Reptilia
und für jedermann sichtbar, steckten zwei Pfeile in seinem Hals.
»Heilige Mutter Gottes, wirf den Motor an, Six’. Schnell!«
»Einen kleinen Moment noch, nur noch einen kleinen Moment.«
Der Aborigine hatte die obere Abdeckung des Motors abgeschraubt und versuchte den Vergaser wieder trocken zu bekommen. » Wir haben keinen Moment mehr!«, schrie Maloney und zog sein Gewehr aus dem ledernen Futteral. »Astbury, schnappen Sie sich die Paddel, und legen Sie los. Jeder Meter zählt. Wenn wir nicht in den nächsten Minuten das Ufer erreichen, sind wir alle tot!« Er legte an und feuerte. Der Rückstoß der Waffe drückte das Boot einen Meter nach vorn. Als wäre dies das Zeichen gewesen, auf das meine Hände gewartet hatten, lösten sie sich aus den Schlaufen, griffen nach den Rudern, verankerten sie in ihren Halterungen und fingen an zu paddeln.
Ein weiterer Schuss peitschte über das Wasser und hallte vom umliegenden Ufer wider. Mokéle zeigte keinerlei Anzeichen einer Verletzung. Entweder prallten die Kugeln wirkungslos an seiner Lederhaut ab oder die Wunden machten ihm schlichtweg nichts aus.
In diesem Moment hörte ich ein spuckendes, spotzendes Geräusch, und eine Wolke aus schlecht verbranntem Treibstoff hüllte uns ein. Sixpence zog noch einmal mit aller Kraft an dem Starterseil und tatsächlich … der Motor lief.
»Großartig, Six’«, brüllte Maloney, »und jetzt so schnell wie möglich zum Ufer. Ich versuche uns das Biest noch eine Weile vom Leib zu halten.« Er ließ seinen Worten Taten folgen und ballerte noch zweimal auf das Ungetüm, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Mokéle schien unverwundbar zu sein.
Besorgt betrachtete ich den Motor. Er tuckerte zwar in gleichmäßigem Tempo, doch schien er nur mit halber Kraft zu laufen. Wahrscheinlich waren immer noch Verunreinigungen im Vergaser. Drei Männer waren einfach zu viel für ihn. Mokéle kam immer näher, und wenn sein erster Angriff zum Ziel gehabt hatte, uns zu vertreiben, so war ihm anzusehen, dass er diesmal darauf aus war, uns zu töten. Er bleckte die Zähne, und zäher Speichel troff aus seinem Maul.
Das Ufer näherte sich mit quälender Langsamkeit. Ich sah Egomo und Elieshi, die auf und ab liefen und dabei aufgeregt mit den Armen wedelten. Maloney machte ihnen Zeichen, dass sie ins Hinterland flüchten sollten, doch sie verstanden ihn nicht. »Verdammt«, fluchte er. »Auch das noch. Aber wir können jetzt nicht den Babysitter spielen. Six’, nimm direkten Kurs auf unser Lager. Ich muss so schnell wie möglich an unseren Sprengstoffvorrat kommen. Das ist unsere einzige Chance, das Ungeheuer aufzuhalten.«
Doch es war deutlich abzusehen, dass uns das Ungeheuer erwischen würde, ehe wir das Ufer erreicht hatten.
In diesem Moment traf ich eine Entscheidung, von der ich wusste, dass sie mich das Leben kosten konnte.
Ich holte tief Luft und ließ mich über Bord fallen.
»Nein«, hörte ich Sixpence noch schreien, dann schlugen die Wellen über mir zusammen. Der Taucheranzug füllte sich mit Wasser und zog mich wie ein Stein in die Tiefe. Während ich tiefer und tiefer sank, sah ich, wie das Motorboot mit erhöhter Geschwindigkeit davonglitt. Mein Plan schien zu funktionieren.
Nur wenige Sekunden später schwamm der Kongosaurier über mich hinweg. Seine gewaltige Silhouette warf einen großen Schatten auf den Untergrund. Für einen atemlosen Moment verlangsamte er seine Fahrt und hielt nach mir Ausschau. Panik erfüllte mich, als ich sah, wie er seinen Kopf ins Wasser streckte und mit seinen scharfen Augen den Grund absuchte. Doch dann schwamm er weiter. Entweder hatte er mich nicht bemerkt oder ich war ihm schlichtweg egal.
Die Luft begann mir auszugehen. Ich wartete gerade lang genug, bis das Ungetüm außer Sichtweite war, dann tauchte ich auf. Keuchend füllte ich meine Lungen mit Luft und blickte mich um. Von Elieshi und Egomo fehlte jede Spur.
Mokéle hatte die Verfolgung des Bootes fortgesetzt, doch meine Aktion schien den beiden Männern einen kleinen Vorsprung eingebracht zu haben. Sie hatten bereits den Gürtel aus Wasserpflanzen erreicht und sprangen ins hüfttiefe Wasser. Doch Mokéle war ihnen dicht auf den Fersen.
Mit ganzer Kraft versuchte ich an Land zu schwimmen. Doch der Weg war weiter als vermutet, und so dauerte es eine Weile, ehe ich das Ufer erreichte. Einige Schritte, und ich war auf dem Trockenen. So schnell es ging, pellte ich mich aus den Flossen und dem hinderlichen Gummianzug.
Währenddessen war in
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