Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
Vom Netzwerk:
außen am Hosenbund.
    Reseph ließ das Ganze amüsiert über sich ergehen, aber Jillian musste eines zugeben: Wenn es auch Tanyas Zuwendung war, die ihn zum Grinsen brachte, so war es Jillians Berührung, die seine Augen vor Hitze dunkel verfärbte.
    Sie war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Doch, sie war sich sicher. Er brauchte Hilfe, die sie nicht leisten konnte, also musste er gehen. Sich auf einen Mann ohne Vergangenheit einzulassen … daraus konnte sich ja nichts Gutes entwickeln.
    »Und wohin jetzt?«, fragte er, als sie wieder in den Truck stiegen.
    »In den Futtermittelladen und dann ab zur Polizei.«
    Mit einem Mal war er ganz angespannt, er schluckte und sah sie ernüchtert an. »Was, wenn die rausfinden, dass ich ein … schlechter Kerl bin?«
    »Das werden sie nicht.« Sie ließ den Motor an.
    »Bist du sicher?«
    Nein.
»Ja.«
    Er sagte nichts mehr, als sie zum Futtermittelladen fuhren, und in den zwei Minuten, die sie brauchte, um acht Säcke Getreide zu bezahlen, hatte er sie bereits säuberlich auf der Ladefläche des Pick-ups aufgestapelt. Er wartete an der Hecktür auf sie, den Ellbogen oben aufgestützt, einen Fuß lässig über den anderen gelegt.
    »Mir ist aufgefallen, dass der Boden unter deinem Getreidelager feucht ist«, sagte er. »Ich könnte ein paar von den umgestürzten Bäumen hinter dem Haus dazu verwenden, eine erhöhte Plattform für das Getreide zu bauen, wenn wir zurückkommen.« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Mit einem Geschirrspüler kenn ich mich nicht aus, aber aus irgendeinem Grund bilde ich mir ein, mit Werkzeug ganz gut klarzukommen.«
    Die Art, wie er ihr das anbot, so zwanglos, als ob seine Situation ganz alltäglich wäre, drückte ihr das Herz ab. Nichts an alldem hier war zwanglos oder alltäglich oder auch nur willkommen. Sie konnte sich um sich selbst kümmern. Sie brauchte ihn nicht, wollte sich nicht von ihm abhängig machen, und ganz sicher wollte sie sich nicht daran gewöhnen, ihn um sich zu haben.
    Als sie das letzte Mal einen Mann in ihr Leben gelassen hatte, hatte sie am Ende nicht nur ein gebrochenes Herz gehabt, sondern obendrein noch ein paar gebrochene Knochen.
    »Danke«, sagte sie entschieden, als sie in den Truck sprang, »aber das wird nicht nötig sein. Ich komm schon klar.«
    Er setzte sich neben sie, ohne sich die Mühe zu machen, sich anzuschnallen, während sie aus der Parklücke zurücksetzte. »Du nimmst nicht gerne Hilfe an, oder? Warum nicht?«
    Plötzlich stieg praktisch aus dem Nichts Wut in ihr auf, die sie in ihrer Intensität selbst schockierte. »Weil man immer im Stich gelassen wird, wenn man gerade am dringendsten Hilfe von jemandem brauchen könnte.«
    »Du hast mich nicht im Stich gelassen, als ich dich brauchte«, sagte er leise.
    Mit schmerzhaft schlechtem Gewissen schoss sie auf den Parkplatz vor dem Polizeirevier, schnappte sich die Tüte mit Resephs Einkäufen und rannte praktisch hinein.
    »Hey, Jillian.« Matthew Evans, der in der Highschool zwei Jahre über ihr gewesen war, stand hinter seinem Schreibtisch. »Stacey hat heute Abend keinen Dienst.«
    »Ich bin nicht wegen Stacey hier.« Sie tätschelte Resephs Arm. »Ich habe hier ein Rätsel für dich.«
    »Was gibt’s?«
    »Das ist Reseph. Ich hab ihn in der Nähe meines Hauses gefunden. Er hat eine Amnesie, und wir wissen nicht, wer er ist.«
    Matthew warf ihr einen Blick der Marke
Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein
zu. »Machst du Witze?«
    »Leider nein.«
    Nach einem Moment, in dem er vermutlich versuchte zu entscheiden, ob er ihr die Geschichte abkaufen sollte oder nicht, nickte Matthew. »Okay, dann werden wir erst mal einen Bericht aufnehmen und dann sehen, wie wir weiter verfahren wollen.« Er winkte mit seinem Stift in Resephs Richtung. »Wissen Sie denn noch irgendetwas? Wo Sie wohnen? Wie Sie auf den Berg gekommen sind?«
    »Nein.« Resephs Stimme war ruhig und ernst, genau das Gegenteil von dem, wie er mit ihr und Tanya gewesen war.
    »Das Einzige, was wir haben, ist sein Vorname«, ergänzte Jillian.
    Matthew geleitete sie zu einer Gruppe von Stühlen, und die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit, Fragen zu beantworten und Formulare auszufüllen. Als sie damit fertig waren, stand Matthew auf. Jillian und Reseph folgten seinem Beispiel.
    »Ich werde mit der State Police Kontakt aufnehmen und ihnen den Fall übergeben. Aber zuerst werde ich mal das hiesige Obdachlosenheim anrufen, damit Sie eine Unterkunft bekommen,

Weitere Kostenlose Bücher