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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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unendlich langsame Lidschlag, wieder diese hellgelben, gesprenkelten Augen, die mich so ansahen, als hätten sie ihr Eigenleben, als wüssten sie viel mehr, als dieser Mensch, zu dem sie zufällig gehörten, je begreifen würde.
    »Wollen Sie etwas trinken?«
    »Haben Sie einen Schnaps im Haus? Ich friere.«
    »Selbst gemachten.«
    Ich holte die Flasche aus dem Eisschrank und goss ihm ein.
    »Weshalb soll ich mich nicht mehr darum kümmern?«
    »Weil die Bundesanwaltschaft Sie herzlich darum bittet. Es geht gar nicht um diesen Toten, es geht nicht um mich oder um Belange der Mordkommission, es geht um Sie. Sie sollen zu Ihrer eigenen Sicherheit die Hände davonlassen.« Er wedelte mit Händen und Armen, als könne er es so dringlicher machen. »Ich ermittle auch nicht mehr. Ich darf nicht mehr ermitteln.« Er grinste schief wie ein Schuljunge und schüttelte langsam den Kopf, als fände er sich in dieser Situation überhaupt nicht zurecht.
    »Langsam, langsam«, sagte ich. »Können wir uns zunächst auf eine Sprachregelung einigen? Wie nennen wir ihn? Lewandowski? Dr. Steiner?«
    »Ist mir wurscht«, sagte er heftig. »Wenn ich an ihn denke, nenne ich ihn Lewandowski, obwohl er im Computer plötzlich Breuer hieß.«
    »Also auch noch Breuer. Wie heißt er wirklich? Hat also die Bundesanwaltschaft Sie zu mir geschickt?«
    »Ja, so ähnlich. Sie sollen die Hände rausnehmen. Sofort und ganz und basta.«
    »Was geschieht denn Ihrer Meinung nach, wenn ich trotzdem recherchiere?«
    Wieder dieses langsame Heben und Senken der Lider. »Ich weiß nicht genug, um Prophet zu sein. Ich vermute, dass Sie dann echte Schwierigkeiten bekommen. Es wird Ihnen sowieso niemand Auskunft geben, und wer kann, wird auf Ihnen herumtrampeln.«
    »Das klingt ganz wie eine Sache nach meinem Herzen.«
    »Lassen Sie doch die Arie mit dem Heldentenor. Gut, Ihr Schnaps. Steigen Sie aus und Schluss.«
    »Wer war Lewandowski wirklich?«
    »Ich weiß es nicht. Und wenn ich es wüsste, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Wieso Dr. Steiner?«
    Ich gab ihm die Fotos und berichtete ausführlich von der Ordensverleihung und wie sehr dieser Tote sich bemüht hatte, nicht fotografiert zu werden.
    Er saß da, bewegte keinen Muskel, starrte auf die Fotos, schloss die Augen, räusperte sich und murmelte dann kaum hörbar: »Scheiße! Scheiße! Sie haben alle Fehler, und meistens ist es die Eitelkeit.«
    » Was heißt das?«
    »Vergessen Sie es.«
    »Erzählen Sie mir erst mal den Teil, den Sie erzählen dürfen.«
    »Deshalb bin ich ja hier«, sagte er trocken. »Der Generalbundesanwalt rechnet fest mit Ihrer Hilfe. Die soll darin bestehen, dass Sie vergessen und schweigen. Er geht davon aus, wenn Sie darum gebeten werden, dann werden Sie vermutlich nicht weiter recherchieren. So denken sich das jedenfalls die Herren von der Bundesanwaltschaft.« Er lächelte freudlos. »Ich denke allerdings, dass die hohen Herren sich die Dinge so zurechtlegen, wie sie sie gerne hätten. Und wie ich Sie einschätze, werden Sie nicht nur loslegen, sondern jetzt erst richtig Dampf machen.« Er machte eine lange Pause und schlürfte genießerisch an dem Kräuterschnaps. »Also, wir finden den toten Lewandowski, und Sie stoßen dazu. Gewöhnlich gehen wir dann bei unseren Computern hausieren, um zu sehen, was die anzubieten haben. Bei Lewandowski spuckt der Computer die kürzeste Auskunft aus, die Sie sich vorstellen können: C-16, nur ein C-16. Das heißt, ich muss augenblicklich die Bundesanwaltschaft verständigen, kriege den Fall mit sofortiger Wirkung abgenommen, muss auf der Stelle die Akte abliefern und kann alles vergessen, was ich bis zu diesem Zeitpunkt weiß oder ermitteln konnte.«
    »Was bedeutet der Code C-16 genau?«
    Er fuchtelte wieder mit den Händen. »Das ist doch wurscht, was er bedeutet, das spielt doch gar keine Rolle. Ich muss einen Aktenvermerk machen, einen peinlich genauen Aktenvermerk. In diesem Fall muss ich also schildern, wer der Polizei den Toten gemeldet hat, wie er entdeckt wurde, wo er lag, wie er vermutlich zu Tode kam, wie die ersten Ermittlungen verlaufen sind, wer von meinen Leuten zugegen war. Ich musste natürlich auch erwähnen, dass Sie zufällig des Weges kamen, dass wir miteinander gesprochen haben und genau, was wir sprachen. Ich habe auch vermerkt, dass ich Sie bitten werde, zu schweigen und nicht zu recherchieren.«
    Krümel sprang im Flur an der Tür hoch, krallte sich an die Klinke, die Tür ging auf, Krümel kam hereinspaziert und

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