Reptilia
das Biest ungezogen wird. Aber machen Sie sich keine Gedanken. Wir werden hier wieder verschwunden sein, ehe er merkt, was überhaupt geschehen ist. Das freut Sie doch sicher, nicht wahr?«
Ich beobachtete ihn stumm, während sein Blick hinaus aufs Wasser glitt. »Ich habe nie behauptet, dass ich Mokéle töten werde, Mr. Astbury«, fuhr er fort. »Ich habe lediglich gesagt, dass ich es gern tun würde. Aber ich bin mir stets im Klaren darüber gewesen, dass dies ein scharf umrissener Auftrag ist. Genprobe entnehmen, Emily finden und dann nichts wie weg von hier. That’s all.« Er sah mich mit seinen grünen Augen durchdringend an. »Was natürlich nicht ausschließt, dass ich nicht irgendwann noch einmal zurückkehren werde.«
Wir fuhren noch eine Weile, dann nahm Maloney seine Hand vom Gas, griff in seine Ausrüstungstasche und beförderte ein stabförmiges Gebilde heraus. »Keine Sorge«, sagte er, als er meinen besorgten Blick bemerkte, »ist nur ein Entfernungsmessgerät.« Er peilte durch ein kleines Okular und visierte verschiedene Punkte am Ufer an.
»Wir müssen noch etwa einhundertfünfzig Meter in diese Richtung fahren«, entschied er und deutete nach Nordwesten. Sixpence übernahm das Steuer und fuhr in die angegebene Richtung. Die Sonne stand mittlerweile fast senkrecht und brannte auf uns herab. Die Hitze fing an, sich durch den Helm und das schwarze Neopren zu fressen, so dass ich mir vorkam wie ein Braten, der im eigenen Saft schmort.
Maloney wies Sixpence an, das Boot zu stoppen, nahm noch eine weitere Peilung vor und schaltete dann den Motor ab.
»In Ordnung, das wär’s. Das ist die Stelle.« Er griff nach der großen Harpune, während Sixpence sich die kleinere schnappte.
»Und was soll ich nehmen?«, erkundigte ich mich. »Mit Waffen kenne ich mich nicht aus.«
»Sie werden unsere Jagd dokumentieren. Und zwar hiermit.« Er reichte mir seine wasserdicht verpackte Digitalkamera. »Halten Sie sich etwas auf Abstand, aber bleiben Sie so dicht dran, dass Sie auch wirklich alles aufs Bild bekommen. Ich möchte die Aufnahmen später auswerten.«
»Wird es dort unten nicht zu dunkel sein?«
»Die Kamera ist äußerst lichtstark, aber abgesehen davon schaltet sich automatisch der Blitz hinzu, wenn das Licht nachlässt. Alles bereit? Gut, dann lassen Sie uns tauchen.«
*
Egomo stand neben Elieshi und blickte hinaus aufs Wasser. Er konnte sich immer noch nicht erklären, warum David mit den anderen Männern hinaus aufs Wasser gefahren war. War er sich der Gefahr, die da draußen lauerte, denn nicht bewusst? Hatte er denn noch nicht genug Beweise für die vernichtende Kraft Mokéles gesehen? Mussten sie ihn jetzt auch noch provozieren, indem sie in sein Reich eindrangen? Und dann noch in dieser lächerlichen Montur, mit schweren Eisenstangen auf dem Rücken und Töpfen auf dem Kopf. Wozu diente das alles, und was war das überhaupt für ein Material, aus dem diese Anzüge gemacht waren? Sie nannten es Gummi, aber es ähnelte eher der Haut von Wasserschlangen. Er geriet ins Grübeln. Wasserschlangen! War es möglich, dass die Männer vorhatten …? Nein, niemand konnte so dumm sein. Er tippte die Frau an. Sie schien mit ihren Gedanken woanders zu sein. Er musste lächeln, als er daran dachte, dass sie die Nacht mit dem großen Weißen verbracht hatte. Ob sie in ihn verliebt war? Er tippte sie noch einmal an, und diesmal bemerkte sie ihn.
»Ja, Egomo?«
Sie hatte einen lustigen Akzent, aber immerhin beherrschte sie seine Sprache, was nicht selbstverständlich war. Genau genommen ließen sich nur die Wenigsten so weit herab, die Pygmäensprache zu erlernen. Er deutete hinaus aufs Wasser und fragte sie, was die Männer vorhatten.
»Na, was denkst du?«, fragte sie zurück, und in ihrer Stimme lag tiefe Besorgnis. »Sie gehen hinunter zu Mokéle. Das ist es, was sie vorhaben.«
Egomo keuchte und spürte, wie seine Schulter wieder zu schmerzen begann.
*
Das Wasser schimmerte leuchtend grün, während wir uns mit kräftigen Flossenschlägen in die Tiefe vorarbeiteten. Ein kurzer Blick auf den Geigerzähler bestätigte meine Vermutung. Das Strahlungsniveau stieg langsam an, ohne jedoch in Bereiche vorzudringen, die für uns gefährlich werden konnten. Wahrscheinlich würde es nach unten hin noch weiter zunehmen. Langsam machte sich der Druck unangenehm in meinen Ohren bemerkbar.
»Eine kurze Pause«, bat ich die anderen. »Ich muss kurz einen Druckausgleich machen.«
Ich
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