Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
wurde bewusst, dass er wach war, dass er geträumt hatte und jetzt wach war.
„Scheiße“, murmelte er, ließ sich in seinen Sitz sacken und schloss die Augen. Sie waren immer noch im Flugzeug. Das sanfte Dröhnen der Maschine und das Zischen komprimierter Luft beseitigten auch den letzten Rest seiner Verwirrung.
„Bist du okay?“, fragte Rebecca. John nickte und machte ein paar tiefe Atemzüge, ehe er die Augen wieder öffnete.
„Hab ich – hab ich geschrien oder so?“
Rebecca lächelte ihm zu, musterte ihn genau. „Nein. Ich kam nur zufällig gerade von der Toilette zurück und sah dich zappeln wie einen Hasen. Es sah nicht aus, als hättest du viel Spaß … Hoffe, ich habe dich nicht bei irgendwas Vergnüglichem gestört.“
Die letzten Worte waren beinahe eine Frage. John zwang sich zu einem Grinsen und mied das Thema. Stattdessen blickte er hinaus in die vorbeiziehende Dunkelheit. „Drei Tunfischsandwiches vor dem Schlafengehen waren keine gute Idee, schätze ich. Sind wir bald da?“
Rebecca nickte. „Wir beginnen gerade mit dem Landeanflug. Fünfzehn, zwanzig Minuten, meint David.“
Sie musterte ihn immer noch genau; ihre Miene verriet Wärme und Sorge, und John wurde sich bewusst, dass er ein Idiot war. Diesen Scheiß für sich zu behalten garantierte nur, dass man den Verstand verlor.
„Ich war in dem Labor“, sagte er, und Rebecca nickte. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Sie war selbst dort gewesen.
„Ich hatte erst vor ein paar Tagen einen Albtraum, gleich, nachdem wir beschlossen hatten, Exeter zu verlassen“, sagte sie leise. „Einen echt furchtbaren. Es war so eine verrückte Mischung aus dem Spencer-Labor und der Bucht.“
John nickte und dachte, was für eine bemerkenswerte junge Frau sie doch war. Auf ihrer ersten S. T. A. R. S.-Mission hatte sie einem Haus voller Umbrella-Monster gegenübergestanden und dennoch hatte sie sich entschieden, mit ihnen zu kommen, um die Bucht zu überprüfen, als sie von David gefragt worden war.
„Du hast’s echt drauf, Becca. Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, ich glaub, ich wär’ verliebt“, sagte er und freute sich über ihre Reaktion: Sie wurde rot und lächelte dabei. Sie war wahrscheinlich ein gutes Stück schlauer als er, aber sie war auch ein Teenager – und wenn er sich recht an seine damalige Zeit erinnerte, dann widerstrebte es Mädchen im Teenageralter, wenn sie zu hören bekamen, wie cool sie waren.
„Halt die Klappe“, sagte sie. Der Klang ihrer Stimme zeigte ihm, dass er sie wahrhaftig gründlich in Verlegenheit gebracht hatte – und dass es ihr nichts ausmachte.
Ein Moment behaglichen Schweigens senkte sich zwischen sie, und die letzten Reste des Albtraums schwanden, während der Kabinendruck schwankte, weil das Flugzeug tiefer ging. In ein paar Minuten würden sie in Utah sein. David hatte bereits vorgeschlagen, dass sie ein Hotel aufsuchen und dort zu planen anfangen sollten, und dass sie die Sache morgen Nacht in Angriff nehmen würden.
Rein, das Buch schnappen – und dann nichts wie raus. Ganz einfach … aber war der Plan für die Bucht nicht ziemlich genau derselbe gewesen?
John beschloss, dass er gleich nach der Landung noch ein paar Takte mit Trent reden würde. Er war einverstanden mit der Mission, damit, das Buch zu holen und ein paar Ladungen Sand ins Umbrella-Getriebe zu streuen – aber er war noch immer nicht zufrieden mit Trents reichlich selektiver Informationsvergabe. Ja, der Mann half ihnen – aber warum benahm er sich dabei so seltsam? Und warum hatte er ihnen nicht verraten, was ihr Team in Europa tat oder wer White Umbrella leitete oder wie er es fertig gebracht hatte, dass sie seinen Piloten anheuerten?
Weil er auf irgend so ’nem Machttrip ist, das ist es. Wahrscheinlich ein Kontrollfreak!
Das schien ihm nicht ganz stimmig, doch John fiel kein besserer Grund ein, weshalb ihr Mr. Trent so ein Möchtegern-Geheimagent-Spion sein sollte. Vielleicht wurde er ja etwas mitteilsamer, wenn man ihm ein bisschen den Arm verdrehte …
„John – ich weiß, dass du ihn nicht abkannst, aber glaubst du, er hat recht, dass diese Sache ein Kinderspiel ist? Ich meine, was ist, wenn dieser Reston nicht aufgibt? Oder was – was, wenn irgendwas anderes passiert … ?“
Rebecca versuchte, professionell und abgeklärt zu klingen, unbekümmert, doch der sorgenvolle Ausdruck tief in ihren hellbraunen Augen verriet sie.
Irgendwas anderes. Etwas wie ein Virusausbruch, etwas wie ein verrückter
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