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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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McGladdery. Sollen sich die Jungs aus Newry damit beschäftigen. Und kehren Sie nicht noch einmal zu The Glen zurück. Patricia Curran ist tot.«
    »Was wissen Sie schon von Frauen, die einen Mann ruinieren?«
    »So viel wie Sie. Meine Frau ist schon lange weg. Raus aus meinem Leben, ran an die Flasche. Ach, und übrigens: Wenn ich Sie wäre, würde ich mir das Dossier Ihrer neuen Freundin aus der Bibliothek beim Special Branch noch einmal ansehen. Und diesmal sollten Sie es sorgfältiger lesen. Sie steht immer noch unter gerichtlicher Vormundschaft. Sie kann jederzeit gegen ihren Willen zwangseingewiesen werden. Dann könnten Sie in Holywell statt Mrs Curran sie besuchen. Die im Übrigen keine Besucher mehr empfangen wird.«
    McCrink sah durchs Fenster, wie Ferguson über den Parkplatz ging. Der Wind blähte seinen Regenmantel hinter ihm wie einen Umhang, ein zerfleddertes, windzerzaustes Ding. Er sah aus wie eine Figur aus der Vergangenheit, ein buckliger, mit korruptem Wissen beladener Leibwächter. McCrink wusste, dass er Fergusons Rat annehmen sollte. Richter Curran und McGladdery. Er hatte ein Gespür für vorherbestimmte Ereignisse. Als das Licht hinter dem Berg verschwand, wurde es dunkel, die Nacht fiel über die Stadt, und McCrink konnte durch den Regen die Lichter auf der Promenade erkennen. Ferguson hatte die Straße überquert und ging die Main Street hoch, eine Aura von schlechten Botschaften verbreitend. McCrink dachte an den Mörder. Die fehlenden forensischen Beweise auf den Kleidern. Die rasende Attacke, ohne dass der Mörder Spuren am Tatort hinterlassen hätte. Er nahm sein Notizbuch heraus und las, was er über die Sachen niedergeschrieben hatte, die in der Sickergrube gefunden worden waren. Unterhemd. Jacke. Krawatte. Schwarze Lederschuhe.
    Er fuhr zurück nach Newry. Als er im Corry Square eintraf, standen Speers und Johnston an der Rezeption.
    »Können wir etwas für Sie tun, Sir?«, fragte Johnston.
    McCrink schaute Speers an. Johnston machte keine Anstalten, den Raum zu verlassen. Er trug seine Uniformjacke offen, die Dienstmütze hatte er aus der Stirn geschoben.
    »Die Kleider in der Sickergrube. Warum war der Anzug nicht dabei? Warum sollte einer riskieren, dabei gesehen zu werden, wie man Jacke, Schuhe und Krawatte in die Grube wirft, nicht aber den Anzug?«
    »Vielleicht war der Anzug nicht voller Blut«, sagte Speers.
    »Warum sollte man ihn dann verstecken?«
    »Vielleicht hat er den Anzug angezündet, hat ihn im Kamin verbrannt«, sagte Johnston.
    »Er würde doch nicht den Anzug verbrennen und die anderen Kleider nicht!«
    »Ich verstehe nicht, was Sie sagen wollen. Man könnte fast glauben, Sie möchten, dass McGladdery freigesprochen wird«, sagte Johnston.
    »Die Geschworenen haben sich kein bisschen über die Beweise beraten.«
    »Sie haben sich so weit beraten, wie es nötig war.«
    »McGladdery war’s«, sagte Speers.
    »Wir haben ihn dingfest gemacht«, sagte Johnston, »wir und Richter Curran.«
    »So ist das, Inspector«, sagte Speers.
    »So ist das hier bei uns in der Gegend«, sagte Johnston.
    *
    Am nächsten Tag berichteten die Zeitungen in Newry, dass der Henker Harry Allen in Belfast eingetroffen sei. Der Bericht zeigte ein Foto von Allen. Ein großgewachsener Mann mit Schnurrbart und Haaren, die er mit Brillantine zurückgekämmt hat. Er trägt Fliege und hat eine Nelke im Knopfloch. Es sieht aus, als sei die Aufnahme gemacht worden, während er sich mit einem Glas in der Hand auf die Kamera zubewegt, dabei gestört, eine Frau zu bezaubern. Er hat einen sinnlichen Mund und die schwermütigen Augen eines Schauspielers.
    »Was hat es bloß mit diesen Henkern auf sich?«, sagte McCrink.
    Männer mit obskuren Berufen, die auf die Bühne gestellt wurden, denen die Einsamkeit ihrer Berufung eine Bürde sein sollte. Man wollte, dass sie einem das Bewusstsein für letzte Dinge vermittelten, und bekam stattdessen zweitrangige Theaterschreihälse.
    »Es dreht sich doch alles ums Theater«, sagte Margaret, »Dorfunterhaltung am Waldrand. Die Leute wissen, dass das Böse knapp außerhalb des Scheinwerferlichts lauert. Die Stücke haben eine Moral, die Schauspieler sind als Hungersnot und Pest verkleidet.«
    Es schien, als verlangte eine Hinrichtung ein gewisses Element an Unprofessionalität. Der Geistliche, der sich über die Bibel beugt. Alle um den Häftling versammelt, laienhaft, stümperhaft.
    »Alle Hinrichtungsmethoden sind so. Das Fallbeil. Der elektrische Stuhl. Sehen

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