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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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streckte die Hand aus und strich Nightingale zärtlich über den Arm.
    «Das sollte ein Scharfschütze machen, nicht Sie.»
    «Es werden genügend bewaffnete Leute da sein; ich meine, ich könnte so tun, als wäre ich eine persönliche Assistentin oder so.»
    Fenwick dachte gründlich nach. Es bestand überall eine Gefahr, wo sie sich auch aufhielt, und sie hatte Recht, es würden ausreichend bewaffnete Polizisten da sein.
    «Na gut, aber Sie tragen eine kugelsichere Weste.»

45
    Der lange Sonntag verging mit hektischer Aktivität. Polizisten, die sich zwischen den Arbeitern und Touristen bewegten, reagierten bestürzt auf die Gottesdienste und die große Zahl der Gläubigen in der Kathedrale und waren überrascht, dass das historische Bauwerk wieder seinem eigentlichen Zweck diente.
    Sicherheitskontrollen wie auf Flughäfen wurden an den Haupteingängen errichtet; die anderen Türen wurden abgeschlossen und bewacht. Die Polizei bekam ein winziges Büro zur Verfügung gestellt. Der Assistant Chief Constable kam vorbei, beriet sich und ließ Inspector Blite als seine «Liaison» vor Ort zurück. Fenwick blieb und hängte große Pläne von Kathedrale und Sakristei an den Wänden auf. Dem Polizeiteam wurden von einer kleinen Gruppe von Frauen, «Freundeskreis» der Kathedrale, die alle aussahen wie nervöse alte Hamster, die man aus einem behaglichen Schlummer gerissen hatte, unablässig ausgezeichneter Kaffee und Obstkuchen gebracht.
    Die Proben begannen am Nachmittag; zuerst Chor und Orchester jeweils für sich, dann zusammen. Die Atmosphäre knisterte vor Nervosität, die Akustik wurde durch das gelegentliche Bellen von Polizeihunden oder Rufe von Polizisten gestört; bei den Sopranen des Jugendchors flossen Tränen, und ein Dirigent gab einen ganz und gar ungewöhnlichen Kraftausdruck von sich.
    Fenwick machte sich erst spät auf den Heimweg. Er war hungrig und müde, sein Magen rumorte von einem Übermaß an starkem Kaffee und süßem Kuchen. Er vermisste Bess und Chris; wünschte sich mehr als alles andere, mit ihnen herumzualbern. Chris ging es schon viel besser, und Bess war wie immer ein Schatz.
    Aber sein Verstand fand keine Ruhe. Alle Vorbereitungen, die getroffen werden konnten, waren getroffen worden. Rowland war nirgendwo gesehen worden. Der Assistant Chief Constable ließ die Suchmannschaft rund um die Uhr ausschwärmen, ergebnislos. Rowland war wie vom Erdboden verschwunden.
    Fenwick wusste, dass seine nach dem Urlaub erholte Mutter das Essen fertig haben und die Kinder auf seine Rückkehr warten würden, aber dennoch brachte er es aus einem unerfindlichen Grund nicht fertig, nach Hause zu gehen. Während er wie ein Roboter von der Kathedrale zurückfuhr, ging er im Geiste endlose Listen von Dingen durch, die erledigt oder nicht erledigt worden waren. Er fühlte sich schuldig, weil er nicht in der Kathedrale blieb, und war überzeugt, dass sein Platz dort war, aber die Logik gebot ihm, dass er ein Ersatzmann war und sich etwas vormachte. Er hatte schlimme Kopfschmerzen, steife Gelenke und Schmerzen im Rücken, wo Blutergüsse zutage getreten waren. Eine der alten Damen hatte ihm das Handgelenk verbunden, das unerträglich pochte. Er brauchte eine Pause. Es war viel wichtiger, dass er am Morgen klar denken konnte, und das Team in der Kathedrale verfügte nur über ein begrenztes Maß an Geduld mit einem «Berater», das er längst ausgeschöpft hatte.
    Andersons Worte fielen ihm wieder ein: «Ich vertraue Ihnen. Wenn jemand diesen Mann aufhalten kann, dann Sie.» Er sah ihr gelassenes Gesicht, die ovalen Augen, die ihn voller Vertrauen anblickten, ohne die dunklen Ringe, durch die sie noch vor einer Woche gequält und älter ausgesehen hatte. Ihm war übel.
    Er parkte vor den wild wuchernden Limetten. Ihre dichten Schatten hielten das Licht der Straßenlaternen von dem kleinen Haus ab. Nightingale kam an die Tür. Er hatte vergessen gehabt, dass sie da sein würde.
    «Sind Sie den ganzen Tag hier gewesen?»
    «Ah, ja … natürlich.»
    «Wie wollen Sie morgen in Bestform sein? Gehen Sie aus, frische Luft schnappen, gehen Sie ins Pub, trinken Sie etwas.»
    «Was?» Sie kniff die Augen zusammen, wütend angesichts seiner stillschweigenden Kritik und des anmaßenden Ratschlags; er war so nervös, dass es sich nicht scherzhaft angehört hatte. Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie dank seiner Ermittlungen niemanden mehr hatte, mit dem sie ausgehen konnte. Ihr Verlobter weilte noch in dem Urlaub, den sie

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