Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
schwere Geschoss klirrte gegen den Boden, Rostflocken wirbelten hoch – und die Kreatur wurde zu einem hässlichen Fleck an der rückwärtigen Wand. Ausgelöscht …
Nichts rührte sich mehr. Sie standen beide einen Moment lang einfach nur da, lehnten sich aneinander wie Überlebende eines furchtbaren Unfalls – was sie ja, in gewisser Weise, auch waren. Das ganze Feuergefecht hatte in weniger als einer Minute stattgefunden, und sie waren unversehrt daraus hervorgegangen – aber Ada machte sich nichts vor, wie knapp es gewesen war oder was sie gerade zu zerstören geschafft hatten.
G-Virus.
Sie war sich sicher; das T-Virus hätte keine derart komplexe Kreatur erschaffen können, nicht ohne ein Team von Chirurgen – und sie hatten beide gesehen , wie es wuchs! Wie groß, wie mächtig wäre dieses Wesen wohl geworden, wenn sie nicht gerade jetzt hereingekommen wären? Das Ding mochte irgendein frühes G-Experiment gewesen sein, aber was, wenn es die Folge eines Ausbruchs war? Was, wenn es noch mehr davon gab?
Die Kanalisation, das Versandhaus, die unterirdischen Ebenen – dunkle, schattige Orte, verborgene Orte, wo alles Mögliche gedeihen könnte …
Wie die Dinge auch liegen mochten, der Ausflug zu den Labors sah nicht mehr aus wie ein Spaziergang – und Ada war mit einem Mal sehr froh, dass Leon beschlossen hatte, mitzukommen. Da er so gottverdammt darauf beharrte, vorauszugehen, würde sie eine bessere Überlebenschance haben, wenn irgendetwas sie angriff.
„Bist du okay? Hat es dich verletzt?“
Leon stützte sie noch immer mit einem Arm und sah ihr mit tiefempfundener Sorge in die Augen. Ada stellte fest, dass sie ihn riechen konnte, ein sauberer, seifiger Geruch, und schob sich von ihm weg. Sie gab ihm die Magnum zurück und rückte ihr Kleid zurecht, inspizierte es aufmerksam nach Rissen, nur um ihn nicht ansehen zu müssen.
„Danke, ich bin in Ordnung. Alles klar.“
Es kam ihr schroffer als beabsichtigt über die Lippen, aber sie war aufgewühlt, und das nicht nur wegen des brutalen Angriffs des Implantats. Sie warf Leon einen Blick zu und wusste nicht recht, was sie empfinden sollte, als sie sah, dass ihre Reaktion ihn getroffen hatte. Er blinzelte langsam, und eine Art Coolness stieg in seinem Blick auf, Zeichen einer Charakterstärke, die sie ihm nicht hatte zugestehen wollen.
„Paintball, ja?“, sagte er leise, und ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab, um das Päckchen aufzuheben, das sie hier hinterlegt hatte.
Ada sah ihm nach und sagte sich, wie vollkommen lächerlich es war, sich darum zu scheren, was er von ihr hielt. Sie waren im Begriff, eine Reise anzutreten, während der sie ihn womöglich würde abhängen müssen oder zusehen musste, wie er sein Leben opferte, um ihres zu retten …
… oder ich muss ihn selber umbringen. Das wollen wir doch nicht vergessen, Freunde und Nachbarn. Wer gibt also einen Scheißdreck darauf, ob er mich für ein undankbares Miststück hält?
Genau. Sie musste ihm dankbar dafür sein, dass er sie daran erinnert hatte.
Ada bückte sich, um die Shotgun aufzuheben. Sie hatte das Gefühl, ihre Prioritäten besser setzen zu müssen – und spürte in sich eine Leere, wie seit langer, langer Zeit nicht mehr.
ZWANZIG
Mr. Irons war ein sehr böser Mensch gewesen. Ein kranker Mann. Sherry vermutete, dass sie das schon die ganze Zeit gewusst hatte, aber seine geheime Folterkammer zu sehen, die wie die Werkstatt eines wahnsinnigen Arztes wirkte, machte es sehr viel realer. Der Raum war schlicht eklig – Knochen, Flaschen und ein Geruch schlimmer als die Zombies. Vielleicht lag es daran, dass ihr der Anblick des Umrisses auf dem Boden, die unvollständige Körperform unter der blutbefleckten Plane, nicht halb so viel ausmachte, wie Claire gedacht haben mochte. Sherry starrte die Erhebung unter dem Tuch an und fragte sich, was wohl genau geschehen war.
„Komm schon, Schätzchen, gehen wir“, sagte Claire, und die erzwungene Heiterkeit in ihrer Stimme verriet Sherry, dass Mr. Irons übel zugerichtet worden sein musste. Claire hatte ihr nur gesagt, dass er sie angegriffen hatte, und dann hatte etwas ihn angegriffen, und dass sie eine Chance hatten, in Sicherheit zu gelangen, wenn sie in den Keller hinabstiegen. Sherry war so erleichtert gewesen, Claire überhaupt wiederzusehen, dass sie gar nicht auf den Gedanken gekommen war, Fragen zu stellen.
Das da drunter ist nicht groß genug, um ein ganzer Mensch zu sein … Ist er aufgefressen worden? Oder in
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