Republic Commando 02 - Triple Zero
fand, dass sie sich alles in allem ganz gut geschlagen hatte.
Aber als sie die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte, übergab sie sich hemmungslos, bis ihr die Tränen übers Gesicht und in den Mund rannen. Sie ließ Wasser ins Becken laufen, um das Geräusch zu übertönen und erstickte fast an ihrem Schluchzen.
Sie war so überzeugt gewesen, dass sie damit umgehen könnte. Aber sie konnte es nicht.
Orjuls Seele aufzureißen war sogar noch schwieriger gewesen, als offene, körperliche Gewalt. Sie hatte ihm seine Überzeugung geraubt, was an sich kein großes Übel darstellte, solange man es nicht in dem Kontext sah, dass er, wie sie wusste, bald sterben würde, ohne den Trost seines Glaubens. Gebrochen und verlassen und allein.
Warum tue ich das? Weil Männer sterben.
Wann hört der Zweck auf, die Mittel zu rechtfertigen.
Sie erbrach sich, bis die Kurzatmigkeit sie schüttelte. Dann ließ sie das Becken mit kaltem Wasser voll laufen und tauchte ihren Kopf hinein. Als sie sich danach aufrichtete und wieder klar sehen konnte, blickte sie in ein Gesicht, das sie wieder erkannte. Aber es war nicht das ihre: Es war das lange, steinerne Gesicht von Walon Vau.
Alles, was ich gelehrt wurde, ist falsch.
Vau verkörperte Brutalität und Berechnung. Für einen Jedi hätte sie sich kein besseres Beispiel für die Dunkle Seite ausmalen können. Und doch lag da keine Böswilligkeit in ihm. Sie hätte Zorn und mörderische Absichten spüren müssen, aber Vau war nur erfüllt von ... nichts. Nein, nicht nichts: Tatsächlich waren da Ruhe und Arglosigkeit. Er glaubte, er würde Gutes tun. Sie konnte ihr Jedi-ldealin ihm erkennen - nicht von Angst oder Zorn motiviert, sondern von dem, was sie für richtig hielt. Es stellte alles, was sie gelehrt worden war für Etain infrage.
Dunkel und Licht liegen lediglich in der Wahrnehmung des Täters. Wie kann das richtig sein?
Wie kann Vaus leidenschaftsloses Zweckdenken moralisch über Skiratas Zorn und Liebe stehen?
Jahrelang hatte Etain mit ihrem eigenen Ärger und Groll gerungen. Es gab nur die Wahl zwischen einem guten Jedi und einem gescheiterten Jedi, unter der -stillschweigenden oder auch offen ausgesprochenen -Annahme, das Scheitern bedeute das Abgleiten zur Dunklen Seite.
Aber es gab einen dritten Weg: Den Orden verlassen.
Sie trocknete ihr Gesicht mit einem Handtuch und sah sich einer schweren Erkenntnis gegenübergestellt. Sie blieb nur deshalb eine Jedi, weil sie kein anderes Leben kannte. Sie bemitleidete Orjul nicht, weil sie ihn gefoltert hatte, sondern weil sie ihm die eine Sache genommen hatte, die ihn aufrecht hielt, seine Überzeugungen, ohne die er kein Ziel im Leben hatte. In Wahrheit bemitleidete sie sich selbst - bar jeden Ziels -und projizierte dies auf ihr Opfer, indem sie es leugnete.
Die einzige selbstlose Tat, die ich je vollbracht habe und die nicht auf meinem Bedürfnis beruhte eine gute, leidenschaftslose, unvoreingenommene Jedi zu sein, war mich um diese geklonten Männer zu kümmern und zu fragen, was wir ihnen antun.
Und das war ihr Ziel.
Plötzlich schien es so klar und dennoch fühlte sie sich in ihrem Innersten nackt und weh. Offenbarung allein vermochte nicht zu heilen. Sie saß auf dem Rand der Wanne und stützte ihren Kopf auf die Knie.
„Ma'am, stimmt etwas nicht?" Es war Darmans Stimme. Es hätte die Gleiche sein sollen, wie bei allen anderen Klonen, aber sie war es nicht. Bei allen gab es ganz bestimmte Nuancen in Akzent, Tonhöhe und Tonfall. Und er war Dar.
Sie konnte Darman jetzt über Sternsysteme hinweg wahrnehmen.
Viele Mal hatte sie durch die Macht zu ihm vordringen wollen, sich aber gefürchtet, sie könne ihn von seinen Pflichten ablenken und gefährden, oder - falls er erkennen sollte, dass sie es war und es nicht willkommen hieß - verärgern.
Schließlich hatte er die Wahl gehabt, mit ihr auf Qiilura zu bleiben. Aber er hatte sich für seine Schwadron entschieden. Was sie jetzt für ihn empfand, die Sehnsucht, die sich erst entwickelt hatte, nachdem sie getrennte Wege gegangen waren, beruhte vielleicht nicht auf Gegenseitigkeit.
Er rief noch einmal. „Ist alles in Ordnung?"
Sie öffnete die Tür und Darman spähte herein.
„Ich möchte im Augenblick nicht Ihre Ma'am sein, Dar."
„Entschuldigung, ich wollte nicht stören -"
„Geh nicht."
Vorsichtig trat er ein paar Schritte in den Raum, so als wäre er mit Fallen bestückt. Sie war schon einmal an diesem Punkt angelangt, war gänzlich auf sein
Weitere Kostenlose Bücher