Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Pterodaktylus attackiert zu werden klang überhaupt nicht spaßig.
„Ja. Henry, nach rechts. Wir werden … “
Der Rest seiner Worte ging unter, als jenes hohe Kreischen von neuem durch den künstlichen Wald schmetterte und ein braungrauer Schemen in die Lichtung niederstieß, auf sie zuflog, mit ausgefahrenen, fußlangen Klauen.
John sah eine Flügelspannweite von drei oder dreieinhalb Metern, die ledrigen Schwingen mit gekrümmten Haken besetzt. Er sah einen kreischenden, zahnbewehrten Schnabel und einen schlanken, länglichen Schädel, sah flache, schwarze Augen glänzen, groß wie Untertassen …
… und er und Leon eröffneten das Feuer, als das Wesen die Linie der Kunstbäume vor ihnen erreichte und seine gewaltigen Klauen in das Hartplastik hieb. Es hielt sich fest, breitete seine riesigen, membranartigen Schwingen aus und rang um sein Gleichgewicht …
… und Bamm-bamm-bamm! wurden Löcher in dünne Haut gestanzt. Bäche wässrigen Blutes rannen aus den Wunden. Das Tier schrie , und das in solcher Nähe, dass John die Schüsse nicht mehr hörte, gar nichts mehr hören konnte, weil sie von dem trillernden, hohen Kreischen zugedeckt wurden – und dann fiel die Kreatur, landete auf dem dunklen Boden, zog ihre Flügel an …
… und näherte sich ihnen auf den Ellbogen! Wie eine Fledermaus, bewegte sich das Wesen ruckartig durch die zerfetzten Bäume, quetschte sein Kreischen in kurzen, scharfen Stößen hervor. Hinter der Kreatur stieß eine zweite auf die Lichtung herab, peitschte geruchlosen Wind zu ihnen herüber, als sie ihre breiten Schwingen schloss. Ihr langer, spitzer Schnabel öffnete sich und enthüllte Zähne.
Das ist übel, übel, übel …
Das Tier, das auf sie zukam, war kaum noch anderthalb Meter entfernt, als John auf den zuckenden Kopf zielte, auf das glänzende runde Auge, und abdrückte.
ZWÖLF
Der Größere, John, richtete sein Schnellfeuergewehr auf den Av1 und entfesselte ein wahres Inferno. Wie ein Strom der Vernichtung trafen die Geschosse den gebogenen Schädel des Daks und sprengten die andere Seite gleichsam heraus. Dunkle Flüssigkeit spritzte über die frisch gestrichenen Bäume. Beide Augen zerplatzten wie Wasserballons.
Verdammt. Niedriger Schwellenwert. Liegt an den Hohlknochen …
Reston beobachtete, wie der andere Mann seine Waffe auf einen zweiten Dak richtete, der auf der Lichtung gelandet war. Selbst ohne Klanguntermalung bekam Reston mit, wie die Pistole drei-, viermal ruckte und das Spezimen in die schmale Brust traf. Der schlanke Hals des Daks bog sich unkontrolliert vor und zurück, ein schlangenartiger Totentanz, ehe er blutend zu Boden ging.
Reston sah keine weiteren Tiere niedergehen, doch die drei Männer zogen sich zurück, tauchten wieder in den Wald ein. Der arme Cole wirkte völlig fertig, sein Mund war zu einem stummen Heulen geöffnet. Das strähnige braune Haar klebte ihm schweißnass am Kopf, seine Glieder zitterten.
Geschieht ihm recht, weil er das Audiosystem nicht angeschlossen hat! Der fehlende Ton war ärgerlich, aber Reston glaubte nicht, dass die Aufzeichnungen darunter leiden würden. Die Leute wussten ja, wie sich Schüsse und Schreie anhörten.
Die Drei bewegten sich in westlicher Richtung aus dem Erfassungsbereich der Kamera. Reston schaltete um auf eine andere, von der im Baum befindlichen zu einer an der Nordwand. Klar, dass Cole versuchte, sie zu der Verbindungstür zu führen – obwohl er sich offenbar nicht erinnerte, dass jetzt eine zweite, größere Lichtung auf ihrem Weg lag. Für den Augenblick allerdings hatten sich auch die Daks zurückgezogen. Im Allgemeinen wurden sie von offenen Flächen angelockt. Die bewaffneten Männer hatten nur zwei getötet, was bedeutete, dass noch sechs gesunde Geschöpfe sie auf der „Wiese“ willkommen heißen würden.
Reston hatte sämtliche Kreaturen in ihre Habitate entlassen, gleich nachdem der Anruf von Sergeant Steven Hawkinson, dem Mann, der die Aktion an der Oberfläche leitete, hereingekommen war. Hawkinson hatte Reston nur darüber informiert, dass zwei Umbrella-Teams – neun Männer, er selbst mitgerechnet – das Gelände durchkämmten, und dass das Fahrzeug der Flüchtigen entdeckt worden sei. Die Drei befanden sich immer noch auf dem Areal, es sei denn, sie verfügten über ein zweites Fahrzeug, was jedoch höchst unwahrscheinlich war. Reston hatte Hawkinson mitgeteilt, dass die Kamera am Eingang zugeklebt worden war, und ihn um Meldung gebeten, sobald sich etwas Neues
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