Reptilia
der Uferregion ein gnadenloser Kampf entbrannt. Schreie und Flüche hallten zu mir herüber, übertönt von vereinzelten Schüssen aus Maloneys Büchse. Plötzlich tauchten auch Elieshi und Egomo wieder auf. Ich sah Waffen in ihren Händen funkeln. Mokéles Angriff geriet ins Stocken. Entweder war er überrascht über den Widerstand, den ihm diese kleinen Lebewesen entgegensetzten, oder er vermisste das schützende Wasser. Was es auch sein mochte, es verschaffte mir eine Atempause. So schnell ich konnte, rannte ich zu der Unglücksstelle. Dabei musste ich einen Umweg in Kauf nehmen, denn ich stieß auf einen etwa zweihundert Meter langen Uferstreifen, der so sumpfig war, dass ich ihn nicht passieren konnte. Zu dumm, dass ich jetzt nicht mehr sehen konnte, was vor sich ging. Ich hörte nur die Kampfgeräusche, doch die waren furchterregend genug. Plötzlich ertönte ein Donnerschlag, der den Boden erzittern ließ.
Sprengstoff.
Maloney hatte seine Drohung also tatsächlich wahr gemacht. Zweige und Dornengestrüpp stachen mir in die Beine. Ich verdrängte den Schmerz und rannte so schnell ich konnte.
Endlich erreichte ich unser Lager. Schwer atmend stürzte ich aus dem Unterholz und blickte mich verwundert um.
Mokéle war verschwunden.
Das Team hatte sich am Ufer versammelt und blickte hinaus aufs Wasser. Maloney war der Erste, der mich entdeckte. In seinen Händen schimmerte immer noch einer von den weißen Sprengstoffzylindern. »Da kommt unser Held.« Schwer atmend eilte er mir entgegen und ergriff freudestrahlend meine Hand. »Mr. Astbury, das war das Mutigste, das ich jemals gesehen habe. Sie haben uns allen das Leben gerettet.«
»Maloney hat verdammt noch mal Recht«, ergänzte Sixpence und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. »Ohne Ihr besonnenes Handeln hätte uns das Biest erwischt, so viel ist sicher. Von ganzem Herzen, danke.«
»Mit Besonnenheit hatte das nichts zu tun«, gab ich unumwunden zu. »Vielmehr mit nackter Panik. Hätte ich mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, wäre ich nicht ins Wasser gesprungen, das können Sie mir glauben.« Zu viele Dankesbezeugungen waren mir seit jeher peinlich gewesen, daher wechselte ich rasch das Thema. »Wohin ist er verschwunden?«
»Wieder zurück in den See«, sagte Maloney, und sein Lächeln schwand. »Wir hatten ein riesiges Glück, dass wir noch am Leben sind. Die Sprengladung hat ihm zwar nichts anhaben können, aber sie hat ihm eine Heidenangst eingejagt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ja schon einiges erlebt, aber das schlägt dem Fass den Boden aus. Auf Nervengift reagiert er nicht, Kugeln scheinen ihm nichts auszumachen, und Explosionen erschrecken ihn nur. Was in Gottes Namen ist das für ein Biest?«
»Das wird die Genanalyse zeigen«, antwortete ich wieder einigermaßen gefasst. »Aber eines kann ich Ihnen jetzt schon verraten: Ein Dinosaurier ist das nicht.«
Als habe er gehört, dass wir über ihn sprachen, tauchte Mokéle in sicherer Entfernung zum Ufer wieder auf. Ein Blick in seine Augen sagte mir, dass die Jagd noch nicht vorüber war. Das Reptil hatte uns im Visier, und es würde nicht eher ruhen, bis es uns zur Strecke gebracht hatte.
»Wir müssen hier weg«, sagte ich. »Emily hin oder her, lasst uns unser Zeug packen und von hier verschwinden.«
»Wenn wir dazu überhaupt noch Gelegenheit haben«, sagte Maloney. »Seht ihr, was ich gerade sehe?«
Ich verstand zunächst nicht, was er meinte, denn Mokéle entfernte sich von unserem jetzigen Standort und schnürte nach links. Doch dann erblickte ich das Leitwerk, das aus dem Buschwerk herausleuchtete.
»Himmel, das Flugzeug!«
In Elieshis Augen sah ich Panik schimmern. »Wenn er das zerstört, sitzen wir in der Falle. Dann können wir nur noch um Hilfe rufen und darauf warten, dass uns schnellstens jemand hier herausholt.«
»Und das hat ja, wie wir wissen, schon bei den Soldaten nicht funktioniert«, ergänzte Maloney. »Six’, du schwingst dich wieder ins Boot und beobachtest das Biest aus sicherer Entfernung. Gib uns vom Wasser aus Feuerschutz, wenn es uns angreift. Mr. Astbury und ich werden das Flugzeug schützen, koste es, was es wolle.«
So schnell es ging, zog ich mir Hemd, Hose und Stiefel über, während Maloney unsere Waffen herrichtete. Als ich fertig war, drückte er mir ein M6-Schnellfeuergewehr in die Hand und erklärte mir kurz die Funktionsweise der Waffe. Er selbst hatte sich die Armbrust mit Explosivgeschossen gegriffen. »Keine Zeit mehr für halbe
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