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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gut sein. Trotzdem bewunderte er den Mut dieses Mannes, der sich ganz allein der Urzeitechse zum Kampf stellte. Er schien die Ruhe selbst zu sein, während er abwartete, bis Mokéle sich so weit näherte, dass er Gelegenheit zu einem guten Schuss hatte. Und diese Gelegenheit kam.
    Als der Kongosaurier feststellen musste, dass er das Boot nicht zum Kentern bringen konnte, verlegte er sich auf eine andere Taktik. Er tauchte auf und griff das Team oberhalb der Wasserlinie an.
    Egomo sah, wie der riesige Kopf auf die Männer zuschoss, und umklammerte seine Armbrust.
     
    *
     
    Maloney stand breitbeinig neben mir, als Mokéle direkt neben uns aus dem Wasser schoss. Er war vielleicht fünf oder sechs Meter vom Boot entfernt, und der faulige Fischgeruch, der von ihm ausging, war so intensiv, dass es mir den Atem verschlug. Die grün gefleckte Haut war über und über mit Algen bewachsen und sah aus wie die Oberfläche eines bemoosten Felsens, nur mit dem Unterschied, dass sich kräftige Muskeln darunter abzeichneten. Der lange, geschwungene Hals war mindestens vier Meter lang und trug einen Kopf, der nur mit viel Mühe als saurierähnlich bezeichnet werden konnte. Zwar hatte ich diesen Kopf schon in Emilys Video und bei unserem Tauchgang gesehen, aber in beiden Fällen waren die Sichtverhältnisse schlecht gewesen. Jetzt, bei Tageslicht, erkannte ich, das sein Gesicht dem eines Fisches ähnelte, bei dem die Augen nicht seitlich am Kopf saßen, sondern über die lang gestreckte Schnauze nach vorne schauten, was ihm einen überaus intelligenten Ausdruck verlieh. Das Horn, das ich schon in Emilys Video gesehen hatte, überragte den Hinterkopf wie ein antiker Helm. Wo die Ohren hätten sein müssen, ragten fächerförmige Auswüchse aus dem Schädel. Das Furchterregendste an ihm aber war sein Maul. Es hatte eindeutig Ähnlichkeit mit dem eines Hais. Schmal, breit und bestückt mit einer der schrecklichsten Waffen, die im Tierreich zu finden war, dem Revolvergebiss. Deutlich sah ich mehrere Zahnreihen, die sich von hinten nach vorn schoben, bereit, beim Ausfallen oder Abbrechen eines Zahns sofort für Nachschub zu sorgen.
    Das konnte unmöglich ein Saurier sein, jedenfalls keiner von der Sorte, wie sie uns in Büchern oder computeranimierten Dokumentarfilmen präsentiert wurden. Entweder hatten sich die Gelehrten alle geirrt, oder das hier war etwas anderes. Mir blieb keine Zeit für weitere Überlegungen, denn in diesem Augenblick schnellte der Kopf vor, und das Gebiss schnappte über unseren Köpfen in die Luft. Ein grässliches Klicken ertönte, wie bei einem Bulldozer, dessen stählerne Fänge einen Betonblock pulverisierten. Das war die Gelegenheit, auf die Maloney gewartet hatte. Er feuerte in den Hals des Tieres, lud nach und feuerte erneut. Das geschah so blitzschnell, dass er einen dritten Pfeil auf die Sehne gelegt hatte, als das Tier mit einem wütenden Schnauben in den Tiefen des Sees verschwand. Das alles hatte nur wenige Sekunden gedauert.
    »Das war’s, du Mistvieh«, schrie Maloney triumphierend. »Ich habe dich gewarnt.«
    »Sind Sie sicher, dass ihm diese Pfeile überhaupt etwas anhaben können?« Ich zitterte am ganzen Körper. Meine Hände wollten die Halteseile nicht mehr loslassen.
    »Wissen Sie, womit diese Pfeile gefüllt sind, Mr. Astbury?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mit Curare, dem tödlichsten Nervengift auf der Welt. Die Dosis eines Pfeils würde genügen, um eine Elefantenherde zu erlegen. Die Wirkung ist schneller als die Leitfähigkeit der Nerven. Das heißt: Sie sind bereits tot, ehe Ihr Gehirn überhaupt bemerkt, dass Sie getroffen wurden. Glauben Sie mir, während wir uns hier unterhalten, liegt Mokéle bereits tot auf dem Grund dieses Sees.« Er lächelte verschlagen. »Bei einem solch gewaltigen Reptil können Sie mit Kugeln zu wenig ausrichten. Ich habe geahnt, dass so etwas passieren würde, und mich entsprechend vorbereitet.«
    »Diesmal scheint es nicht geklappt zu haben.« Voller Schrecken wies ich auf die Wasseroberfläche, unter der sich deutlich eine Bewegung abzeichnete.
    Maloneys Augen schienen aus ihren Höhlen zu treten.
    »Unmöglich«, murmelte er, und zum ersten Mal während unserer gesamten Reise glaubte ich, Anzeichen von Furcht in seinen Augen zu bemerken. »Das kann nicht sein. Kein Tier hätte diese Dosis überlebt, nicht mal ein Wal. Es muss ein zweites Exemplar sein.«
    Doch der Kopf Mokéles, der sich in diesem Moment aus dem Wasser hob, strafte ihn Lügen. Weithin

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