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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Wissen, wie man ein Stück Draht einsetzte, um Schlösser zu öffnen, wäre sehr praktisch gewesen. Sie fragte sich, wo er diese Kunstfertigkeit wohl erlernt hatte.
    Augusta zog sachte an der Schublade, die abgesperrt war. Sie rümpfte die Nase, als sie den Schreibtisch genauer betrachtete. Sie konnte sich Harrys Reaktion deutlich ausmalen, wenn sie ihn heute Nacht um seine Hilfe gebeten hätte. Der Mann war frei von jeder Abenteuerlust.
    Das Schloss an Lovejoys Schreibtisch war in der Dunkelheit schlecht zu sehen. Augusta spielte mit dem Gedanken, eine Kerze anzuzünden. Wenn sie die Vorhänge zuzog, würde höchstwahrscheinlich niemand das Licht im Fenster der Bibliothek entdecken.
    Sie stand auf und machte sich auf die Suche nach einer Lichtquelle. Ihr Rücken war dem offenen Fenster zugewandt, und sie griff gerade nach etwas, was auf einem Regal hoch oben stand und ein Kerzenhalter zu sein schien, als sie spürte, dass sie nicht allein war. In dieser Bibliothek hält sich außer mir noch jemand auf. Ich bin ertappt worden.
    Schock und Furcht durchzuckten Augusta. Ein Aufschrei blanker Panik stieg in ihre Kehle und drohte sie zu ersticken. Aber ehe sie herumwirbeln oder auch nur einen Schrei ausstoßen konnte, legte sich eine starke Hand fest über ihren Mund.
    »Diese Angewohnheit wird mir allmählich außerordentlich lästig«, knurrte Harry in ihr Ohr.
    »Graystone.« Augusta sackte vor Erleichterung in sich zusammen, als sich seine Hand von ihren Lippen löste. »Herr im Himmel, du hast mir einen fürchterlichen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, es sei Lovejoy. «
    »Du kleiner Dummkopf. Er hätte es ohne weiteres sein können. Es kann sogar gut sein, dass du wünschst, er sei es gewesen, wenn ich erst einmal mit dir fertig bin.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Er ragte als eine große dunkle Silhouette vor ihr im Dunkeln auf. Er trug von Kopf bis Fuß schwarz, bis hin zu den schwarzen Lederstiefeln und einem langen schwarzen Mantel, der seine Kleidung verbarg. Ihr fiel auf, dass er seinen Ebenholzstock bei sich hatte, doch sie sah, dass er ausnahmsweise kein gestärktes weißes Halstuch trug. Es war das erste Mal, dass sie ihn ohne Halstuch sah. In seiner schwarzen Kleidung war der Earl im Dunkeln kaum zu sehen.
    »Was auf Erden hast du hier zu suchen?« fragte sie leise.
    »Man sollte meinen, das sei augenscheinlich. Ich bemühe mich, meine zukünftige Frau vor dem Newgate Gefängnis zu bewahren. Hast du gefunden, was du gesucht hast?«
    »Nein, ich bin eben erst gekommen. Der Schreibtisch ist abgeschlossen. Ich wollte gerade eine Kerze suchen, als du dich von hinten an mich herangeschlichen hast.« Augusta schaute finster, als ihr ein Gedanke durch den Kopf ging. »Woher hast du gewusst, dass ich hier bin?«
    »Das ist im Moment nicht von Bedeutung.«
    »Es ist hochgradig beunruhigend, dass du immer weißt, was ich gerade treibe. Man könnte fast glauben, du könntest Gedanken lesen.«
    »Das ist keine große Leistung, soviel kann ich dir versichern. Wenn du dich wirklich anstrengst, würde ich wetten, dass du heute Nacht sogar meine Gedanken lesen kannst. Was beispielsweise denke ich in diesem Augenblick, was glaubst du wohl, Augusta?« Harry trat wieder ans Fenster und schloss es leise. Dann trat er an den Schreibtisch.
    »Du bist wohl wütend auf mich«, wagte sich Augusta vor, während sie ihm durch den Raum folgte. »Aber ich kann alles erklären.«
    »Deine Erklärungen haben Zeit, obwohl ich bezweifle, dass sie diesen Unsinn in meinen Augen entschuldigen.« Harry ließ sich hinter dem Schreibtisch auf ein Knie sinken und fischte ein Stück Draht aus der Tasche, das ihr bekannt vorkam. »Aber lass uns erst diese Angelegenheit erledigen und von hier verschwinden.«
    »Eine ganz ausgezeichnete Idee.« Augusta kauerte sich neben ihn und beobachtete gebannt, was er tat. »Brauchst du denn keine Kerze, um zu sehen, was du tust?«
    »Nein. Das ist nicht der erste Schreibtisch, den ich mit Fingerspitzengefühl knacke. Wenn du dich recht erinnerst, durfte ich bereits an Enfields Schreibtisch üben.«
    »Ja, allerdings. Wobei mir einfällt, Harry, wo hast du bloß gelernt, einen...«
    Ein leises Klicken war aus dem kleinen Schlüsselloch zu hören, Der Schreibtisch war offen.
    »Ah«, sagte Harry leise.
    Augusta war von Bewunderung erfüllt. »Wo hast du gelernt, das so geschickt zu bewerkstelligen? Ich muss schon sagen, das ist eine ganz bemerkenswerte Kunstfertigkeit. Ich habe mit einer meiner Haarnadeln

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