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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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horchte angestrengt nach Atemgeräuschen und versuchte zu erkennen, wie sich die Bettdecken hoben und senkten.
    Er sprach ein unwillkürliches «Danke» – zu wem, war er sich nicht im Klaren –, als er sicher war, dass beide atmeten und in ihren Daunenkokons schliefen. Bess lag mit ausgestreckten Gliedern in einem unordentlichen Deckennest mit Märchenmotiven, lächelte und schnarchte leise beim Ausatmen. Er strich ihr zärtlich über das Haar und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Auf der anderen Seite hatte sich sein Sohn wie ein Fötus zusammengerollt, nur ein paar Locken waren auf dem weißen Kissen zu sehen. Kein Platz für einen Kuss. Fenwick hielt die Fingerspitze an die Lippen und legte sie einen Moment auf die Decke, dahin, wo er den Kopf des Jungen vermutete. Alles, was er von Herzen liebte, befand sich in diesem Zimmer. Sollte er eines von ihnen verlieren, würde er das nicht verkraften. Sich nach Moniques Krankheit wieder zu fangen war hart gewesen, aber er hatte es schweigsam bewerkstelligt – und allein. Nur das Wissen, dass er sich um die Kinder kümmern musste, hatte ihn durchhalten lassen.
    Als er kurz darauf im Bett lag, lief ihm eine Träne aus dem Augenwinkel. Ihr folgte eine weitere und dann noch eine.
     
    Der Laborbericht über die Proben aus Johnstones Haus lag auf Fenwicks Schreibtisch, als dieser am Samstagmorgen gegen zehn in übelster Laune eintraf.
    Auf einem Zettel stand mit der Zeitangabe 8.45 zu lesen, dass Sergeant Cooper sich eine Kopie gemacht hatte und damit in die Schule gefahren war. Abgesehen von dem Bericht gab es wenig Neues: Ein paar Leute wollten den Radfahrer gesehen haben, aber entsprechende Nachforschungen hatten zu nichts geführt; in einem großen Umschlag von der Downside School befand sich Katherine Johnstones Personalakte. Er schenkte ihr zunächst keine Beachtung, sondern griff sich den Bericht aus dem Labor, las ihn systematisch und machte sich Notizen zu den Schwarzweißfotos, die er sorgfältig auf dem Schreibtisch ausbreitete. Von links nach rechts arrangierte er die Bilder von Diele, Wohnzimmer, Küche mit Reifenspuren – Letztere in Großaufnahme –, Treppe, Bad. Sie alle zeigten ordentlich aufgeräumte Zimmer mit dezenten Spuren einer Durchsuchung.
    Dann die Fotos von ihrem Schlafzimmer und dem Durcheinander auf dem Boden. Diese legte Fenwick direkt vor sich hin. In dem Bericht fanden sich endlich greifbare Spuren mit detaillierter wissenschaftlicher Auswertung. Als Erstes waren da die beiden dunklen Haare. Der Bericht besagte, dass sie definitiv von einem Menschen, aber nicht vom Opfer stammten, und es lag auch eine erste Analyse vor. Der Querschnitt des Haars war kreisförmig, was bedeutete, dass es vom Kopf stammte; die Farbe war natürlich, keine Tönung. Es war kurz und ohne Spliss, was bedeuten konnte, dass es erst kürzlich geschnitten worden war. Es war glatt, schwarz, mit gleichmäßiger Pigmentverteilung im Kortex, was eine negroide Herkunft weitestgehend ausschloss. An einer Haarwurzel hatten sich Spuren von Follikelgewebe gefunden, die sie auf Blutfaktoren hin untersuchen würden, um einen Vergleich mit dem Blut auf dem Teppich anstellen zu können. Die Neutronenaktivierungsanalyse hatte ebenfalls viel versprechende Ergebnisse erbracht, und sie wollten versuchen, aus der Haarwurzel ein DNS-Profil zu erstellen.
    Das konnte nützlich sein, um eine Anklage gegen einen Verdächtigen zu basteln. Fenwicks Problem war allerdings, dass er keinen Verdächtigen hatte. Frustriert wandte er sich dem Bericht über die fragmentarischen Fingerabdrücke zu.
    Sie waren so klein, dass weder Größe noch Form des Fingers geschätzt werden konnte, und die Forensiker hatten auch nicht feststellen können, ob sie von der rechten oder der linken Hand stammten. Die gute Nachricht war, dass die Abdrücke ein Delta und den Kern zu enthalten schienen. Sie zeigten einen inneren Terminus und offenbar ein Stück einer Narbe. Aber sie würden auf gar keinen Fall das erforderliche Minimum von sechzehn Übereinstimmungen hergeben, das Fenwick brauchen würde, wenn er sie vor Gericht als Beweismittel verwenden wollte. Immerhin stand fest, dass es keine Übereinstimmung mit den Abdrücken von Katherine Johnstone gab. Es mussten stundenlange penible Vergleiche erforderlich gewesen sein, um auch nur diesen einen Sachverhalt zu klären; Fenwick machte sich im Geiste eine Notiz, dass er im Labor anrufen wollte.
    Als Nächstes kam die Blutanalyse. Es fanden sich seitenweise

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