Reseph
Reseph.« Er wandte sich an Jillian. »Es war schön, dich zu sehen.« Damit verließ er den Raum.
»Was meint er denn mit Obdachlosenheim?« Resephs Kristallaugen blickten fragend in ihre.
Scheiße. Jillian stieß einen langen Seufzer aus. »Dort wirst du ab sofort bleiben. Matthew und die Sozialarbeiter werden dir dabei helfen, herauszufinden, wer du bist.«
Er biss die Zähne derartig fest zusammen, dass sein Kiefer vernehmlich knackte. »Und wenn sie es nicht herausfinden?«
»Dann werden sie dir dabei helfen, allein klarzukommen.«
Er trat näher an sie heran, überwältigte sie mit seiner Größe, seiner Präsenz, seinem maskulinen Duft nach freier, wilder Natur. »Ich will aber nicht in so ein Heim. Ich will bei dir bleiben.«
»Das geht nicht.« Sie wich zurück, musste sich unbedingt von der magnetischen Anziehungskraft befreien, die ihn zu umgeben schien. »Du brauchst Dinge, die ich dir nicht geben kann.«
»Ich kenne diese Leute nicht.« Er klang so verstört, dass sie beinahe die Hand nach ihm ausgestreckt hätte. Lieber Gott, wie leicht er ihre Emotionen aufwühlte. Ein weiterer Grund, warum er gehen musste. »Ich will sie auch gar nicht kennen.«
Sie musste hart bleiben. Nicht seinetwegen, sondern ihretwegen. »Reseph, ich habe auf meiner Farm mehr als genug zu tun. Da kann ich nicht noch einen Streuner gebrauchen.«
»Streuner?« Im nächsten Moment hatte er sich auf sie gestürzt. Sie hatte nicht einmal Zeit, sich zu fürchten oder seine Absichten zu hinterfragen, weil sich sein Mund da schon auf ihrem befand und sein Körper sich wie eine Wand gegen ihre Kurven drückte. »Fühlt sich das vielleicht an, als ob ich nichts als ein Streuner wäre?«, murmelte er gegen ihre Lippen.
Gütiger … Himmel. Nein, das tat es nicht, aber sie konnte es einfach nicht riskieren, eine Beziehung mit ihm einzugehen schon gar nicht mit jemandem, der sich möglicherweise am Ende als Serienmörder oder so entpuppen würde. Sie kannte sich mit Kerlen aus, die vollkommen anders waren, als man gedacht hatte.
»Reseph, bitte …«
Er küsste sie erneut, nahm ihr Gesicht in seine breiten Hände, und ihr fiel nicht einmal ein, zu protestieren. Ganz im Gegenteil, als seine Zunge über ihre geschlossenen Lippen fuhr, öffnete sie sich für ihn. Was er sogleich ausnutzte – seine Zunge drängte sich gegen ihre, doch dann verlangsamte er sein Tempo und knabberte an ihrer Unterlippe. Seine meisterliche Verführungskunst ließ sie dahinschmelzen, als ob sie keinen einzigen Knochen im Leib hätte. Ihre Atemzüge wurden unregelmäßig, als sie sich immer mehr in seinem Kuss und dem Gefühl seines Körpers verlor, der sie gegen die Wand presste.
Ihr eigener Körper mühte sich ab, ihm sogar noch näher zu kommen. Jeglicher Sinn für Zeit und Ort wurde zu einer unbestimmten Erinnerung in ihrem Hinterkopf, als Resephs fester Oberschenkel sich zwischen ihre Beine drängte und seine Brust sich gegen ihre Brüste drückte.
»Bring mich nach Hause, Jillian.« Seine geflüsterten Worte kitzelten ihre vom Kuss geschwollenen Lippen. »Ich verspreche dir, dass du von mir nie wieder als Streuner denken wirst.«
Verführerisch. So verdammt verführerisch.
»Was soll denn das?!« Matthews Stimme knallte wie eine Peitsche in dem kleinen Zimmer, sodass sie zusammenzuckte. »Weg von ihr, Freundchen!«
Reseph wurde vollkommen – gefährlich – ruhig. Dann wandte er ganz langsam den Kopf. »Verpiss dich,
Freundchen
.«
Was auch immer Matthew in Resephs Miene sah – er trat zurück und legte seine Hand auf die Pistole an seiner Hüfte.
Oh, Scheiße. Mit klopfendem Herzen glitt Jillian hinter Resephs Körper hervor und stellte sich zwischen die beiden Männer. »Ist schon gut, Matthew. Wir haben uns nur verabschiedet.«
Mit einem Schlag verpuffte die bedrohliche Aura, die Reseph umgeben hatte, und Schmerz blitzte in seinen Augen auf. Sie hätte beinahe nachgegeben. Hätte ihn beinahe gebeten, mit ihr nach Hause zu kommen. Stattdessen gelang ihr ein zittriges Lächeln.
»Pass auf dich auf, Reseph.«
Und dann machte sie, dass sie wegkam.
6
Ein stechender Schmerz durchbohrte Reseph, als Jillian davonging. Er hörte, wie ihr Truck den Parkplatz verließ, und spürte ein tiefes, scharfes Brennen. Sie hatte ihn verlassen. Sie hatte ihn tatsächlich verlassen. Es schien ihr nicht einmal allzu schwergefallen zu sein. Sie hatte keinen Blick zurückgeworfen, war aus dem Gebäude gerannt, als ob sie es nicht erwarten könnte, von ihm
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