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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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schnupperte desinteressiert an Guttmanns Hosenbeinen. Plötzlich sprang sie auf seinen Schoß, leckte über seinen linken Handrücken, biss einmal kräftig hinein und verschwand dann wie der Blitz unter dem Schreibtisch.
    »Sie mag Sie. Das war ein Testbiss, ein Liebesbiss. Sie heißt Krümel, und sie ist schwanger.«
    »Hallo, junge Frau«, murmelte er matt. Dann brachte er ein Päckchen Gitanes zum Vorschein und zündete sich eine an.
    »Ich rauche zu viel. Hören Sie, ich bin wirklich hierher gekommen, um Sie im Namen der Bundesanwaltschaft darum zu bitten, die Sache nicht zu verfolgen. Ich weiß nichts über Lewandowski, außer natürlich, dass er ein C-16 ist, was einfach besagt, dass er alles andere als ein Penner war. Aber das wissen Sie ja ohnehin, nachdem Sie ihn als Dr. Steiner bei einer Ordensverleihung fotografiert haben.«
    »Wieso taucht der Name Breuer im Computer auf?«
    »Breuer ist ein Schlüsselwort und rein technisch zu verstehen. Irgendwelche Leute haben sich darauf geeinigt, dass alles, was zu den Namen Lewandowski, oder Dr. Steiner an Fakten auftaucht, unter der Bezeichnung Breuer im Computer archiviert wird. Breuer kann also sein tatsächlicher Name sein, der Name eines Vorgesetzten, eines Amtes oder auch bloß der Name eines Falles, in dem dieser Mann eine Rolle spielte. Ich weiß es nicht.«
    »Nur, dass Sie nicht die ganze Wahrheit sagen«, stellte ich ohne jeden Vorwurf fest. »Was bedeutet C-16 wirklich? Ich mag zwar auf dem Land leben, aber wie solche Computer funktionieren, weiß ich ziemlich genau. Dieses C-16 muss in Ihrem Computer einen Wert haben, entweder plus oder minus. Irgendwie muss Ihnen der Computer doch verraten, was C-16 bedeutet, soweit zumindest, ob dieser tote Lewandowski ein Gegner der Bundesanwaltschaft war oder nicht. War er ein Gegner, hat das C-16 ein Minuszeichen, stand er auf der Seite der Bundesanwaltschaft, ein Pluszeichen. An diesem Punkt versuchen Sie zu mogeln.«
    »Wertester Baumeister«, sagte er mit einem Lächeln, das seine Augen Lügen straften, »ich streife die Wahrheit nur, weil dieser verdammte Staatsapparat es so befiehlt und weil ich in Ruhe meine Rente erleben will.« Er warf den Zigarettenstummel in das Feuer. »Richtig, es war nicht die ganze Wahrheit. Im Computer erschien der Name Breuer, dann das C-16 und dahinter ein ZAB. Das heißt zunächst, dass alles sofort an die Bundesanwaltschaft abzugeben ist. Und die haben andere Computer mit Programmen, zu denen ich keinen Zugang habe.«
    Weiter, dachte ich, erzähl weiter. »Essen Sie etwas mit mir? Rauchschinken vom Bauern?«
    »Wäre nicht schlecht«, murmelte er abwesend.
    »Kommen Sie, wir gehen in die Küche. Haben Sie dieses C-16 eigentlich oft?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das war eine Premiere für mich. O wie schön, ein richtiger alter Küchenherd.«
    »Schwarzbrot mit Butter dazu?«
    »Margarine wäre besser. Meine Frau hat mein Cholesterin fest unter Kontrolle. Ich sag’ ja, ich will die Rente erleben.«
    »Sie haben auf die Geschichte mit dem Plus oder Minus nicht geantwortet. Warum weichen Sie aus?«
    Er schnaubte und starrte aus dem Fenster. Es hatte wieder zu schneien begonnen. »Vielleicht untermauert das die Tragweite des Falles. C-16 bedeutet, dass Lewandowski ein Mann ist, der für diesen Staat im Einsatz war, als er starb.«
    »So etwas wie ein Staatsschützer?«
    »Kann man sagen.«
    »Ein Spion vielleicht, ein Agent?«
    Das erheiterte ihn, er drehte sich grinsend zu mir um. Diesmal lachten auch die Augen mit. »Das käme Ihnen entgegen, was? Das gefällt dem Journalisten! Ein Agent! Na prima! Lewandowski kann alles Mögliche gewesen sein: BND, Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt, Zollfahnder, Finanzfahnder, was weiß ich. Das weiß nur die Bundesanwaltschaft, und die wird kein Wort sagen, kein Sterbenswort. Aber das erklärt wenigstens die Bundesbahnfahrkarte nach Basel.«
    »Ist das nicht ungewöhnlich: ein Staatsagent als Penner?«
    Er seufzte. »Diese Geheimdienstjungs lassen nichts aus. Angeblich hat im Sommer ein Verfassungsschützer eine Demonstration in Bonn als wandelnde Lokusbude unterlaufen. Aber das ist wohl üble Nachrede.«
    »Was geschieht, wenn ich trotz allem recherchiere?«
    »Dann wird es unerfreulich«, murmelte er. »Vorzüglich, der Schinken.« Sein Gesicht wirkte auf einmal wieder ganz verschlossen, so als habe er plötzlich erschreckt erkannt, dass er zu viel gesagt hatte.
    »Haben Sie wirklich noch nie von einem anderen C-16-Fall gehört? Und noch

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