Replay - Das zweite Spiel
mitgebracht.«
»Pamela…«
»Ich hätte nie gedacht, sie jemals wiederzusehen. Du kannst dir nicht vorstellen … nicht einmal du kannst dir vorstellen, wie das für mich gewesen ist, wie es immer noch ist und die kommenden elf, beinahe zwölf Jahre sein wird. Weil ich sie mehr liebe als je zuvor und diesmal weiß, dass ich sie verlieren werde.«
Sie begann wieder zu weinen. Jeff wusste, es gab nichts, womit er sie hätte trösten können. Er stellte sich vor, wie es wäre, seine Tochter Gretchen wieder in den Armen zu halten, sie im Garten des Hauses in Dutchess County spielen zu sehen, sich die ganze Zeit über des genauen Datums und der Stunde bewusst, wann sie aus seinem Leben wieder entschwinden würde. Unsagbares Glück, unermessliches Leid, ohne die geringste Aussicht, das eine vom anderen zu trennen. Pamela hatte Recht - die unerträgliche, andauernde Vermischung dieser konträren Empfindungen überstieg selbst sein hoch entwickeltes Einfühlungsvermögen.
Nach einer Weile entschuldigte sie sich und stand auf, um ihre Tränen in Ruhe abzuwischen. Als sie zurückkam, war ihr Gesicht trocken, das helle Make-up erneuert und makellos. Jeff bestellte ein frisches Glas Wein für sie und einen weiteren Drink für sich.
»Was ist mit dir?«, fragte sie sachlich. »Wann bist du diesmal zurückgekehrt?«
Er zögerte, räusperte sich. »Ich war in Miami«, sagte er. »1968.«
Pamela überlegte einen Moment und musterte ihn. »Du warst mit Linda zusammen.«
»Ja.«
»Und jetzt?«
»Wir sind immer noch zusammen. Nicht verheiratet, noch nicht, aber … wir leben zusammen.«
Sie lächelte versonnen und wissend, streifte mit dem Finger am Rand des Weinglases entlang. »Und du bist glücklich.«
»Das bin ich«, gab er zu. »Wir beide sind es.«
»Das freut mich für dich«, sagte Pamela. »Es freut mich wirklich.«
»Diesmal war es anders«, erklärte er. »Ich habe eine Vasektomie machen lassen, deshalb wird sie diesmal keine Probleme mit einer Schwangerschaft haben. Vielleicht adoptieren wir ein Kind. Ich käme damit zurecht, ich hab’s schon mal getan, als ich mit Judy verheiratet war, und es war nicht das Gleiche wie … Du weißt, was ich meine.« Jeff schwieg einen Moment und bedauerte, das Thema Kinder erneut angesprochen zu haben, dann redete er rasch weiter. »Die finanzielle Sicherheit hat unserer Beziehung ausgesprochen gut getan«, sagte er. »Ich hatte es nicht drauf angelegt, mit den Investitionen aufs Ganze zu gehen, aber wir sind recht wohlhabend. Und ich schreibe jetzt, gehe einer lohnenden Beschäftigung nach. Für mich war das eine Art Heilungsprozess, mehr noch als die Zeit, die ich allein in Montgomery Creek verbracht habe.«
»Ich weiß. Ich habe dein Buch gelesen. Es war ziemlich bewegend. Es half mir, über so vieles hinwegzukommen, was letztes Mal zwischen uns falsch gelaufen war. Über all diese… Bitterkeit.«
»Du … Stimmt, ich vergesse andauernd, dass du schon seit zwei Monaten wieder da bist. Danke. Ich bin froh, dass es dir gefallen hat. Das Buch, an dem ich gerade arbeite, handelt vom Exil. Ich habe Solschenizyn interviewt, Peron … Ich schicke dir ein Vorausexemplar, wenn’s fertig ist.«
Sie senkte den Blick, legte eine Hand ans Kinn. »Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre.«
Jeff brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie meinte. »Dein Mann?«
Pamela nickte. »Nicht, dass er übertrieben eifersüchtig wäre, aber … ach, mein Gott, wie soll ich das sagen? Es wären zu viele Erklärungen nötig, wenn wir in Kontakt blieben, uns schreiben, miteinander telefonieren und uns treffen würden. Verstehst du nicht, wie peinlich das wäre?«
»Liebst du ihn?«, fragte Jeff und schluckte trocken.
»Nicht so, wie du offenbar Linda liebst«, erwiderte sie, ihr Tonfall unverändert, aber kühl. »Steve ist ein anständiger Mann, auf seine Art hat er mich gern. Vor allem aber denke ich an die Kinder. Christopher ist erst drei, und Kimberly ist noch nicht einmal geboren. Ich könnte sie ihrem Vater nicht wegnehmen, bevor sie auch nur Gelegenheit hatten, ihn kennen zu lernen.« Plötzlicher Zorn flammte in ihren Augen auf, doch sie erstickte ihn gleich wieder. »Nicht einmal dann, wenn du es wolltest«, setzte sie hinzu.
»Pamela…«
»Ich kann dir deine Gefühle für Linda nicht übel nehmen. Wir waren zu lange getrennt, als dass ich eifersüchtig wäre, und ich weiß, wie viel es dir bedeuten muss, nach den Problemen, die ihr beim ersten Mal hattet, mit
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