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Requiem: Roman (German Edition)

Requiem: Roman (German Edition)

Titel: Requiem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin McNamee
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geschnitzt war. Es gab die kernigen Typen, unnahbare Männer, die sich über sportliche Heldentaten definierten. Und es gab die Verführer der Frauen anderer Männer, listige Schmeichler bleicher, frustrierter Frauen.
    Am nächsten Morgen fuhr McCrink durch die kümmerlichen Straßen von Craigavon, vorbei an scheckigen Betonüberführungen, verlassenen Grundstücken und seinem Hinterland gescheiterter Bürgerlichkeit.
    John Speers wartete vor dem Bahnhof am Corry Square auf ihn. McCrink hatte Speers nicht mehr gesehen, seit er vor zwanzig Jahren von Belfast nach London gegangen war. Speers Haut hatte einen grauen Farbton. Er wirkte aschfahl, sah erschöpft aus, ein Apostel des falschen Glaubens. Er schüttelte McCrink die Hand.
    »Schön, zu sehen, dass man ein Auge auf uns hat und die Jungs aus der großen Stadt zu uns schickt«, sagte Speers und ließ McCrink wissen, dass es keinen Weg gab, Missgunst auszuweichen, und dass immer eine feine Verbitterung bleiben würde.
    »Es ist Ihr Fall, John«, sagte McCrink.
    »Dann haben Sie sich von Ihrem Kreuzritterschwert also losgesagt«, sagte Speers.
    »Schon lange. Vielleicht sollten wir loslegen.«
    *
    Pearls Leiche war am Weir’s Rock verborgen, ihre Kleidung zwischen Damolly Cross und dem Tatort weggeworfen worden. Speers hatte eine Bestandsaufnahme der Kleidungsstücke gemacht. McCrink achtete auf die Etiketten. Das Wort Ladybird in ihrem Höschen, das Wort Playtex auf ihrem Büstenhalter. Der genoppte Stoff. Lejaby. Es gab Dinge, die er an Frauen nicht verstand. Wie sie sich selbst einschätzten, an welche Regeln sie sich hielten. McCrink fragte sich, ob Pearls Kleider deshalb entfernt worden waren. Ob der Mann, der sie umgebracht hatte, sich dabei ertappte hatte, ihre Kleidung zu untersuchen. Ob er angestrengt versucht hatte, sie zu verstehen, ein Theologe des Mittelalters, über eine offengelegte Handschrift gebeugt.
    »Das ist Sergeant Johnston«, sagte Speers.
    Johnston war ein stämmiger Mann in den Fünfzigern. Die Art von nordirischem Polizist, die McCrink erwartet hatte. Mit Hängebacken, missgünstig, gewitzt.
    »Wo war sie in jener Nacht?«
    »Ringelpiez in einer Tanzhalle. Wir haben den Kerl. Haben ihn für Sie drangekriegt. Haben ihn bloß noch nicht geschnappt.«
    »Und wer ist das?«
    »Kerl aus der Nachbarschaft namens McGladdery. Er ist kein unbeschriebenes Blatt. Verurteilung wegen Ruhestörung und ähnlichem Zeugs.«
    »Irgendwelche Sexualvorstrafen?«, fragte McCrink.
    »Auf jeden Fall keine, die zur Anzeige kamen. Ich würd mal sagen, er hat darauf hingearbeitet.«
    »Zeugen, die ihn dort gesehen haben?«
    »Die halbe Stadt weiß, dass McGladdery bei dem Tanz war. Er und Will Copeland. Beide hackevoll. Er hat mit dem Opfer getanzt. Hat sie betatscht, nach allem, was man hört. Konnte die Finger nicht von ihr lassen.«
    »Das ist beim Tanzen nicht ungewöhnlich, würd ich sagen«, meinte McCrink.
    »Na, das hängt davon ab. McGladdery verschwindet nach dem Tanz und bis zum nächsten Tag ward er nicht mehr gesehen. Vor der Halle ist ein Fahrrad verschwunden. Wir gehen davon aus, dass er es gestohlen hat«, sagte Johnston.
    »Er war einige Zeit in London. Interessiert sich für Bodybuilding und so Sachen«, sagte Speers.
    »Wir sollten ihn uns schnappen«, insistierte Johnston.
    »Nein«, gab McCrink zurück, »lassen wir ihn laufen. Warten wir, bis er sich selbst ein Bein stellt. Aber wir müssen anfangen, die Zeugen zu vernehmen. Bringt sie hierher.«
    »Wir könnten es auch am Corry Square machen.«
    »Ich schlage vor, wir machen es in der Queen Street. Damit es kein Heimspiel wird. Wer hat sie gefunden?«
    »Ein Junge, der mit seinen Hunden unterwegs war. Hat Kleider am Straßenrand entdeckt. Es gibt Blutspuren zwischen dem Feld und der Straße. So, wie ihr Gesicht aussieht, hat er ihr die Nase eingeschlagen, und sie ist über die Felder geflüchtet.«
    »Ich bin weg aus London, um mit so was nichts mehr zu tun zu haben«, sagte McCrink.
    »Keine Chance, dem zu entkommen«, sagte Johnston, »was man sät, das erntet man.«
    »Ersparen Sie uns die Bibelstunde, Sergeant«, sagte Speers.
    »Stand an einer Giebelwand auf dem Weg nach Weir’s Rock.«
    »Erzählen Sie uns bloß nicht, dass es hier um so was geht«, sagte McCrink.
    »Das unbescholtene Leben. Waren Sie schon mal an ähnlichen Fällen?«, fragte Speers.
    »Ja, schon«, sagte McCrink und dachte an das Mädchen, ausgestreckt im verfaulenden Gras, »in London. Toms, umgebracht und

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