Rendezvous
Rheumatismus nicht gut.«
»Ja, das ist nur zu wahr«, stimmte Scruggs ihr griesgrämig zu. »Aber versuchen Sie mal, dies diesen großspurigen Kerlen klarzumachen, die glauben, mitten in der Nacht durch die Stadt rasen zu müssen.«
Harry riss die Kutschentür auf. »Ich bitte dich, mach dir wegen Scruggs' Rheumatismus keine Sorgen, Augusta.« Er umfasste ihre Taille. »Wenn du dir hier um jemanden Sorgen machen solltest, dann um dich selbst.«
»Aber, Harry... ich meine, Mylord... uff.« Augusta landete mit einem Aufprall auf den Kissen, die mit grünem Samt bezogen waren, als Harry sie ziemlich unsanft in die dunkle Kutsche stieß. Sie hörte, wie er mit Scruggs sprach, als sie sich ordentlich hinsetzte.
»Fahren Sie durch die Gegend, bis ich Ihnen sage, dass wir zu Lady Arbuthnott zurückfahren.«
»Wohin soll ich denn fahren, Mann?« Da sie durch die Kutschenwände drang und gedämpft war, klang Scruggs' Stimme jetzt anders als sonst. Das heisere Krächzen war verschwunden.
»Das interessiert mich nicht weiter«, fauchte Harry. »Durch einen der Parks oder in Richtung Stadtrand. Das ist ganz egal. Sehen Sie nur zu, dass Sie keine Aufmerksamkeit erregen. Ich habe Miss Ballinger einiges zu sagen, und mir fällt kein anderer Ort ein, an dem ich so ungestört und ausgiebig mit ihr reden kann wie in dieser Kutsche.«
Scruggs räusperte sich. Als er wieder etwas sagte, klang seine Stimme immer noch ungewohnt und dennoch seltsam vertraut. »Äh, Graystone, vielleicht sollten Sie es sich noch einmal anders überlegen und nicht ziellos durch die Nacht fahren. Sie sind im Moment nicht gerade bester Laune.«
»Wenn ich Ihren Rat wünsche, Scruggs, dann werde ich Sie darum bitten.« Harrys Stimme war messerscharf. »Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Ja, Mylord«, sagte Scruggs trocken.
»Ausgezeichnet.« Harry sprang in die Kutsche und schlug die Tür zu. Er streckte die Hand aus und zog die Vorhänge vor.
»Es war nicht nötig, ihn derart anzufauchen«, sagte Augusta vorwurfsvoll, als Harry auf den Sitz ihr gegenüber sank. »Er ist ein alter Mann, und sein Rheumatismus macht ihm schwer zu schaffen.«
»Scruggs' Rheumatismus interessiert mich keinen Pfifferling.« Harry sprach viel zu leise. »Was mir im Moment Sorgen macht, das bist du, Augusta. Was, zum Teufel, hast du dir bloß dabei gedacht, heute Nacht in Lovejoys Haus einzubrechen?«
Jetzt erst dämmerte es Augusta, wie wütend Harry in Wirklichkeit war. Zum ersten Mal begann sie, sich zu wünschen, sie sei wieder heil und gesund in ihrem eigenen Schlafzimmer. »Ich hatte den Eindruck, Ihnen war klar, was ich dort zu suchen hatte, Mylord. Sie schienen zu wissen, dass mein Schuldschein in Lovejoys Besitz war. Ich vermute, Sie wissen auch, wie ich die tausend Pfund an ihn verloren habe. Hat Sally es Ihnen gesagt?«
»Du musst Sally verzeihen. Sie war in tiefer Sorge.«
»Ja, also, ich habe versucht, die Schulden zurückzuzahlen, aber Lovejoy hat sich geweigert, das Geld anzunehmen. Ich hatte ganz entschieden den Eindruck, dass er tückische Pläne hatte, den Schuldschein dazu zu nutzen, mich oder vielleicht sogar Sie zu demütigen. Ich hielt es für das beste, den Schuldschein an mich zu bringen.«
»Verdammt und zum Teufel, Augusta, du hättest dich überhaupt nicht erst von Lovejoy zu einem Kartenspiel verleiten lassen sollen.«
»Ja, wenn ich jetzt zurückblicke, sehe ich wirklich ein, dass das ein Fehler war. Aber ich muss sagen, dass ich mich gut gehalten habe, Sir. Ich habe auch tatsächlich gewonnen, bis ich mich von einer anderen Frage habe ablenken lassen. Wir haben angefangen, über meinen Bruder zu reden, verstehen Sie, und urplötzlich habe ich festgestellt, dass ich eine reichlich große Summe verloren hatte.«
»Augusta, eine Dame, die auch nur die geringste Vorstellung davon hat, was der Anstand gebietet, hätte sich niemals in eine solche Lage gebracht.«
«Da haben Sie zweifellos recht, Mylord. Aber ich habe Sie gewarnt und Ihnen gesagt, dass ich keine Frau von der Sorte bin, mit der Sie eine Heirat auch nur in Erwägung ziehen sollten, oder etwa nicht?«
»Darum geht es jetzt nicht«, sagte Harry durch zusammengebissene Zähne. »Es ist eine Tatsache, dass wir heiraten werden, und erlaube mir, dir hier und jetzt zu sagen, Augusta, dass ich einen weiteren solchen Vorfall nicht dulden werde. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Sehr klar und deutlich, Sir. Aber ich meinerseits würde gern hervorheben, dass es
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