Resident Evil - Sammelband 03 - Im Netz der Verraeter
Kerzenleuchter auf einer Truhe zu ihrer Rechten und nahm sie sofort auf, entzündete die halb niedergebrannten Kerzen und reichte Steve eine davon, bevor sie sich umschaute. Das weiche Kerzenlicht erfüllte ihren Zufluchtsort mit flackernden Schatten. Ein Schreibtisch aus Holz, Regale, ein paar gerahmte Gemälde – das Zimmer war überraschend hübsch, in Anbetracht der reinen Zweckmäßigkeit des Rests dieses Ortes. Es war auch nicht kalt. Sie suchten rasch nach Waffen und Munition, fanden jedoch nichts.
„Hey, vielleicht steht da drin etwas, das uns nützt“, sagte Steve mit einer Geste zum Schreibtisch hin. Dort lagen eine Anzahl von Papieren und ein paar Karten – aber Claire interessierte sich plötzlich mehr für den weißlichen Klumpen, der hinten an seiner rechten Schulter klebte.
„Halt still“, sagte sie und trat hinter ihn. Eine zähe, netzartige Schmiere hielt das Ding fest, der Klumpen selbst war knapp zehn Zentimeter lang und irgendwie unförmig, wie ein gedehntes Hühnerei.
„Was ist das? Nimm’s weg“, sagte Steve angespannt, und Claire hielt die Kerze näher hin und stellte fest, dass das weiße Gebilde nicht ganz lichtundurchlässig war. Sie konnte hineinsehen, ein wenig …
… wo sich eine fette, weiße Larve wand, eingehüllt in durchsichtiges Gallert. Es war ein Ei, die Motte hatte ein Ei auf seine Schulter gelegt!
Claire wollte sich übergeben, riss sich aber zusammen und hielt nach etwas Ausschau, mit dem sie das Ei packen konnte. In einem Mülleimer neben der Truhe befand sich zerknülltes Papier, davon nahm sie ein Stück.
„Einen Moment noch“, sagte sie, erstaunt, wie gelassen sie klang, als sie das Ei von Steves Schulter pflückte. Es wollte sich nicht lösen, das feuchte, netzähnliche Zeug war hartnäckig, aber sie schaffte es und ließ es sofort zu Boden fallen. „Ich hab’s.“
Steve drehte sich um und ging neben dem Stück Papier in die Hocke, hielt seinen Kerzenleuchter nach vorne – und erhob sich abrupt. Die Übelkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er stampfte mit dem Stiefel fest auf das Ei, und klares Gallert spritzte unter der Sohle hervor.
„O Mann“, sagte er mit nach unten gezogenen Mundwinkeln. „Erinnere mich später dran, dass ich kotze, nachdem wir was gegessen haben. Und wenn wir das nächste Mal da durchgehen – keine Streichhölzer!“
Er untersuchte ihren Rücken, fand nichts, Gott sei Dank nicht, und dann teilten sie sich die Dinge, die auf dem Schreibtisch lagen. Steve nahm die Karten und setzte sich auf den Boden, Claire sah die Papiere am Schreibtisch durch.
Inventarliste, Rechnung, Rechnung, Liste … Claire hoffte, dass Steve mehr Glück hatte. Demzufolge, was sie den Unterlagen entnehmen konnte, befanden sie sich in einer Einrichtung, die Umbrella „Transport-Terminal“ nannte, was immer darunter auch zu verstehen sein mochte, und das Ganze war um eine aufgelassene Mine herum gebaut worden. Claire war nicht sicher, was genau hier gefördert worden war, aber es gab eine Reihe von Quittungen neueren Datums für einige teure Gerätschaften und eine Riesenmenge Baumaterial. Fast genug, um eine kleine Stadt zu errichten.
Claire fand eine Anzahl von Memos, die zwei außerordentlich langweilige Herren ausgetauscht hatten und in denen es um Umbrellas Budgetzuteilung für das kommende Jahr ging. Noch langweiliger wurde es dadurch, dass alles absolut legal zu sein schien. Das Büro, in dem sie sich befanden, gehörte einem dieser beiden Männer, einem Tomoko Oda, und in einem Schreiben von ihm stieß sie endlich auf etwas, das ihre Aufmerksamkeit weckte, ein Postskriptum auf einem seiner langen Finanzberichte, der gerade mal eine Woche alt war.
P. S.: Erinnern Sie sich übrigens an die Geschichte von dem „Monster“-Gefangenen, die Sie mir erzählten, als ich hierher kam? Lachen Sie nicht, aber ich habe ihn nun endlich selbst gehört, vor zwei Nächten, in eben diesem Büro. Es war genauso Furcht erregend, wie die Geschichten es behaupten, eine Art wütendes, stöhnendes Schreien, das von den unteren Ebenen heraufhallte. Mein Werkmeister sagte mir, dass Arbeiter es seit etwa 15 Jahren hören, fast immer spät nachts – das beliebteste Gerücht besagt, er würde deshalb so schreien, weil man seine Fütterungszeit versäumt hat. Ich habe aber auch gehört, dass er ein Geist sein soll, ein Schwindel, ein schief gelaufenes wissenschaftliches Experiment oder sogar ein Dämon. Ich habe mir noch keine eigene Meinung gebildet, und da
Weitere Kostenlose Bücher