Resturlaub
nachfolgenden Sektempfang wurde mir klar, dass Biene nicht alleine war mit ihrer Meinung, ich hätte für genug Unruhe gesorgt. Was ich zwischen Sekt und Lachshäppchen aufschnappte, war mir schier unverständlich. Gott sei Dank bekam Pater Babou nichts mit davon, weil Jason ihn in eine Diskussion über US-Soccer verwickelt hatte.
»Also jetzt wirklich nix gegen Farbiche ...« war der am häufigsten bemühte Satzbeginn, jeweils gefolgt von einem »aber« und Unglaublichkeiten wie ». doch nicht ausgerechnet auf der Hochzeit von der armen Biggy« oder ». doch nicht am wichtigsten Tag des Lebens«. Geradezu sensationell fand ich die Aussage der Entenmutter, die mit einem Sektglas in der Hand in die Runde quäkte: »Also jetzt nichts gegen Schwarze, aber doch nicht sooooo schwarz!« Auf meine Frage, ob ihr ein helles Braun mit einem Touch Ocker besser gefallen hätte, nahm sie lediglich einen Schluck Sekt und flüchtete sich in ein Gespräch über kalorienarme Sommersalate. Die meisten der anderen Gäste waren wenigstens so schlau, nur die Fußballvergleiche zu kritisieren. Am erstaunlichsten aber fand ich, dass sich keiner nach dem Befinden von Pfarrer Braun erkundigte. Für die Hochzeitsgemeinde war er einfach nicht da und dies war meine Schuld. Die Braut sprach gar nicht mehr mit mir. Der Einzige, der dem Ganzen ein wenig Komik abgewinnen konnte, war Arne, der mich irgendwann grinsend beiseite nahm.
»Na, was hab ich gesagt? Der Bouba ist eine ganz harte Sau, oder?«
»Die Frau ist rund«, stöhnte ich und umarmte Arne. Er hatte meiner Meinung nach zwar die Falsche geheiratet, aber immerhin machte er einen gefestigteren und zufriedeneren Eindruck als ich. Vielleicht ist eine Hochzeit ja so was wie das Auge eines Hurrikans. Nicht ahnend, dass es danach erst richtig kracht, wähnt man sich zunächst in trügerischer Sicherheit.
»Ich wünsch euch alles Gute. Tut mir Leid wegen der Messe
und so ...!«
»Danke, Pitschi. Und mach dir keine Gedanken!«
»Über was soll ich mir keine Gedanken machen?«
»Na über Biene und die Hochzeit und so. Also wir seh'n euch alle schon da oben stehen.«
Erschrocken löste ich die Umarmung. Diese schreckliche Gewissheit in Arnes Gesicht; sie irritierte mich.
»Wo oben?«
»Na oben am Altar!«
»Niemals!«
Lachend wuschelte mir Arne durch die Haare.
»Alter Spinner! Du ... ich muss mal nach meiner Frau schauen!«
»Siehste«, sagte ich. »Geht schon los!«
Für einen Augenblick stand ich verloren am Häppchenbüfett. Einen Käsespießwurf entfernt diskutierte Biene mit der Ente, da wollte ich auf keinen Fall hin. Und gleich daneben knutschten Jason und Miriam. Da wollte ich eher noch einen Schritt weg.
Schließlich kam Checko vorbei, schaute mich kurz an, fand dann aber doch das Büfett interessanter als meinen Gesichtsausdruck und sagte im Gehen:
»Des Roastbeef mussde mal probieren, Bidschi!«
»Danke, Checko! Ich hol mir gleich was!«
Ich blies den Stress nach draußen, setzte mein bestes Lächeln auf und schlenderte zu Biene und Biggy. Soweit ich das mitbekam, entschuldigte sich Biene gerade in aller Form für mich. Jedenfalls stoppte das Gespräch, als ich mich mit meinem halb leeren Sektglas dazustellte.
»War doch eine wunderbare Messe, oder?«, fragte ich leichtsinnigerweise.
»Nein!«, sagte die Ente und dann schauten wir für eine halbe
Ewigkeit einfach nur so durch die Gegend.
»Wir müssen dann mal, wenn wir heute Abend hübsch sein wollen!«, durchbrach Biene das Schweigen.
»Genau!«, sagte ich und überlegte mir, warum man eigentlich etwas muss, wenn man was will.
Dann gingen wir.
Wir saßen keine Minute im Auto, da wurde mir bewusst, wie richtig ich mit meiner »Nimm deine Freundin niemals mit auf eine Hochzeit«-Theorie lag.
»Da bleibt einem immer wieder das Herz stehen, wenn zwei Liebende sich das Jawort geben, oder?«, schwärmte Biene. Da diese Aussage uneingeschränkt auf mich zutraf, konnte ich nur zustimmen.
»Absolut!«
In einer Art Übersprungshandlung drehte ich am Autoradio und landete auf Bayern 3, dem einzigen Radiosender der Welt, der die letzten zehn Jahre Musikgeschichte einfach komplett ignoriert. Es lief Joe Cocker's Summer in the City. Was Biene nicht davon abbrachte, weiter zu bohren.
»Mausbär, ich weiß, wir haben gestern erst darüber geredet, aber . ich würde schon gerne wissen, wie es mit uns weitergeht!«
»Na, wir fahren nach Hause, ruhen uns kurz aus, machen uns fertig und dann geht es mit dem Taxi zur
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