Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
zu machen –
– doch etwas bewegte sich. Unter der undurchsichtigen, stinkenden Flüssigkeit bewegte sich etwas Großes. Vor sich sah Ada etwas durch den Schlamm pflügen, das sie an das Rückgrat eines Reptils erinnerte. Sie sah und hörte, wie im gleichen Moment ein Bretterstapel etwa drei Meter von ihr entfernt ins Wasser kippte.
Das darf doch nicht wahr sein …
Was es auch sein mochte, es war groß genug, um sie ihre Meinung über die Eile, die sie eben noch an den Tag gelegt hatte, überdenken zu lassen. Ada wich zu dem Absatz zurück und stemmte sich hoch, ohne den Blick von der unbestimmbaren Gestalt zu nehmen, die sich durch den schmatzenden Schlamm wand. Die sich in einem plötzlichen, wüsten Aufspritzen von dunklem Morast erhob und geradewegs auf sie zukam. Ada riss die Beretta hoch und schoss.
In einer Ecke des Konferenzraums gab es eine winzige Aufzugsplattform, ein metallenes Rechteck, mit dem man offenbar nach unten fahren konnte. Claire eilte darauf zu. Stinkendes Wasser lief ihr aus den Kleidern, sie fühlte sich entsetzlich verloren und wollte alles tun, um Sherry zu finden.
Bitte, sei am Leben, Baby, bitte …
Sie hatte das Abflussloch gefunden, Sherry jedoch nicht – und nach quälend langen Momenten, da sie in das rauschende Wasser geschrien und versucht hatte, sich in das winzige Loch zu zwängen, hatte sie sich schließlich gezwungen, die Bemühungen aufzugeben. Sherry war fort, vielleicht ertrunken, vielleicht auch nicht – aber wenn sich die Strömung nicht plötzlich umkehrte, würde sie auch nicht zurückkommen.
Claire fand die Steuerung für den Lift und drückte einen Knopf. Ein verborgener Motor surrte und der Aufzug senkte sich zentimeterweise durch den Boden, brachte sie wahrscheinlich in einen weiteren leeren Gang, einen anderen leeren, unbekannten Raum – oder schlimmer noch, direkt in die Nähe einer weiteren abnormen Kreatur.
Frustriert ballte sie die feuchten Hände zu Fäusten und wünschte sich, während der Aufzug langsam nach unten glitt, er würde sich schneller bewegen und dass es eine Möglichkeit gäbe, ihre Suche zu beschleunigen. Sie kam sich vor, als renne sie blind umher, wahllos jeden Weg nehmend, der vor ihr auftauchte. Von dem Tunnel aus, in dem Sherry verschwunden war, hatte sie einen schwach beleuchteten Gang gefunden und dann diesen schlichten, irgendwie steril wirkenden Konferenzraum. Es war wie ein endloses Funhouse – minus des Funs – , und Claire fühlte sich ziemlich mies, weil sie Sherry mit hineingenommen hatte; wenn das Mädchen tot war , musste sie es auf ihre Kappe nehmen.
Sie gab das sinnlose Nachkarten auf, ehe es noch schlimmer wurde, und zwang sich zur Konzentration. Selbstvorwürfe waren tödlich. Der Aufzug senkte sich in einen Gang. Claire bückte sich, hielt Irons’ schwere Waffe nach vorne, während ihre neue Umgebung gleichsam in ihr Blickfeld emporstieg.
Am anderen Ende des betonierten Ganges befand sich ein weiterer Aufzug, ein zweiter Korridor kreuzte diesen, knapp fünfzehn Meter entfernt – und neben der Kreuzung lehnte ein Körper an der Wand, offenbar ein Cop …
Claire verspürte eine Mischung aus Schrecken und Sorge, ihre Augen weiteten sich, als sie die schlaffen Züge des Cops erkannte, seine Haarfarbe, die Statur …
… ist das – Leon?
Noch bevor der Lift den Boden berührte, sprang Claire ab und rannte auf die zusammengesunkene Gestalt zu. Es war Leon, und er bewegte sich nicht, entweder war er bewusstlos oder tot … aber nein, er atmete, und als sie vor ihm in die Hocke ging, hoben sich flatternd seine Lider. Er hielt sich den linken Arm mit der Hand, seine Finger waren voller Blut.
„Claire?“ Seine blauen Augen wirkten klar – müde, aber wachsam.
„Leon! Was ist passiert? Bist du okay?“
„Ich wurde angeschossen, muss für einen Moment die Besinnung verloren haben … “
Vorsichtig nahm er seine Hand weg und entblößte ein kleines, fransiges Loch direkt über seiner Achselhöhle, aus dem es rot hervorsickerte. Es sah nach sehr viel Schmerz aus, aber zumindest sprudelte das Blut nicht aus der Wunde.
Zusammenzuckend zog Leon den zerfetzten Stoff seiner Uniform über die Wunde und legte seine Hand wieder darauf. „Tut höllisch weh, aber ich glaube, ich werd’s überleben – Ada, wo ist Ada?“
Die letzten Worte stieß er fast verzweifelt hervor. Er versuchte, sich von der Wand wegzustemmen. Mit einem leisen Ächzen sank er zurück, offensichtlich nicht in der Verfassung, sich zu
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