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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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aus wie etwas, das man in der Garage selber zusammengebastelt hat.«
    »Professionell kann man es jedenfalls nicht nennen.«
    »Es gibt immer wieder Geschichten darüber, was alles schiefgelaufen ist. Menschen, die sich am Strick winden.«
    »Elektrische Hochspannung. Körperflüssigkeiten, die bis zum Siedepunkt erhitzt wurden. Der erstaunte Ausdruck auf dem Gesicht des zum Tode Verurteilten.«
    »Das reicht zurück bis ins Mittelalter. Die hatten eine Vorliebe dafür. Der ausgeweidete Häftling, dem man das Gedärm vor sein Gesicht hält.«
    »Alle Berufsgruppen des Bürgertums sollen anwesend sein. Der Geistliche, der Doktor.«
    Aber da war mehr dahinter, dachte er sich. Die Öffentlichkeit wollte gar nicht, dass eine Hinrichtung zu professionell vor sich ging. Es war wichtig, dass sie grausam verlief. Sie wollten den Häftling zerlegen, zerfleischen. Sie wollten diese Beschäftigung mit inneren Organen, mit dem Innersten, dem Wesen des Menschen. Sie wollten die Ticks der Sterbenden, die Krämpfe, die entsetzlichen Zuckungen.
    »Es erinnert mich an meinen Aufenthalt im Krankenhaus«, sagte sie, »sie geben dir ein Stück Gummi, auf das du beißt, bevor sie dir die Dinger an die Schläfen legen, die Elektroden.«
    »Dahin gehst du nicht zurück.«
    »Das kannst du nicht wissen. Ich werd morgen früh vor dem Gefängnis protestieren. Sie können mich zurückschicken, aber irgendwer muss doch was tun. Du bist übrigens ganz schön still geworden mit deiner großen Kampagne, Richter Curran zu Fall zu bringen.«
    »Du hast mir nie gesagt, dass du immer noch unter gerichtlicher Vormundschaft stehst.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Nichts.«
    »Woher weißt du es?«
    »Von Ferguson.«
    »Verstehe.«
    *
    In der Nacht vor der Hinrichtung blieb er in ihrer Wohnung. Gegen 7 Uhr öffnete er ihre Tür und fand sie schlafend auf dem Bett. Er ging, ohne sie zu wecken.
    Die Stadt war nebelverhangen, der Klang des Verkehrs gedämpft. Die Bauart der Fabrik am Ende der Canal Street war der Bauweise eines venezianischen Palastes aus dem 18. Jahrhundert nachempfunden. Man dachte unwillkürlich an verhüllte, mit Stilett bewaffnete Figuren, die durch die Finsternis des Abends eilen. Die Handelsgebäude an der Promenade ließen einen an die Weimarer Republik denken, als das Bankensystem am Boden lag. Bombastische Architektur einer untergegangenen Epoche, öde Überreste an den Ufern des Kanals.
    Am Ende der Hill Street sah er das Frontier Kino, die beleuchtete Fassade schien einer alten Einsamkeit Zuflucht zu gewähren. Ben Hur stand auf dem Programm. Genau das, was er brauchte. Ereignisse in epischer Breite. Das Donnern von Streitwagen. Verrat. Verborgene sexuelle Zwischentöne.
    Er kaufte eine Eintrittskarte und betrat den Saal, als die Nachrichten anfingen. Er nahm seinen Platz in der Dunkelheit ein, sah Bildmaterial von Nukleartests auf dem Bikini-Atoll. Die dunkle Verschmelzung. Die chemische Reaktion, die aufkochende Pilzwolke als Bestätigung am Himmel. Das Brüllen der Explosion, das den Traum erschütterte und Schauer über den abgelegenen Ozean rollen ließ. McCrink verstand. Man war nicht hier, um weitergebildet zu werden. Die Vorschau war dazu da, um über den Terror der Zukunft zu informieren. Man wurde aufgefordert, über die Strahlung nachzudenken, die Verstrahlung. Darüber, wie jemand in fundamentalen Belangen geändert werden konnte.
    Nach der Vorstellung sah er Will Copeland mit einer Gruppe anderer im Foyer. Will wollte, dass sie Blutsbrüder werden. Er sagte, sie sollten den heiligen Eid schwören. Sie seien fürs Leben verbunden und falls einem etwas zustoße, werde sich der andere schrecklich rächen.
    McCrink spürte Copelands feigen Blick auf sich. Wo warst du in den zwei Tagen nach dem Mord? Er fragte sich, ob Copeland das Buch The Long Wait in Roberts Zimmer gesehen hatte, als sie sich in jener Nacht für den Tanz bereit machten, die Frau selbstsicher, der Mann in Fesseln.
    McCrink ging die Hill Street hinunter, vorbei an Foster Newell’s, dann überquerte er die Straße, um zur Promenade zu gelangen. Er ging an Mervyns Schustergeschäft vorbei. Im hinteren Teil des Ladens brannte Licht. Er versuchte, die Tür zu öffnen, und stellte fest, dass sie nicht verschlossen war. Er trat ein, hob die Klappe der Ladentheke hoch und ging in den hinteren Teil des Raumes, vorbei an den Leisten und Leimen und aufgereihten Feilen. Der kräftige organische Geruch der Klebstoffe hing in der kalten Nachtluft.
    Mervyns

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