Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
fragte Sherry und erlöste Claire damit von den entmutigenden Gedanken. „Fest drücken, richtig?“
Claire nickte. „Normalerweise ja, nur dass wir beide ziemlich schmutzig sind, und ich glaube, das Blut gerinnt schon. Lass uns abwarten, ob Leon mit etwas Sauberem zurückkommt … “
Sie verstummte, ihre Gedanken kehrten zurück zu Mr. X. Irgendetwas nagte in ihr, aber sie war zu benommen von dem Blutverlust.
Das G-Virus. Er war hinter dem G-Virus her.
Warum aber war Mr. X dann zur U-Bahn-Plattform gekommen? Warum sonst hätte er versuchen sollen, in den Zug zu gelangen, wenn nicht weil –
Claire kam mühsam hoch, bekämpfte das Schwindelgefühl in ihrem Kopf und den pochenden Schmerz in ihrem Bein.
„Hey, nicht bewegen“, sagte Sherry, ein Ausdruck tiefer Sorge in den Augen. „Leon sagte, du sollst ruhig liegen bleiben!“
Sie hätte es vielleicht geschafft, ihre physischen Probleme zu überwinden, aber Sherry am Rande einer Panik zu sehen, das war zu viel. Wenn eine G-Virus-Kreatur an Bord war, wenn das der Grund war, weshalb Mr. X gekommen war, würde Leon sich dieser Sache allein stellen müssen. Sie konnte Sherry nicht verlassen. Wenn Leon nicht zurückkam, musste sie herausfinden, wie man ihren Waggon abkoppelte oder den Zug stoppte, damit sie aussteigen konnten, ehe das Wesen zu ihnen vordrang …
Claire schaltete ihr Denken ab und zwang sich, Sherry zuliebe, zu einem Lächeln. „Ja, Ma’am. Ich wollte mich nur vergewissern, dass er durch den zweiten Waggon gekommen ist … “
Sie konnte Erleichterung über Sherrys Gesicht huschen sehen. „Oh. Vergiss es. Ich kümmere mich jetzt um dich , und ich sage dir, du bleibst ruhig liegen.“
Claire nickte abwesend, hoffte, dass sie sich irrte, hoffte, dass Leon gleich wieder zurückkommen würde –
Bamm! Bamm! Bamm!
Das Krachen der Remington war laut und deutlich. Sherry packte ihre Hand, als zwei weitere Schüsse die Hoffnung aus Claires benebeltem Kopf bliesen. Und der Zug raste weiter durch das Dunkel.
Der zweite Waggon war leer – noch immer derselbe weite, offene Raum, durch den Leon den Zug betreten hatte. Staubiger Stahl und sonst nicht viel. Wer dieses Fluchtvehikel auch entworfen hatte, er hatte offensichtlich geplant, die Umbrella-Mitarbeiter wie Ölsardinen hineinzupacken.
Sind aber nur wir drei – und unser blinder Passagier …
Es war nichts zu sehen, trotzdem ging Leon langsam weiter. Vorsichtig durchforstete er die dunklen Ecken und wappnete sich für was auch immer sich im letzten Wagen befinden mochte. Was es auch war, es konnte nicht so schlimm sein wie das Ding, das ihn zuvor angesprungen hatte, das Birkin-Ding – wenn es das denn gewesen war. Der Gedanke, dass die Kreatur irgendetwas mit Claires junger Freundin zu tun hatte, war zutiefst beunruhigend, obszön geradezu. Ein Monster und eine Wahnsinnige, beide tot, beide die Eltern eines kleinen Mädchens …
Er erreichte das hintere Ende des düsteren, schaukelnden Waggons, spähte durch die Tür und verdrängte alle anderen Gedanken, während er versuchte, im letzten Wagen irgendetwas auszumachen. Da war Dunkelheit und sonst nichts.
Verdammt.
Vielleicht gab es ja nichts zu sehen, aber er musste nachschauen. Er spürte, wie sein Herz frisches Adrenalin durch seinen Körper zu pumpen begann, spürte, wie die Müdigkeit von ihm wich. Nichts, es war bestimmt nichts, aber er hatte ein ungutes Gefühl . Etwas stimmte nicht.
Leon holte tief Luft und öffnete die Tür, trat hinaus ins Freie, zwischen die Waggons, in die laute, peitschende Brise, und hielt sich am Geländer fest. Das Rattern des Zuges übertönte das Pochen seines Herzens, als er sich auf den letzten Wagen zubewegte, die Tür öffnete und ins Dunkel trat.
Augenblicklich hob er das Gewehr, all seine Sinne drängten ihn zu rennen, als die Tür hinter ihm zuglitt. Er fasste nach hinten, tastete nach einem Lichtschalter. Dunkelheit. Aber da war ein kräftiger Geruch nach Bleichmittel oder Chlor, und da war ein leises feuchtes Geräusch, das Geräusch von Bewegung …
In der Mitte des Waggons flackerte eine einzelne nackte Glühbirne auf, nachdem Leon einen Schalter gefunden hatte, und eine Sekunde lang glaubte er, den Verstand verloren zu haben.
Da war … ein Ding. Eine Kreatur, die nicht einmal entfernt menschlich war, bis auf einen seltsamen, pulsierenden Tumor, der ihr aus einer Seite ragte, ein glatter Ball, der sehr nach einem Auge aussah.
Birkin.
Die Kreatur war ein riesiger, langgestreckter
Weitere Kostenlose Bücher