Resturlaub
auf.
»Heißt das >Ja?<« fragte er.
»Tut mir Leid«, sagte Pfarrer Braun in einem sehr abschließenden Ton, »... ich kann's euch net erlauben.«
Wir waren ziemlich enttäuscht. Ich hatte Jason eine Woche lang belabert, den Verbindungsoffizier der Army eine Woche lang zu belabern, damit der den Bullen vom DeutschAmerikanischen Volksfest rausrückte - und dann das! Ich zog mein letztes Ass aus dem Ärmel. »Sie trinken doch sicher gerne mal ein Bier, oder?«, fragte ich den Pfarrer, der mich daraufhin verdutzt anblickte.
»Wollt ihr mich bestechen?«, entrüstete er sich.
»Absolut«, sagte ich kurz und knapp.
Es entstand eine kurze Pause.
»Am liebsten trinken wir des Spezial's von Seppelpeter's.«
»Na, dann haben wir's doch«, sagte ich. »Wenn Sie uns das hier aufbauen lassen, dann steht bei Ihrem nächsten Pfarrfest ein gut gekühltes 50-Liter-Fass Spezial's vor Ihrer Kirche.«
Die roten Wangen des Pfarrers wurden noch ein wenig roter, als er abwechselnd Jason, seine Kirche und mich ansah. Mir fiel auf, dass er nicht mehr nach oben schaute.
»Die Sache ist die ...«, sagte er und kratzte sich am Kopf, »dass unser Pfarrfest, also . wie soll ich sagen . es ist ziemlich beliebt.«
»Zwei gut gekühlte Fässer!«, sagte ich.
»Abgemacht«, grinste der Pfarrer und Jason ballte schon die Faust vor Freude, als der kleine Mann noch einmal die Hand hob.
»Aber nur unter einer Bedingung!«
Ich war gespannt, was da wohl noch kommen würde.
»Und die wäre?«
»Ich . «, sagte Pfarrer Braun, »würde auch gerne mal auf diesem Torero-Bullen-Dings reiten.«
»Kein Thema«, sagte ich und auch Checko und Jason nickten erfreut. Doch der Pfarrer hatte noch was auf den Lippen. »Ginge das auch jetzt? Ich, also ... muss ja nicht jeder aus der Gemeinde sehen, dass . « Pfarrer Braun musste nicht weitersprechen. Jason war bereits von seiner Ladefläche gesprungen und drückte mir den Stromstecker in die Hand.
»Kein Problem«, sagte er. »Wir brauchen nur Strom!«
Der Pfarrer deutete auf den Haupteingang seiner Kirche. »Wenn Sie reinkommen, direkt links, zwischen Maria und Josef ist ein Stecker.«
Als ich den Bullen angeschlossen hatte und wieder herauskam, war der Pfarrer bereits aufgestiegen und krempelte seine Ärmel hoch. Checko hatte seine Playstation mit dem Kontrollpult des Elektrobullen getauscht und studierte die unterschiedlichen Schalter. Die roten Bäckchen des Pfarrers leuchteten jetzt noch ein wenig mehr und in seinen Augen schien sich die Vorfreude eines kleinen Jungen widerzuspiegeln.
»Was muss ich machen?«, rief er ganz aufgeregt und tätschelte den Plastikkopf seines Bullen. »Das Einzige, was Sie machen müssen«, rief Jason, »ist sich festzuhalten.«
Und genau das tat Pfarrer Braun nicht. Mit einer einzigen Linksdrehung warf der Bulle den Pfarrer in hohem Bogen auf das Sicherheitsluftkissen ab.
Der eigentliche Unfall passierte aber erst, als der Pfarrer lachend wieder aufsteigen wollte. Checko startete den Bullen ein klein wenig zu früh. Die rechte Arschbacke des Bullen erwischte den Pfarrer mit einer solchen Wucht am Kopf, dass dieser gute drei Meter durch die Luft flog und regungslos liegen blieb. Neben dem Sicherheitsluftkissen.
»Das ist kein Scheiß-Videospiel!«, schrie ich Checko an, der nur noch abwesend mit dem Kopf wackelte wie »Rainman« auf einem amerikanischen Großflughafen. Ich sprang zu Pfarrer Braun, der mit ausdrucksloser Miene rücklings auf dem Pflaster lag. Wenigstens war nirgendwo Blut zu sehen.
»Pfarrer Braun! Ist alles okay mit Ihnen?«
Keine Antwort.
Checko stand immer noch leichenblass an seinem Schaltpult und wippte mit dem Kopf. Ich nahm die Hand des Pfarrers und war mehr als erleichtert, dass ich noch einen Puls fühlen konnte.
»Pfarrer Braun«, rief ich, »können Sie mich hören?«
»Are you all right?«, fragte Jason, der nur, wenn er Wut oder Angst hatte, zu seiner Muttersprache wechselte.
Pfarrer Braun war nicht all right.
Wie Dr. Geletneky uns im Bamberger Klinikum informierte, erlitt Braun eine mittelschwere Gehirnerschütterung, außerdem war das Schlüsselbein angebrochen. Die Sache war so klar wie der kleine schwarze Riss auf dem Röntgenbild: Wir würden uns
für die morgige Hochzeit einen neuen Pfarrer suchen müssen. Und wir würden es irgendwie dem Brautpaar beibringen müssen. Arne und der Ente.
Pater Fadiga Bouba
WIR WOLLTEN DAS KRANKENHAUS gerade verlassen, da erlangte Pater Braun für einen kurzen Augenblick das Bewusstsein.
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