Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
warum er das Gefühl hatte, als würde Trent die Antwort bereits kennen. Das konnte er natürlich nicht, denn Ada war getötet worden, unmittelbar bevor das Labor explodierte.
„Ja, das hat sie“, sagte Leon. „Am Ende aber – opferte sie sich, sozusagen, anstatt die Wahl zu treffen, ob sie jemanden töten oder die Probe verloren geben sollte.“
„Und waren Sie dieser Jemand?“, fragte Trent ruhig.
Leon war sich bewusst, dass die anderen zusahen, und es überraschte ihn ein wenig, dass ihm das ganz und gar nichts ausmachte. Vor einem Monat noch wäre ihm eine so persönliche Unterhaltung peinlich gewesen.
„Ja“, sagte er, fast trotzig. „Das war ich.“
Trent nickte langsam, lächelte ein wenig. „Dann scheint es mir, dass Sie nicht mehr über sie zu wissen brauchen. Über ihren Charakter oder ihre Motive.“
Leon war nicht sicher, ob Trent der Frage auswich oder ihm ehrlich sagte, was er dachte – aber was es auch war, die schlichte Logik seiner Antwort verschaffte Leon ein gutes Gefühl. Obwohl er die Antwort im Grunde schon die ganze Zeit über selbst gekannt hatte. Welche Psychologie er auch anwenden mochte, Trent beherrschte sie meisterhaft.
Er ist ruhig, kultiviert und verdammt unheimlich auf seine eigene, stille Weise … Ada hätte Gefallen an ihm gefunden.
„… so gerne ich noch mit Ihnen plaudern würde, ich habe einige Dinge mit unserem Piloten zu besprechen“, sagte Trent. „Wir werden Salt Lake in fünf oder sechs Stunden erreichen.“
Damit nickte er ihnen zu und verschwand wieder hinter dem Vorhang.
„Ist sich wohl zu fein, um beim Fußvolk zu sitzen“, brummte John, der seine ursprüngliche Ablehnung offenbar noch nicht völlig überwunden hatte. Leon schaute die anderen an, sah in nachdenkliche und beunruhigte Mienen, und er bemerkte, dass Claire ein bisschen den Eindruck machte, als wolle sie ihre Meinung ändern.
Leon ging dorthin, wo sie an einem der Sitze lehnte, die Arme fest verschränkt, und berührte ihre Schulter.
„Denkst du an Chris?“, fragte er sanft.
Zu seiner Überraschung schüttelte sie den Kopf und lächelte ihn nervös an. „Nein. Ich habe an die Spencer-Villa gedacht und an den Sturm auf Caliban Cove und daran, was in Raccoon passierte. Ich habe daran gedacht, dass nichts, was mit Umbrella zu tun hat, je einfach ist – egal, ob Trent sagt, dass es ganz einfach sein wird oder nicht. Die Dinge werden immer kompliziert, wenn Umbrella darin verwickelt ist. Man sollte eigentlich meinen, dass wir das inzwischen wüssten … “
Sie verstummte, dann schüttelte sie den Kopf, als versuchte sie, ihn klar zu bekommen. Dann schenkte sie ihm ein weiteres, strahlenderes Lächeln. „Ach, was rede ich da eigentlich? Ich geh mir jetzt ein Sandwich holen. Möchtest du auch was?“
„Nein, danke“, sagte er abwesend. Er dachte noch darüber nach, was sie gesagt hatte, als sie bereits davonging – und fragte sich mit einem Mal, ob ihr kleiner Ausflug nach Utah der unwiderruflich letzte Fehler sein würde, den sie je machen konnten.
Steve Lopez, der gute alte Steve – sein Gesicht so leer und weiß wie ein Blatt Papier – stand inmitten des seltsamen, riesigen Labors, stand da und richtete seine Halbautomatik auf sie und befahl ihnen, ihre Waffen fallen zu lassen …
… und der Schmerz und die heiße Wut trafen John wie ein Hurrikan, als ihm klar wurde, was geschehen war: dass Karen tot war, dass man Steve in einen der Zombiesoldaten dieser verrückten Arschlöcher verwandelt hatte …
… und John brüllte:,Was habt ihr mit ihm gemacht?‘ Er dachte nichts, wirbelte nur herum, feuerte auf die gesichtslose Drohne hinter ihnen. Die Kugel durchschlug sauber ihre linke Schläfe, und die kalte Luft stank nach Tod, als die Kreatur fiel …
… und dann dieser Schmerz! Schmerz, der ihn durchraste, als Steve, Stevie, sein Freund und Kamerad, ihn in den Rücken schoss. John fühlte Blut von seinen Lippen tropfen, fühlte, wie er sich drehte, fühlte mehr Schmerz, als er geglaubt hatte, fühlen zu können. Steve hatte auf ihn geschossen. Der wahnsinnige Doktor hatte ihn mit dem Virus infiziert, und Steve war nicht mehr Steve, und die Welt drehte sich, brüllte …
‚John, John, wach auf, du hast … ‘
„… einen Albtraum. Hey, Großer … “
John setzte sich auf, seine Augen waren geweitet und sein Herz wummerte. Er fühlte sich verwirrt und verängstigt. Die kühle Hand auf seinem Arm gehörte Rebecca. Die Berührung war sanft und beruhigend, und ihm
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