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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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beschlossen, dass die Beleuchtungstechniker mit ihrer Arbeit am Donnerstag fortfahren sollten und man der Putzkolonne Überstunden bezahlen würde, damit sie bis dahin fertig war. Sie hatten kurz mit dem Gedanken gespielt, von der Nutzung des Triforiums abzusehen – es war in einem schrecklichen Zustand –, entschieden sich dann aber doch anders. Die Kathedrale war klein, und sie brauchten jeden Quadratmeter Platz.
    Die Änderung der Pläne missfiel einem Angehörigen der Putzkolonne ganz besonders, hatte er sich doch darauf verlassen, dass er wenigstens bis Samstag uneingeschränkten Zutritt zur Kathedrale haben würde. Aber nach einer kurzen Mittagspause war er imstande, seine spezielle Ausrüstung in einer Truhe auf dem Triforium zu verstecken, hoch über dem Treiben am Boden. Um vier war er mit seiner «Arbeit» fertig. In dem allgemeinen Chaos hatte sich keiner über ein weiteres neues Gesicht gewundert.
    Die Floristin an der Ring Road hatte noch geöffnet, als er zu seinem Versteck zurückfuhr. Er zögerte einen Moment, dann parkte er und betrat den winzigen, überteuerten Laden. Die Geste war inzwischen fast irrelevant, aber beruhigend und nach wie vor befriedigend. Die Aushilfe hatte schon seltsamere Bestellungen entgegengenommen als die des großen, zerlumpten Kerls mit den Bartstoppeln im Gesicht, aber sie lächelte dennoch, weil selbst bei den Männern, wo man es nie vermutet hätte, eine romantische Ader zu finden sein konnte.
     
    In der Crime -Sendung am Mittwochabend bildete der «Fall Rowland» den Aufmacher. Der grausame Mord an der Lehrerin sorgte immer noch für Schlagzeilen, auch wenn es diesmal mehr über Deborah Fearnside zu erzählen gab. Die Produzenten der Serie konnten es kaum erwarten, Fenwick wieder auf Sendung zu haben – Kontinuität mit einer konstanten (und fotogenen) Persönlichkeit gefiel den Zuschauern. Der Assistant Chief Constable war verstimmt, aber zu klug, es sich anmerken zu lassen.
    Fenwick brachte die Zuschauer kurz auf den neuesten Stand. Er blieb eisern in der Gegenwart; Carol Truman wurde mit keinem Wort erwähnt, auch nicht die wahre Verbindung zwischen den Frauen. Aber er zeigte Millionen Fernsehzuschauern das Foto des BMW, ein Fahrrad und Varianten der letzten Phantombilder von Rowland. Die Betonung lag immer noch darauf, dass sie ihn im Zusammenhang mit ihren Ermittlungen «befragen» mussten, aber im Interview gab Fenwick zu, dass Rowland der Mann war, mit dem die Polizei am dringendsten reden wollte, und die Öffentlichkeit ihm sich besser nicht nähern sollte.
    Die Reaktionen auf die landesweit ausgestrahlte Sendung waren unterschiedlich. Fenwicks Mutter zeichnete den zweiten Auftritt auf Video auf, obwohl der Inhalt nicht für die Kinder geeignet war; ein halbes Dutzend Polizisten und Polizistinnen, darunter Nightingale, warteten an den Telefonen im Einsatzraum. Leslie Smiths Mann sah sich die Sendung im tragbaren Fernseher in ihrem Krankenhauszimmer an und spürte die Bedrohung draußen im Dunkeln, gegen die der einzelne Polizist vor der Tür nur unzureichenden Schutz bot. Er griff instinktiv nach der Hand seiner Frau, während Tränen hilfloser Wut auf die weiße Bettdecke fielen.
    Octavia Anderson hatte den Fernseher im Hintergrund laufen, während sie in ihrem Haus, das ein Innenarchitekt eingerichtet hatte, von Zimmer zu Zimmer ging. Sie hatte seit Sonntag nicht mehr richtig geschlafen, und purpurfarbene Schatten lagen unter ihren Augen – auf einer Haut, die teigig wirkte. Sie sah zur Abwechslung einmal älter aus, als sie war. Im Badezimmer befand sich ein kleiner Vorrat an Schlaftabletten, die kurze Intervalle des Friedens hätten bringen können, hätte sie den Mut gehabt, sie zu nehmen.
    Sein Phantombild weckte ihre Aufmerksamkeit, sie machte sich an der Fernbedienung zu schaffen und stelle den Ton lauter. Sein Gesicht blieb lange Zeit eingeblendet. Er hatte sich kaum verändert; sein Hals war kräftiger, die Linien in seinem Gesicht markanter, die Augen die eines Toten – nüchtern, leer, ausdruckslos. In ihrem ängstlichen, fiebrigen Zustand fand sie, dass er gnadenlos vom Bildschirm herüberstarrte, nach ihr Ausschau hielt.
    Er hatte sie gefunden, die ständigen Blumengeschenke waren der Beweis. Jetzt spielte er Katz und Maus mit ihr und überlegte, wann er zuschlagen sollte. Es gab eine Zeit, dachte sie, da hätte ich seine Aufmerksamkeit genossen – wir alle. Debbie, Kate, sogar die dumme kleine Leslie – alle, außer Carol, die nichts

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