habe, genießt er bei dem zarteren Geschlecht ein ziemlich hohes Ansehen.«
»Offenkundig. Er hat heute Abend mit jeder begehrenswerten Frau im ganzen Saal getanzt. Bisher hat ihm noch nicht eine einzige von ihnen einen Korb gegeben.«
Peters Mund verzog sich. »Ich weiß. Noch nicht einmal der Engel.« Sein Blick verweilte kurz auf Augustas spröder Cousine mit dem goldblonden Haar, die gerade mit einem älteren Baron tanzte.
»Mir ist egal, ob er mit Claudia Ballinger tanzt, aber es könnte sein, dass ich eingreifen muss, um zu verhindern, dass er noch einen Walzer mit Augusta tanzt.«
Peter zog spöttisch die Augenbrauen hoch. »Du glaubst, dass du das fertigbringst? Augusta Ballinger hat ihren eigenen Willen, wie du inzwischen wissen solltest.«
»Sei dem, wie es will, aber sie ist mit mir verlobt. Es ist an der Zeit, dass sie lernt, sich ein wenig gehöriger zu benehmen.«
Peter grinste. »Nachdem du dir jetzt eine Braut ausgesucht hast, willst du also aus ihr eine Frau von der Sorte machen, von der du glaubst, dass du sie willst, ist es das? Das sollte äußerst interessant werden. Denk immer daran, dass Miss Augusta Ballinger von dem wilden Familienzweig der Ballingers abstammt. Nach allem, was ich gehört habe, konnte diese wilde Sippe mit Anstand nie viel anfangen. Augustas Eltern haben die Gesellschaft mit einer skandalösen Heirat schockiert — sie sind, nach allem, was Sally mir erzählt hat, ausgerissen, um zu heiraten.«
»Das ist eine alte Geschichte, die heute niemanden mehr zu interessieren braucht.«
»Tja, wie steht es dann mit aktuelleren Nachrichten?« sagte Peter, der jetzt begann, ein gewisses Interesse an dem Gespräch zu zeigen. »Da hätten wir die eher mysteriösen Umstände, unter denen Miss Ballingers Bruder vor zwei Jahren getötet worden ist.«
»Er ist auf dem Heimweg von London von einem Straßenräuber erschossen worden.«
»So lautet die offizielle Version. Es ist einiges vertuscht worden, aber nach Sallys Informationen sind damals gewisse Spekulationen angestellt worden, dass der junge Mann in äußerst fragwürdige Betätigungen verwickelt gewesen sein soll.«
Harry schaute ihn finster an. »Es führt zwangsläufig zu Spekulationen und Gerüchten, wenn ein junger Lebemann eines gewaltsamen Todes stirbt. Es ist allgemein bekannt, dass Richard Ballinger ein hitzköpfiger Kerl war, der immer aufs Ganze gegangen ist, wie vor ihm schon sein Vater.«
»Tja, also, wo wir gerade von seinem Vater reden« murmelte Peter mit großem Behagen, »hast du schon darüber nachgedacht, in welchem Ruf dieser Mann gestanden hat, weil er aufgrund des Hangs seiner Frau, Aufmerksamkeiten der falschen Sorte auf sich zu lenken, viele Duelle ausgefochten hat? Und du fürchtest nicht, in der folgenden Generation könnte sich ein derartiges Problem fortsetzen? Manche Leute behaupten, Augusta sei ihrer Mutter sehr ähnlich.«
Harry biss die Zähne zusammen, denn ihm war klar, dass Peter ihn vorsätzlich ködern wollte. »Ballinger war ein leichtsinniger Idiot. Nach allem, was mir Sir Thomas erzählt hat, hat der Mann keinerlei Kontrolle über seine Frau gehabt. Er hat es ihr erlaubt, ins Kraut zu schießen. Ich habe nicht die Absicht, Augusta zu gestatten, sich in Schwierigkeiten zu bringen, die mich zwingen könnten, mich im Morgengrauen zu verabreden. Nur Dummköpfe geraten in die Situation, Duelle um Frauen auszutragen.«
»Ein Jammer. Ich glaube, du würdest dich ziemlich gut halten. In Duellen, meine ich. Es hat Zeiten gegeben, in denen ich tatsächlich geglaubt habe, dass du statt Blut Eis in den Adern hast, Harry. Und es ist allgemein bekannt, dass kaltblütige Männer sich bei Duellen besser halten als heißblütige.«
»Das ist eine Theorie, die ich nicht persönlich auf die Probe zu stellen gedenke.« Harry runzelte die Stirn, als er beobachtete, wie Lovejoy Augusta auf seine ganz spezielle hemmungslose Art über die Tanzfläche wirbelte. »Wenn du mich jetzt entschuldigst, dann glaube ich, ich werde einen Tanz von meiner Verlobten fordern.«
»Tu das. Du kannst sie mit erbaulichen Predigten über Sitte und Anstand unterhalten.« Peter stieß sich von
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