Reseph
ihr. Gott, wie hatte er sich denn so schnell von der Bar hierher bewegt? »Das bin ich.« Resephs Tonfall, seine Worte, ließen sie innerlich erbeben.
Trey taxierte Reseph mit großem Theater, musterte ihn von Kopf bis Fuß und dann gleich noch mal von Fuß bis Kopf. »Ich bin Trey. Und du bist …?«
»Kein Freund von Volltrotteln, die meine Frau anmachen.«
Trey hatte gerade an seinem Bier genuckelt und senkte nun langsam die Flasche, die er an den Mund gesetzt hatte. »Ich glaube, du weißt nicht, mit wem du es hier zu tun hast, Amnesie-Bubi.«
Oh, Scheiße.
Jillian erhob sich eilig und trat zwischen die beiden Männer. Trey sah aus, als ob er gleich auf Reseph losgehen wollte, wohingegen dieser lediglich amüsiert wirkte.
»Genug«, sagte sie. »Trey, du gehst jetzt besser zu deinen Freunden zurück.«
Trey zeigte mit dem Finger auf Reseph. »Du solltest in Zukunft gut aufpassen, Arschloch. In einer kleinen Stadt wie dieser spricht sich so was schnell rum, und wir wissen, wie man in der Herde unerwünschte Tiere ausmerzt.« Er warf noch einen Blick auf Jillian. »Du solltest deinem Streuner lieber mal Manieren beibringen.«
Was für ein Arsch!
Jillian war stinksauer und machte Anstalten, Trey zu folgen, aber Reseph hielt sie zurück.
»Das ist er doch gar nicht wert«, sagte er. »Lass mich raten: Seine Familie hat Geld oder so was Ähnliches?«
»Genau.« Sie warf Trey noch einen letzten wütenden Blick zu, ehe sie sich wieder zu Reseph umwandte. »Seiner Familie gehört die halbe Stadt. Er hat eine Schafranch nördlich von hier, aber ohne das Geld seiner Familie und ihre ganzen Verbindungen wäre er längst am Ende.«
»Nun ja.« Er legte seinen Mund an ihr Ohr. »Dann schenken wir ihm die Beachtung, die er verdient.«
»Und die wäre?«
»Gar keine.« In seinen Augen funkelte es ziemlich frech. »Besser gesagt: Wir werden die Aufmerksamkeit auf etwas völlig anderes lenken.«
Sie stieß ein Schnauben aus. »Ich weiß, dass du jetzt bestimmt nicht daran denkst, irgendetwas Ungeheuerliches zu machen. Hab ich recht?«
»Ich?«
Sie stieß ihm einen Finger auf die Brust. »Du. Ich geh mal für kleine Mädchen. Sei schön artig, während ich weg bin.«
Resephs Lächeln war ebenso charmant wie unschuldig, was augenblicklich ihren Argwohn weckte. »Ich werde so artig sein, dass dir Hören und Sehen vergeht.«
»Reseph.« Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Was hast du vor?«
»Mir ist nur gerade eingefallen, wie ich dir dafür danken könnte, dass du mich heute Abend hierher mitgenommen und die Drinks spendiert hast.« Er streckte die Hand aus und ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten, bis sie auf ihrer Wange lagen. »Ich weiß ja nicht viel über mich, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich nicht verdient habe.«
Komisch, genau dasselbe dachte sie über sich. Dass sie ihn nicht verdient hatte. Oder dass sie zumindest ihr Glück nicht fassen konnte. Es war in der Tat so: Wenn ihr ein freundlicher Flaschengeist den Wunsch nach dem perfekten Mann gewährt hätte, wäre Reseph der Kerl gewesen, der daraufhin bei ihr auf der Matte gestanden hätte.
Beziehungsweise in einer Schneewehe gelegen hätte.
»Lass das doch.« Sie beugte sich vor, um ihn noch einmal zu küssen. »Und ob du mich verdienst. Sieh die Drinks als Bezahlung für deine ganze Arbeit in Haus und Hof.« Er hatte so viel getan, darum hatte sie ihn hierher mitgenommen, damit er mal einen Abend freihatte. Vorher hatte er in der Bibliothek weitere Recherchen angestellt. Dort war er abgelenkt gewesen, hatte seine Nachforschungen nur halbherzig betrieben, und sie hatte gehofft, ihn auf diese Weise etwas aufzumuntern.
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss mir unbedingt einen Job oder so besorgen. Ich kann dir unmöglich weiter auf der Tasche liegen.«
Die implizierte Dauerhaftigkeit dessen, was er gerade gesagt hatte, schürte einerseits ihre Hoffnung und verunsicherte sie andererseits. Ihr gefiel es, wie es gerade lief, und während die logische Seite in ihr wusste, dass es nicht für alle Zeit so bleiben konnte, war sie doch noch nicht bereit darüber zu reden, dass er fortgehen, sich einen Job suchen und eine eigene Wohnung finden könnte.
»Wir werden sehen. Sobald wir rausfinden, wer du bist, wird sich alles finden.« Hoffte sie. Bei Gott, und wie sie das hoffte.
Sie verschwand eilig auf der Toilette, da sie Reseph nicht allzu lange allein lassen wollte. Das spitzbübische Funkeln in seinen Augen war das
Weitere Kostenlose Bücher