Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Stücke zerhackt?
„Sherry? Lass uns gehen, okay?“
Claire legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie sanft fort von dem, was von Chief Irons noch übrig geblieben war. Sherry ließ sich zu dem dunklen Loch in der Ecke führen und entschied, dass es das Beste sei, ihre Fragen für sich zu behalten. Sie dachte daran zu sagen, dass es ihr egal war, ob Mr. Irons tot war, aber sie wollte nicht unhöflich oder respektlos erscheinen. Außerdem versuchte Claire lediglich, auf sie Acht zu geben, und das machte Sherry nun gar nichts aus.
Claire stieg zuerst die Leiter hinab und rief kurz darauf zu Sherry hoch, dass es sicher sei, ihr zu folgen. Sherry trat vorsichtig auf die Metallsprossen und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen richtig glücklich. Sie taten etwas, waren dabei, aus dem RCPD -Revier zu verschwinden und die Flucht anzutreten – was sonst auch noch alles passiert sein mochte, das zumindest war ein gutes Gefühl.
Claire half ihr die letzten Sprossen hinunter, hob sie hoch und setzte sie auf dem Metallboden ab. Sherry drehte sich und schaute sich um, und ihre Augen weiteten sich.
„Wow“, sagte sie, und das Wort entwich flüsternd in die düsteren Schatten und kam, reflektiert von den seltsamen Wänden, ebenso flüsternd zurück.
„Ja“, sagte Claire. „Komm.“
Claire ging los. Ihre Stiefel verursachten klappernde Echos, und Sherry folgte ihr dichtauf, wobei sie sich immer noch staunend umsah. Hier sah es aus wie im Versteck eines Schurken in einem Spionagefilm. Sie gingen durch eine Art Fabrikgang innerhalb eines Berges oder so. Sie befanden sich auf einem Laufsteg, der von Geländern gesäumt wurde, und von irgendwo aus der Tiefe drang trübes grünes Licht durch den Gitterboden herauf. Linker Hand erstreckte sich eine raue Ziegelwand, rechts hingegen eine richtige Höhlenwand. Sherry konnte riesige, tropfende Steinsäulen sehen, die ins Dunkel aufragten, natürliche Felsformationen, die das schwache, geisterhafte Licht grünlich färbte.
Sherry rümpfte die Nase. So interessant es hier auch war, es roch doch ziemlich faulig. Und es gefiel ihr nicht, wie die kühle Luft den Schall transportierte und alles hohl klingen ließ.
„Was hältst du von diesem Ort?“, fragte sie leise.
Claire schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht recht. In Anbetracht des Geruchs und der Örtlichkeit würde ich sagen, wir sind in einem Teil eines Klärwerks.“
Sherry nickte, froh, das zu wissen – und noch mehr freute es sie, den Ausgang direkt vor ihnen zu sehen. Der Laufsteg war nicht allzu lang – er machte eine Kehre nach links und am Ende befand sich eine weitere Leiter, die nach oben führte. Als sie dort anlangten, zögerte Claire. Sie spähte hinauf zu der Öffnung über ihnen und dann wieder in die dunkle, leere Höhle, in der sie sich befanden.
„Ich sollte zuerst raufgehen … wie wär’s, wenn du direkt hinter mir hochkletterst, aber auf der Leiter bleibst, bis ich sage, dass alles in Ordnung ist?“
Sherry nickte erleichtert. Eine Sekunde lang hatte sie befürchtet, dass Claire ihr sagen würde, sie solle hier unten bleiben und warten, wie schon einmal.
Auf keinen Fall. Es ist finster, einsam, und es stinkt. Wenn ich ein Monster wäre, dann würde ich mich genau hier herumtreiben …
Claire stieg empor, schob sich mühelos durch das Loch, und Sherry hangelte sich direkt hinter ihr in die Höhe, das kühle Metall der Stufen fest umfassend. Ein paar Sekunden später streckte Claire ihre langen, schlanken Arme herunter, um ihr hinaufzuhelfen.
Sie befanden sich wieder auf festem Boden, in einem kurzen Gang aus Zement, der nach der Höhle unglaublich hell wirkte. Sherry nahm an, dass sie sich immer noch in dem Klärwerk befanden – der Geruch war zwar nicht so schlimm, aber der Gang wurde links von einem ins Stocken geratenen, schlammigen Fluss begrenzt, etwa dreißig Zentimeter tief und anderthalb oder zwei Meter breit. Das morastige Wasser floss in beide Richtungen ab, an einem Ende in einen niedrigen, abgerundeten Tunnel, am anderen wurde es von einer großen Metalltür aufgehalten. Darüber zog sich eine Art Balkon hin, doch Sherry sah keine Treppe, um dort hinaufzugelangen.
Das heißt also … pfui Teufel.
„Müssen wir?“, fragte sie.
Claire seufzte. „Ich fürchte ja. Aber sieh’s von der guten Seite – kein Monster, das bei Verstand ist, würde uns dadurch folgen.“
Sherry lächelte. Es war nicht sonderlich witzig, aber sie begrüßte, was Claire zu tun versuchte –
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