Reseph
hasste es, dass Resephs Existenz auf diese Art und Weise aufgedeckt worden war, aber dafür konnte er niemandem außer sich selbst die Schuld geben. »Ich wusste es seit dem Tag, an dem Thanatos ihm Deliverance ins Herz gestoßen hat. Ich bin derjenige, der ihn aus Sheoul-gra herausgeholt hat.«
Fassungslose Gesichter starrten ihn an. Schließlich brach Arik das Schweigen. »Ich hoffe nur, du hast eine verdammt gute Erklärung für das alles, denn sonst tret ich dir gleich jetzt und hier in den Arsch, Engel hin oder her.«
»Du nimmst dir zu viel heraus, Mensch«, entgegnete Reaver vielleicht ein wenig zu defensiv. »Ich tue nichts ohne guten Grund.« Er hoffte nur, dass sein Grund gut genug war. »Ich habe mich nach Sheoul-gra begeben, um mich zu vergewissern, dass Resephs Seele in Sicherheit ist. Er hat immer noch eine Rolle zu spielen, wenn die letzten Tage kommen. Die Prophezeiung der
Daemonica
hat sich nicht erfüllt, aber es existiert schließlich noch eine weitere Prophezeiung.«
»Das wissen wir«, knurrte Thanatos. »Jetzt komm mal lieber zu dem Teil, wo du ihn freigelassen hast.«
»Geduld«, fuhr Reaver ihn an. »Ich bin keiner deiner Diener.« Er rollte sich in aller Ruhe die Ärmel auf, um sich selbst eine Chance zu geben, die richtigen Worte zu finden. »Ich ging also nach Sheoul-gra. Aber ich hatte nicht erwartet, Reseph in der Form zu finden, in der er sich befand. Er war nicht … er war keine Seele. Er war er selbst.«
»Er selbst?«, fragte Ares. »Als wer? Pestilence oder Reseph?«
»Reseph. Aber er war gebrochen.«
Limos entzog sich Arik. »Was meinst du mit
gebrochen
?«
»Er war Reseph, aber er erinnerte sich an alles, was er als Pestilence getan hatte.«
»Oh Gott«, flüsterte Limos. »Wie grauenhaft.«
Kynan fluchte. »Ich kapier nicht, was daran so schlimm ist. Dann muss er eben die Verantwortung dafür übernehmen, dass er Millionen von Menschen umgebracht hat. Warum ist das ein Problem?«
»Ich frage mich dasselbe«, sagte Arik. »Was soll’s – dann erinnert er sich halt an das, was er getan hat.«
»Ihr habt Reseph nicht gekannt«, sagte Limos. »Keiner von euch beiden. Ihr habt ihn nur als bösartiges Ungeheuer kennengelernt. Aber ehe sein Siegel brach, war er ein glücklicher Mann, der immer zu Späßen aufgelegt war und niemandem je absichtlich wehtat. Wenn er von all den Dingen weiß, die durch ihn geschehen sind, wird ihn das umbringen.«
»Und genau das war, was passierte«, sagte Reaver. »Er verletzte sich selbst. Ich habe noch nie im Leben gesehen, dass sich jemand derartig selbst gefoltert hätte.« Nun ja, zumindest nicht in dem Teil des Lebens, an den er sich noch erinnern konnte. »Sein Geist war zersprungen.«
»Ist mir egal«, fauchte Arik. »Dieser Arsch verdient jedes bisschen Elend und Leid, das er fühlt.«
»Pestilence schon«, wandte Reaver ein. »Reseph nicht. Aber das ist nicht der Grund für das, was ich getan habe.«
»Was genau«, knirschte Ares, »hast du getan?«
»Ich habe sein Gedächtnis gelöscht und ihn in der Welt der Menschen ausgesetzt.«
»Warum?«
»Um ihm Zeit zu geben, gesund zu werden. Wir brauchen ihn bei bester Gesundheit, wenn die biblische Apokalypse kommt. Selbst wenn das erst in tausend Jahren geschieht, brauchen wir alle Zeit, die wir kriegen können, damit er heilen kann. Er muss seine gute Seite reintegrieren, da Pestilence immer noch in ihm drinsteckt. Pestilence’ Macht ist geschwächt, und er ist nicht mehr imstande, das Ende aller Tage in Gang zu setzen, aber er könnte immer noch sowohl in Sheoul als auch auf der Erde verheerende Schäden anrichten.«
Regan erhob sich. »Bring ihn nach Sheoul-gra zurück.«
Reaver schloss die Augen. »Regan, ich verstehe ja deine Sorge wegen Logan –«
»Bei allem Respekt, Reaver, ich glaube, das tust du nicht«, entgegnete Regan. »Pestilence will Logans Tod. Er hat versucht, uns beide umzubringen, also glaube ich wirklich nicht, dass du es verstehst. Du hast keine Kinder, darum kannst du es unmöglich verstehen.«
Thanatos legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. »Ich sehe das genau wie Regan. Ich will, dass er zurückgeht.«
»Dann wollt ihr also, dass euer Bruder, den ihr Tausende von Jahren lang geliebt habt, unvorstellbaren Schmerz erleidet?«
Ares, der nur selten zuließ, dass Gefühle seine kampferprobte Denkweise beeinflussten, machte auch diesmal keine Ausnahme. »Der Schmerz ist bedauerlich, aber es ist für alle das Beste.«
»Ich habe ihm
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