Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Leitungen und all den Kram.“ Hoffnungsvoll sah er von einem zu anderen. „Aber wie schlimm können sie schon sein … oder?“
Ihre Mienen waren entmutigend. Cole wollte gerade fragen, was sie ihm sagen konnten, da erfüllte ein lautes, metallenes Rasseln die feuchte Luft, als würde ein riesiges Tor hochgezogen. Es kam von hinten, von der Westwand her, wo Cole die Tierpferche wusste …
… und eine Sekunde später schnitt ein schrilles, durchdringendes Kreischen durch die Luft – ein langer, schmetternder Ton, in den bald ein weiterer einfiel, und dann noch einer und dann zu viele, um sie noch unterscheiden zu können.
Es war auch ein schlagendes Geräusch zu hören, so machtvoll, dass Cole es erst nicht einzuordnen wusste – und als er es endlich konnte, war ihm selbst ein bisschen nach Schreien zumute.
Flügel. Das Geräusch riesiger Flügel, die die Luft teilten.
Sie befanden sich fünf Meter über dem Boden, auf einem Doppelstapel aus Holzkisten, in einer Ecke des Lagerhauses. Schon die leiseste Bewegung brachte die Türme leicht ins Schwanken, und das verstärkte Claires Unwohlsein enorm.
Nicht genug, dass John und Leon verschwunden sind und wir uns vor ein paar Umbrella-Gangstern verstecken – nein, wir müssen auch noch auf dem Berge Wackelau wie in einer pechschwarzen Gefriertruhe festsitzen. Wenn einer von uns auch nur zu kräftig niest, fallen wir runter.
„Das ist echt das Letzte“, flüsterte sie, sowohl um die angespannte Stille zu durchbrechen, als auch um Dampf abzulassen. Der Hubschrauberlärm war verstummt, aber sie hatten draußen noch niemanden gehört.
Es überraschte Claire zu spüren, wie Rebecca neben ihr zitterte, und dazu ein gedämpftes Kichern zu vernehmen. Die junge Biochemikerin versuchte es zu unterdrücken und schaffte es nicht ganz. Claire grinste, verrückterweise erfreut.
Ein paar Sekunden vergingen, dann schaffte es Rebecca zu sagen: „Ja. Du hast ja so was von recht.“ Und dann mussten sie beide ihr Lachen unterdrücken. Die Kisten schwankten leicht.
„ Bitte “, sagte David; er klang gereizt. Er befand sich auf dem zweiten Kistenstapel, auf der anderen Seite von Rebecca.
Claire und Rebecca beruhigten sich, und abermals senkte sich Stille über sie.
Sie warteten in der nordöstlichen Ecke, lagen beide auf dem Bauch, ihre Pistolen auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, grob in Richtung der anderen Tür. Laut David gab es zwei. Er lag nach Süden gewandt da und behielt den Zugang im Auge, durch den sie hereingekommen waren.
Das Kichern hatte Claire ein wenig entspannt. Sie fror immer noch, hatte immer noch Angst um Leon und John, aber ihre Lage schien ihr nicht mehr ganz so furchtbar. Übel zwar, ganz bestimmt, aber sie hatte sich schon in wesentlich schlimmeren Situationen befunden.
In Raccoon war ich auf mich allein gestellt. Ich musste auf Sherry Acht geben, Mr. X war uns auf den Fersen, wir mussten uns unseren Weg durch einen Haufen Zombies bahnen und hatten uns total verirrt. Jetzt habe ich wenigstens eine Ahnung davon, womit wir es zu tun haben. Nicht mal eine Armee von bewaffneten Fieslingen ist so schlimm wie nicht zu wissen, was Sache ist …
Außerhalb des Lagerhauses – ein Geräusch. Jemand zog an der Tür, die sie und Rebecca im Auge behielten. Ein schnelles Rütteln, und dann wieder Stille – nur glaubte Claire jetzt, Schritte zu hören, die draußen über den Boden tappten.
Sie überprüfen die Türen. Und wenn Davids Verriegelung nicht überzeugend ist oder sie zufällig genauer hinsehen …
Zumindest war es David, der ihnen Deckung gab. Er war erstaunlich cool und effizient und von so messerscharfem Verstand, wie sie es zuvor noch nie erlebt hatte. Es war, als wüsste er einfach, was zu tun war – augenblicklich, ganz gleich, was geschah. Selbst jetzt. David hatte gesagt, dass die anderen den Bereich vermutlich schnurgerade in Teams durchkämmen, am einen oder anderen Ende anfangen und jedes Gebäude überprüfen würden.
Ein militärischer Stratege, und was für einer.
Claire ging für sich selbst noch einmal durch, was er ihnen gesagt hatte; es war weniger ein Plan als vielmehr eine Was-wäre-wenn-Liste. Dennoch, einfach etwas zu haben, auf das sie sich konzentrieren konnte, war schon eine gehörige Erleichterung.
Wenn nur ein Team hereinkommt, drei Mann oder weniger, verhalten wir uns ruhig, bewegen uns nicht, bis sie wieder verschwinden. Dann gehen wir zur Tür gegenüber der, durch die sie hereingekommen sind, und warten.
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