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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Sachen«, kommentierte er meinen skeptischen Gesichtsausdruck. »Wenn wir ihn nicht bremsen, sitzen wir hier auf dem Präsentierteller.« Und mit einem schmalen Lächeln fügte er hinzu: »Ab jetzt heißt es: er oder wir. Sind Sie bereit?«
    Ich nickte.
    »Gut, dann kommen Sie.«
    Die Bewegung tat mir gut, unterdrückte sie doch meine anhaltende Furcht. Die Beaver lag still und ruhig in der Bucht, wo wir sie vertäut hatten. Nichts deutete darauf hin, dass Mokéle sich hier irgendwo aufhielt. Fast nichts. In etwa fünfzig Metern Entfernung stiegen Luftblasen in die Höhe.
    »Da ist er«, raunte mir der Australier zu. »Wir dürfen jetzt kein Risiko eingehen. Ich löse die Taue, während Sie ins Cockpit klettern und den Motor starten.«
    »Ich soll was …?«
    »Sie haben mich verstanden. Sie sollen den Motor anlassen und das Flugzeug aus der Gefahrenzone bewegen.«
    »Und wenn er hinterherschwimmt?«
    Er lächelte kalt. »Dann starten Sie durch und heben ab. Sie wissen doch, wie das geht. Hier ist mein Schlüssel.« Er warf ihn mir durch die geöffnete Tür zu. »Es dürfte kein Problem sein, schließlich ist die Maschine jetzt viel leichter.«
    »Sie sind vollkommen verrückt«, sagte ich. Trotzdem schluckte ich meine Angst hinunter und nahm hinter dem Steuerknüppel Platz. Während Maloney bei geöffneter Tür draußen auf dem Schwimmer stand und nach Mokéle Ausschau hielt, versuchte ich mich zu erinnern, wie Sixpence den Motor gestartet hatte. Benzingemisch eingestellt, Starterknopf gedrückt, Schlüssel reingesteckt und umgedreht. Es gab ein klickendes Geräusch, dann ein Husten und … dann sprang der Motor zu meiner großen Überraschung an. So einfach war das also. Ich reduzierte den Schub und blickte hinaus. Langsam … ganz langsam setzten wir uns in Bewegung. Doch kaum hatten wir ein paar Meter zurückgelegt, als plötzlich Mokéles Hals aus dem Wasser schoss und sein gewaltiger Leib uns die Weiterfahrt verwehrte. Als hätte er geahnt, was wir planten.
    »Mist«, fluchte ich. »So kommen wir nie und nimmer an ihm vorbei. Was soll ich jetzt tun?«
    Maloney überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. Sein Mund war nur noch ein schmaler Strich. »Dieses Biest ist verdammt schlau. Es will uns den Weg abschneiden. Schalten Sie den Motor wieder aus.«
    Ich tat, was er sagte, und sofort verschwand das Tier wieder unter der Wasseroberfläche. In Maloneys Augen zeichnete sich ungläubiges Staunen ab. »Haben Sie so etwas schon einmal erlebt, Mr. Astbury? Er scheint jede unserer Bewegungen vorauszusehen und reagiert sofort. Wüsste ich es nicht besser, ich würde behaupten, es mit einem Menschen zu tun zu haben. Seine Intelligenz ist bestechend. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.« Er winkte mich aus dem Cockpit. »Nehmen Sie Ihr Gewehr. Treten Sie so leise wie möglich auf den rechten Schwimmer. Ich übernehme den linken. Wenn Mokéle den Kopf aus dem Wasser streckt, halten Sie auf den Hals. Er scheint mir am verwundbarsten zu sein. Wir müssen ihn jetzt erledigen, das ist unsere letzte Chance.«
    Die Waffe schlug schwer gegen meine Brust, als ich mit einem unguten Gefühl im Magen das Cockpit verließ. Ich sah Sixpence in vorsichtigem Abstand heranfahren. Er winkte uns zu, doch ich konnte die tiefe Besorgnis in seinem Gesicht erkennen. Er war sich der Gefahr, die von den sich nähernden Luftblasen ausging, durchaus bewusst und schlug einen weiten Bogen um sie. Seine Waffe hielt er im Anschlag.
    Minuten vergingen.
    Warum griff Mokéle nicht an? Was hatte er vor? Wollte er warten, bis wir uns verzogen hatten? Ich wurde einfach nicht schlau aus diesem Wesen. Es verhielt sich so ganz anders, als man es von Tieren gemeinhin gewohnt war. Maloney hatte völlig Recht. Es war eine Spur zu intelligent.
    Die Spannung zerrte an meinen Nerven, und ich begann an der Sicherung der Waffe herumzuspielen. Meine Finger glitten über das kalte Metall, während ich mit den Fingernägeln an der geriffelten Oberfläche entlangkratzte. Das Warten war zum Verrücktwerden.
    Plötzlich und völlig unerwartet löste sich ein Schuss aus meinem Gewehr. Die Patrone peitschte ins Wasser vor meinen Füßen.
    Die Waffe entglitt meinen Fingern und wäre sicher in den Fluten versunken, hätte ich sie nicht mit dem Schultergurt gesichert. Meine Überraschung war so groß, dass ich um ein Haar ausgerutscht und selbst ins Wasser gefallen wäre.
    In diesem Moment durchbrach der glänzende Rücken Mokéles die Wasseroberfläche. Obwohl

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