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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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versuchte einen Gegendruck im Kopf zu erzeugen, was gar nicht so einfach war, da ich meine Nase nicht zuhalten konnte, doch meine Bemühungen, sie gegen das Frontglas zu pressen, wurden nach einer Weile mit einem befreienden Knacken in meinen Ohren belohnt. Ich gab den beiden ein Zeichen, dass es weitergehen konnte.
    Das Wasser war durchsetzt mit Pflanzenfasern, so dass die Sicht weniger als zehn Meter betrug. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an das Gewicht auf meinem Rücken und an die seltsame Gummihaut. Sogar die Atemgeräusche traten nach einer Weile in den Hintergrund. Nur das Schweigen belastete mich. Nach einer Weile hielt ich es nicht mehr länger aus. »So viel zum Thema ›zwei Meter‹. Was glauben Sie, wie tief wir noch hinunter müssen?«
    »So tief wie nötig«, antwortete Maloney. »Aber langsam. Wir werden von Zeit zu Zeit kurze Pausen einlegen, damit wir uns an den Druck gewöhnen. Halten Sie bloß die Augen auf, und vergessen Sie nicht, ab und zu mal ein Bild von uns zu schießen.« Ich hörte sein Lachen, und er hob die übergroße Armbrust in einer heroischen Geste über seinen Kopf. Ich visierte ihn durch den Sucher an, und als Sixpence sich auch noch dazugesellte, löste ich aus. Der Blitz durchbrach das Zwielicht und bannte die Szene auf den Mikrochip.
    In diesem Moment gewahrte ich eine Bewegung, kaum zehn Meter unter uns.
    Ich versuchte noch einen Warnruf auszustoßen, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Die Warnung wäre ohnehin zu spät gekommen. Eine Strömung, wie von einem gewaltigen Flossenschlag ausgelöst, packte uns und wirbelte uns durcheinander. Schreie ertönten in meinem Lautsprecher, während ich verzweifelt versuchte, mich zu orientieren. Für einen Moment sah ich nichts weiter als Luftblasen. Ich schleuderte herum, und um ein Haar wäre die Kamera meinen Händen entglitten.
    »Sixpence, hast du ihn gesehen? Wo ist er?« Das war Maloneys Stimme.
    »Keine Ahnung. Eben war er noch da. Muss unter uns weggetaucht sein.«
    »Egal. Wir müssen uns wieder sammeln. Astbury, wo sind Sie?«
    Das Ungeheuer hatte Algen und mikroskopisch kleine Pflanzenfasern hochgewirbelt, so dass sich die Sicht noch weiter verschlechterte.
    »Wenn ich das wüsste. Wo sind Sie?«
    »Lösen Sie mal die Kamera aus.«
    Ich drückte auf den Auslöser.
    »Alles klar. Wir sehen Sie. Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Es dauerte einige Sekunden, dann sah ich, wie sich die Schemen der beiden Taucher von links näherten.
    »Glück gehabt«, sagte der Jäger, als er und sein Gefährte bei mir eintrafen. »Das hätte auch ins Auge gehen können.«
    »Ganz recht«, erwiderte ich. »Höchste Zeit, zu verschwinden.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage. Wir waren so dicht dran. Hätte ich ihn eher gesehen, hätte ich einen wunderbaren Schuss auf ihn abgeben können. Jetzt nur nicht den Kopf hängen lassen.«
    »Aber …«, protestierte ich vehement, »… er weiß jetzt, dass wir hier sind. Außerdem ist die Sicht gleich null. Es wäre Wahnsinn weiterzumachen.«
    In diesem Augenblick verdunkelte sich das Wasser. Ein gewaltiger Leib glitt über uns hinweg und kappte das wenige Sonnenlicht, das durch die Wasserpflanzen zu uns herunterdrang. Ich sah einen langen, geschwungenen Hals, der in einen mächtigen Leib überging, aus dem vier kräftige Beine ragten. Zwischen den Zehen waren deutlich Schwimmhäute zu erkennen. Den Schwanz mit eingeschlossen, verfügte das Reptil über die Größe eines ausgewachsenen Buckelwals.
    Nackte Panik überfiel mich. Ich rang nach Luft und spürte, wie ich nur noch von einem einzigen Gedanken beherrscht wurde: Nichts wie weg hier.
    Ich strampelte wie verrückt mit den Beinen. So schnell wie möglich wollte ich Abstand zwischen mich und die monströse Erscheinung bringen, die wie ein fliegendes Raubtier über uns kreiste. Ich wollte einfach nur weg. Aber der einzige Weg führte nach unten, hinab in die Tiefe.
    »Astbury, bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief Maloney, als er sah, was ich vorhatte. »Wir müssen zusammenbleiben, sonst haben wir keine Chance.« Er brüllte sich die Lunge aus dem Leib.
    »Astbury!«
    Doch seine Worte verpufften wirkungslos angesichts meines grenzenlosen Entsetzens.
    »Warten Sie doch, Sie Idiot …«
    Das waren die letzten klaren Worte, die ich vernahm, dann brach die Funkverbindung ab. Hin und wieder drangen einzelne, undeutliche Sprachfetzen an mein Ohr, doch wurden sie von einer bedrohlich rauschenden Funkstille überschattet. Tiefer und tiefer paddelte ich

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