Rette mein Herz
Umständen?
Sie erreichten ein kleines Wäldchen und der schmale Weg erlaubte es ihnen nicht mehr, nebeneinander zu reiten, also ritten Lucio und Elly an der Spitze und Marie folgte mit Lady Gwen.
Plötzlich preschte ein Reiter aus dem Unterholz und drängte Lady Gwens Pferd beiseite. Die Pferde wieherten nervös. Der Reiter schnappte sich Marie und zog sie zu sich auf sein Pferd, dann preschte er in atemberaubendem Tempo davon.
*
Maries Herz klopfte wild in ihrer Brust. Sie kannte diesen harten, muskulösen Körper nur zu gut, gegen den sie bei jedem Galoppsprung prallte. Die Hände, die vor ihrem Bauch die Zügel führten, hatten ihr unbeschreibliche Ekstase bereitet. Allein diese schlanken, kraftvollen Hände zu sehen, verursachte ein heißes Prickeln in ihren Adern.
Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Lucio hinter ihnen herjagte. Sie war froh, dass Lucio wegen der Hochzeit unbewaffnet geritten war.
Taheton trieb den Hengst verbissen an, lenkte ihn geschickt durch das unwegsame Gelände. Angst und Glück stritten in Maries Brust. Sie hatte sich nicht damit abfinden wollen, Isaak Bolton zu heiraten und buchstäblich in letzter Minute, wo sie schon jede Hoffnung aufgegeben hatte, kam Taheton und rettete sie. Wieso nur hatte er so lange auf sich warten lassen? Und woher hatte er von der Hochzeit gewusst?
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Taheton den Hengst zügelte und schließlich an einen kleinen Bach lenkte. Dort stieg er ab und half ihr vom Pferd. Einen kurzen Moment hielt er sie umfangen und sie dachte, er würde sie küssen, doch er tat nichts dergleichen. Seine Miene wirkte versteinert. Wortlos ließ er sie stehen und führte das Pferd zum Trinken an den Bach.
Marie schaute sich unsicher um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Sie war verunsichert von Tahetons merkwürdigem Verhalten. Warum hatte er sie von ihrer eigenen Hochzeit entführt und benahm sich jetzt so abweisend? Sie konnte sich keinen Reim daraus machen.
Nachdem sie ein paar Minuten Rast gemacht hatten, half Taheton ihr wieder aufs Pferd und sie ritten in langsamem Tempo weiter. Marie hatte sich gegen seine Brust gelehnt und die Augen geschlossen. Sie war verwirrt. Seine Nähe erfüllte sie mit Wärme und Sehnen. Seit ihrer Entführung hatte er jedoch nicht ein Wort mit ihr gewechselt. Während ihraumSeier Rast hatte er es vermieden, sie anzusehen. Was war passiert, dass er so verbittert wirkte? Wieso hatte er sie entführt? Wohin ritten sie und was hatte er mit ihr vor?
Sie machten noch zwei Mal kurz Pause, bis sie gegen Einbruch der Dämmerung schließlich eine kleine Jagdhütte erreichten. Sie musste einem Trapper gehören, war aber augenscheinlich schon seit Längerem unbewohnt.
Taheton schickte sie mit einer Handbewegung in die Hütte und machte sich daran, das Pferd zu versorgen.
Marie schaute sich in dem kargen Raum um. Es gab eine Bettstatt mit Fellen, eine Kochstelle und eine Bank mit einem kleinen Tisch. Es war ein sonniger Tag gewesen, doch jetzt wurde es langsam kühl. Neben der Feuerstelle lagen Holzscheite und etwas Anmachholz. Marie beschloss, sich nützlich zu machen und sich um das Feuer zu kümmern. Sie hatte schon als Kind von ihren Brüdern gelernt, ein Feuer zu zünden. Als Taheton in die Hütte trat, hatte sie bereits ein lustiges Feuer in Gange.
Er musterte sie, offenbar ein wenig überrascht von ihren Fertigkeiten, brachte sein Gesicht jedoch schnell wieder unter Kontrolle und schloss die Tür hinter sich. Langsam schritt er zu der Bank und setzte sich. Er legte ein Kaninchen auf den Tisch und begann, das Tier zu häuten.
Eine Weile später brutzelte das Kaninchen über dem Feuer und ein mundwässernder Geruch erfüllte die kleine Hütte. Sie aßen schweigend und tranken Wasser aus einem Lederschlauch. Marie wollte so oft das Wort an ihn richten, doch jedes Mal, wenn sie in sein verschlossenes Gesicht schaute, verwarf sie den Gedanken wieder.
Nach dem Essen deutete er mit einer Kopfbewegung, dass sie ins Bett gehen sollte. Sie ärgerte sich, dass er nicht einmal die nötigsten Worte mit ihr wechselte. Sie schluckte Ärger und Enttäuschung hinunter und fügte sich. Taheton machte keine Anstalten, zu Bett zu gehen. Sie lag unter der Wolldecke und beobachtete ihn. Er saß auf der Bank und starrte in die Flammen. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Wie sehr sie sich wünschte, ihn zu berühren. Sie wollte in seinem Blick versinken, seine Lippen auf ihren Lippen spüren
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