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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Moniques Favoriten gewesen. Die Glut des Feuers und eine kleine edwardianische Lampe bildeten die einzigen Lichtquellen und warfen flackernde, grotesk verzerrte Schatten an Decke und Wände.
    «Warum?» Octavia drehte sich ganz um und sah ihn an. Sie trug kein Make-up, ihre Augen glänzten wild in dem blassen, kantigen Gesicht. Ein antikes, mit Halbedelsteinen geschmücktes Kruzifix lag, an einem dünnen schwarzen Band hängend, auf der weichen Wolle über ihrer Brust. «Warum kommst du jetzt erst? Warum kein Wort? Warum keine Entschuldigung? » Sie spie das Wort förmlich aus. «Ich wäre fast gestorben . Ohne Nightingale wäre morgen meine Beerdigung, nicht seine.»
    Fenwick sah wieder das Tier in ihr, nackt und hungrig, eine Wildkatze, aggressiv bei der Verteidigung, gnadenlos bei der Jagd. Bis zu diesem Augenblick hatte er die Hoffnung gehegt, sein wachsender Argwohn könnte unbegründet sein. Aber als er sie jetzt so sah, das schmale, katzenhafte, vor Wut verzerrte Gesicht, schwanden alle Zweifel. Diese Frau konnte und würde töten, um zu schützen, was sie für sich erobert hatte. Schlimmer, sie würde an der Rache Gefallen finden. Sie hatte Rowland wahrscheinlich besser verstanden als alle anderen und sich über die Falle gefreut, in die er tappen würde, während sie den Köder spielte; und dass sie ihn im Augenblick ihres Triumphes hatte sterben sehen, war das große Los für sie gewesen.
    Sein Abscheu stand ihm wohl ins Gesicht geschrieben. Sie wich einen Schritt zurück und setzte sich auf einen Sessel am Kamin. Das Licht spiegelte sich in den Halbedelsteinen auf ihrer Brust und warf scharlachrotes Flackern durch den Raum, das sich bei jedem Atemzug veränderte. Fenwick sagte immer noch nichts. Ihm fielen keine passenden Worte ein für das, was er zu sagen hatte. Stattdessen warf er ihr ein versiegeltes Päckchen zu. Sie ließ es auf den Boden fallen und bückte sich langsam, um es aufzuheben. Dann riss sie es auf, fing an zu lesen, knüllte jede gelesene Seite zusammen und warf sie achtlos ins Feuer. Grüne und gelbe Flammen züngelten zwischen den Kohlen hervor, als das Feuer die Tinte verzehrte.
    Nachdem sie die letzte Seite gelesen hatte, knüllte sie auch diese zusammen und warf sie vor den Kamin, wo sie wie ein ausgetrockneter Kotballen zu ihren Füßen lag. Faust war schon lange zu Ende.
    «Was hast du vor?»
    «Ist es wahr?»
    «Was glaubst du?»
    Sein Schweigen war Antwort genug.
    «Warum kommst du dann allein? Wo sind deine tapferen Jungs – oder warten sie draußen?» Sie machte eine Pause und sah ihn eindringlich an. «Nein, du hast keinen Fall, stimmt’s? Hoffst du auf ein Geständnis, ist es das? Trägst du eine Wanze, Chief Inspector?»
    «Nein, kein Tonband, und ja, ich bin allein.»
    Sie lächelte.
    Eis bildete sich auf Fenwicks Rückgrat, und er fügte grundlos hinzu: «Aber ich habe andere eingeweiht.»
    Octavia bückte sich und warf die letzte zusammengeknüllte Seite in die Flammen. Es hatte etwas von einem Ritual.
    «Das war eine Kopie.»
    «Ich weiß.»
    Die Seite loderte kränklich blau auf und war dahin.
    Octavia wischte die Hände ab und stand auf.
    «Du hast nichts in der Hand, Andrew. Wenn du etwas hättest, wärst du hier, um mich zu verhaften, und nicht, um eine melodramatische Konfrontation zu inszenieren. Es wird Zeit, dass du gehst. Ich trete morgen eine anstrengende Reise an und habe heute Abend noch viel zu tun. Ich werde eine Weile unterwegs sein. Ich bezweifle, dass wir uns nach meiner Rückkehr wieder sehen werden.»
    «Warum? Warum hast du es getan? Sie war deine beste Freundin!»
    Zuerst schien es, als würde sie nicht antworten, doch dann entgegnete sie mit einem Achselzucken: «Mach dich nicht lächerlich. Ich hatte keine Freundinnen. Ich hatte nie welche und will auch keine. Das sollte dir klar sein, Andrew; du bist mir näher gekommen als die meisten anderen.» Sie näherte sich ihm und strich langsam mit dem Fingernagel über seinen Handrücken. Er wollte angewidert die Hand wegziehen, doch vorher fügte sie ihm noch einen langen Kratzer zu, aus dem Blut floss.
    «Geh, Andrew, du bist jämmerlich. Wie alle anderen. Nimm deine klebrige Sentimentalität und geh.»
    Als das Mädchen die Tür hinter ihm zumachte, glaubte er drinnen Gelächter zu hören.
     
    Er ließ das Auto auf dem Kirchenparkplatz stehen und ging zu Fuß zu Carols Grab. Ihm war klar, dass er sentimental war. Er legte seinen kleinen Strauß gelber Rosen zu dem Dutzend, das bereits da war, ein

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