Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Gedanken machen wollte.
Eine Woche später hatte sich die Aufregung gelegt, und das Leben in der Rentner-WG plätscherte wieder ruhig vor sich hin. Zwischen Leni, Arthur und Barbara war eine neue Vertrautheit entstanden.
Barbara besuchte manchmal ‚ihre’ Mädchen im Kinderhort und verbrachte dort ein paar Stunden mit Spielen und Singen. Eines Tages kam sie ganz aufgeregt zurück.
„Stellt euch vor, die haben mich gefragt, ob ich nicht Unterricht im Handarbeiten geben will.“
Ihr rundes Gesicht glühte vor Freude.
„Meint ihr, ich kann so was?“
„Logisch! Du hast doch Melanie und ihrer Freundin auch schon das Stricken beigebracht“, sagte Leni.
„Das war doch was ganz anderes. Das hier ist richtig offiziell. Ich soll sogar dafür bezahlt werden. Da muss ich mich schon anstrengen und mich gut vorbereiten.“
Sie verschwand eilig in ihrem Zimmer.
„War das eben unsere schüchterne Barbara?“, fragte Arthur und sah ihr nach. „Jetzt wird sie sich zerreißen müssen. Ihre Preisausschreiben macht sie doch immer noch, oder?“
Leni nickte.
„Mehr denn je, seit sie diese Reise gewonnen hat.“
„Auf eure Spanienreise hätte ich gut verzichten können“, sagte Arthur. „Nicht, dass ich euch das nicht gegönnt hätte…“
Leni lächelte. „Du sprichst von Luis, oder?“
„Das ist allein deine Sache.“
Arthur griff nach der Zeitung, um anzuzeigen, dass das Thema für ihn beendet war. Komisch, dass ihn das immer noch so aufregte.
Leni und Barbara hingen mit der Nase fast auf den Tasten des Computers. Zum dritten Mal überprüften sie jeden Schritt, den der Techniker ihnen gezeigt hatte.
„Also nach menschlichem Ermessen müsste es klappen. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen“, seufzte Barbara.
„Und ich erst. Wo steckt Arthur eigentlich?“
„Dreimal darfst du raten, natürlich im Arbeitskeller.“
„Na, dann wollen wir ihn mal raufholen.“ Entschlossen stand Leni auf.
Arthur nützte es wenig, dass er dringende Arbeiten vorschob. Er hatte so gar keine Lust zu dieser Lehrstunde am Computer, die Leni und Barbara ihm unbedingt verpassen wollten.
„Ich weiß wirklich nicht, wozu das gut sein soll. Ich interessiere mich nun mal nicht für diesen Kram“, maulte er. „Können wir das nicht heute Abend machen?“
Aber Leni scheuchte ihn vor sich die Treppe hoch und versperrte ihm damit jede Fluchtmöglichkeit.
„Wir werden dich jetzt endlich ins einundzwanzigste Jahrhundert befördern. Schließlich bist du noch kein Tattergreis. Das Internet gehört heutzutage einfach dazu. Stell dir doch nur mal vor, was du alles damit machen kannst.“
Er war absolut nicht neugierig. Aber wenn sich Leni etwas in den Kopf gesetzt hatte, war man einfach machtlos. Sie drückte ihn sanft, aber bestimmt auf den Stuhl vor dem Laptop. Mit zittrigen Fingern tippte sie dann etwas auf der Tastatur. Der Bildschirm verschwamm für einen Moment, und der Lautsprecher begann zu rauschen. Und dann sah Arthur etwas, das er nicht glauben konnte: Seinen Sohn Peter. Mit offenem Mund starrte er auf das, was er für ein Foto hielt. Aber das bewegte sich jetzt, und gleichzeitig hörte er eine ihm wohl bekannte Stimme.
„Hallo Papa! Na, die Überraschung ist gelungen. Du schaust ganz schön verdutzt aus der Wäsche.“
Verwirrt sah sich Arthur nach Leni um, die sich mit breitem Grinsen an seinem dümmlichen Gesicht weidete.
„Darf ich vorstellen: Das ist Skype. Du telefonierst gerade mit deinem Sohn in Kanada, und sehen könnt ihr euch auch.“
„Du siehst richtig gut aus, Papa. Hast ordentlich Farbe gekriegt diesen Sommer.“
„Das gibt’s doch nicht“, brachte Arthur endlich heraus, und dann schossen ihm die Tränen in die Augen.
Leni und Barbara machten sich leise davon. Diese Minuten gehörten allein Vater und Sohn. Auf der Terrasse stand der Sekt in einem Kühler bereit, und die Damen tranken einen Schluck auf die gelungene Überraschung.
„Ich glaube, Arthur wird sich ab jetzt sehr für das Laptop interessieren“, prophezeite Barbara. „Das hast du wirklich gut gemacht.“
Die Telefonate mit Peter wurden Arthur zur lieben Gewohnheit. Max und seine junge Braut kamen zu Besuch und berichteten strahlend, dass Nachwuchs unterwegs war.
„Dann brauchst du uns gar nicht mehr als Ersatzenkel“, meinte Rick traurig, als Arthur ihm davon erzählte.
„Wie kommst du denn auf so was? Jetzt, wo ihr so langsam richtig gute Fußballer werdet!“
Das Gesicht des Jungen hellte sich auf.
„Im
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