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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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bin gekommen, um mit Anderson zu sprechen.»
    «Um halb sieben Uhr morgens?»
    «Warum nicht?»
    Anderson erschien zehn Minuten später in einem weichen Bademantel aus rosa Seide. Die Haut über ihrem Schlüsselbein sah selbst im unvorteilhaften Licht der 100-Watt-Birne aus wie Alabaster. Sie trug das Haar offen, dicke, blauschwarze Locken, die über ihre Schultern und die sanft wogenden Brüste fielen. Sie erschauerte leicht unter dem dünnen Mantel, und Fenwick entging nicht, wie sich ihre Brustwarzen aufrichteten. Er schaltete das elektrische Kaminfeuer ein.
    «Sie haben abgenommen.»
    «Ein wenig, aber Louise gibt sich große Mühe, mich bis Montag wieder zu mästen. Ich bin schon lange Zeit nicht mehr so gut versorgt worden.» Sie klang unbekümmert, entspannt, ein wenig amüsiert.
    «Dies ist nicht das beste Haus.»
    «Es wird genügen. Louise hat ein Klavier herbringen lassen und leistet mir Gesellschaft; das Badezimmer ist akzeptabel, und es sind frische Matratzen auf den Betten.»
    Plötzlich ging Fenwick auf, dass mit Louise Nightingale gemeint war. Er hatte sie nie mit dem Vornamen angeredet.
    «Geht es Ihnen gut?»
    «Bestens. Ich komme wirklich gut zurecht. Was haben Sie mit Ihrem Gesicht und den Händen gemacht?»
    Fenwick berührte verlegen die Stiche. Sie wusste offenbar nichts von der Bombe, und er würde es nicht erzählen.
    «Ein kleiner Unfall. Sieht schlimmer aus, als es ist. Wo ist Ihr Hausmädchen?»
    «Ich habe ihr bis Montag freigegeben. Sie hat nur herumgejammert und ist uns auf die Nerven gegangen. Es ist ein kleines Haus, wir brauchen sie wirklich nicht.»
    Nightingale, die sich hastig Jeans und ein Baumwollhemd angezogen hatte, kam mit Tee herein. Drei Becher standen auf dem Tablett, einer mit einem Bild von Snoopy. Sie rührte die hellbraune Flüssigkeit um und gab sie Octavia. Die Sängerin grinste.
    «Meine Tasse», sagte sie und hob sie ungefähr in Fenwicks Richtung. «Ganz anders als mein Porzellan zu Hause. Wir hielten den Singvogel für angemessen.»
    «Ich hätte gedacht, dass der Nightingale zustehen würde.»
    Keine der beiden Frauen schien den Witz zu verstehen. Es herrschte Stille.
    «Ich möchte mit Ihnen über Montag sprechen.»
    «Das haben wir schon besprochen, Andrew. Ich werde singen.»
    «Ich weiß.» Es ärgerte ihn, dass sie ihn vor der Polizistin mit dem Vornamen ansprach. «Wir müssen uns über Vorsichtsmaßnahmen unterhalten.»
    «Sie glauben, er wird es trotz alledem noch versuchen? Ich habe etwas anderes gehört.»
    Die Frau des Assistant Chief Constable musste mit dem Organisationskomitee gesprochen haben.
    «Ja, das glaube ich.»
    Sie schaute düster drein. «Ich stimme Ihnen zu. Er wird nicht aufgeben.»
    «Aus diesem Grund müssen wir uns über Vorsichtsmaßnahmen unterhalten. Als Erstes möchte ich, dass Sie eine Weste tragen.»
    Anderson lachte hell auf, ihr ganzer Körper bebte unter dem dünnen Morgenmantel.
    «Ich meine eine kugelsichere Weste.»
    «Ich weiß, was Sie meinen, Andrew, aber das kann ich nicht. Ich will dort singen! Meine Stimme muss durch die Kathedrale hallen, ihre Herzen rühren, ich kann sie nicht in eine Weste einsperren!» Sie lachte wieder.
    «Das müssen Sie sich noch einmal überlegen. Ihnen muss klar sein, dass wir in keinster Weise für Ihre Sicherheit garantieren können.»
    «Das weiß ich.» Diesmal lachte sie nicht. «Ich weiß, dass Sie das nicht können. Aber – und das meine ich nicht als Bürde, Andrew – ich vertraue Ihnen. Wenn jemand diesen Mann aufhalten kann, dann Sie.»
    Fenwicks Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, aber er musste ihre Fähigkeit zur Manipulation bewundern. Sie unterhielten sich noch eine halbe Stunde über Vorsichtsmaßnahmen und darüber, wie sie ihre Probe und die Fahrt zur Kathedrale organisieren wollten. Fenwick kam sich wie ein Schurke vor. Er hatte nicht einmal mehr das Kommando. Sie hatten ihn nur als «Berater» wieder aufgenommen, und nun saß er hier und traf Vorkehrungen, schmiedete Pläne, gab Zuspruch. Er würde alles an Cooper weitergeben müssen.
    «Er wollte sich auf dem Triforium verstecken, der Empore über dem Kirchenschiff. Wir werden die ganze Zeit Leute dort oben haben. Cooper, Nightingale und ich werden da sein.»
    «Sir, ich habe darüber nachgedacht, wo ich sein sollte. Ich könnte dicht bei Octavia sitzen, direkt unterhalb der Bühne oder sogar im Chorgestühl. Ich könnte das Publikum beobachten und schnell zur Stelle sein, wenn etwas passiert.»
    Octavia

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