Rette mein Herz
würde Bhreac nicht einmal zu Wort kommen, ehe man ihn skalpierte. Montana erschauerte allein bei dem Gedanken an Marterpfähle und Messer schwingende Indianer.
„Geht es dir nicht gut Liebes?“, fragte Lady Gwen.
„Doch, doch Mutter. Ich war nur – in Gedanken.“
„Marie?“
„Hm. Ist das so offensichtlich?“
„Ja. Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch. Hat dir das noch niemand gesagt? Das ist einer der Gründe, warum ich dich sofort mochte. Du kannst deine Gefühle einfach nicht verstecken. Du bist die ehrlichste Person, die mir je begegnet ist.“
„Offenes Buch, ja?“ Montana seufzte. „Ich weiß nicht, ob mir das gefallen soll.“ Sie fragte sich, wie es sein konnte, dass ihr bei der Zeitreise scheinbar ihr berüchtigtes Pokerface abhandengekommen war. In ihrer eigenen Zeit war sie eine toughe Anwältin gewesen. Das schien eine Ewigkeit her zu sein.
Lady Gwen lachte leise.
„Alle lieben dich, so wie du bist Liebes.“
„Bring mich nicht in Verlegenheit Mutter.“
„Du machst dir also Sorgen um Marie?“, wechselte Lady Gwen das Thema.
„Ja“, seufzte Montana. „Ich fühle mit ihr. Sie liebt diesen Taheton und ich hätte ihr so gewünscht, dass sie ihn bekommt. Aber es ist hoffnungslos.“
„Bhreac hat versucht ihn zu finden. Er hat sogar eine Belohnung ausgesetzt, doch der Junge ist verschwunden. Wir haben leider keine Zeit, länger zu warten.“
„Ich weiß.“
„In drei Tagen wird die Hochzeit sein. Sie hätte es schlimmer treffen können.“
16
D u siehst wunderschön aus“, sagte Elly und steckte eine letzte Strähne von Maries braunen Locken fest.
Marie trug ein Kleid mit cremefarbenem Rock und tannengrünem Mieder mit kleinen, cremefarbenen Blüten bestickt. Mit geschickten Fingern befestigte Elly den Schleier an Maries Hinterkopf und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu bewundern.
Die Braut schaute alles andere, als glücklich drein. Mit blassen Wangen und von Tränen geröteten Augen machte sie einen zerbrechlichen, fast ätherischen Eindruck, was ihre zierliche Figur noch unterstrich. Aber gerade dieser Hauch von Melancholie gab ihr etwas von überirdischer Schönheit. Elly fand, dass sie nie schöner ausgesehen hatte.
Marie musterte sich im Spiegel. Sie kam sich vor, als würde sie eine fremde Frau anstarren. Elly hatte wirklich gute Arbeit mit den Haaren geleistet und das Kleid war zauberhaft, doch das Gesicht, dass Sie aus dem Spiegel heraus ansah, war ihr so fremd, dass sie hastig den Blick abwandte.
„Danke für deine Hilfe“, flüsterte sie belegt.
„Oh Liebes. Doch nicht dafür. Ich habe das gern gemacht.“
Elly legte Marie die Hände auf die Schultern.
„Wir sollten langsam gehen. Es wird Zeit.“
Marie seufzte und erhob sich.
„Also dann“, sagte sie, nachdem sie ihren Umhang umgelegt hatte.
Draußen warteten Lucio und Lady Gwen mit den Pferden. Alle anderen waren schon in der kleinen Kapelle, gut vier Meilen von der Farm entfernt, wo sie zusammen mit dem Bräutigam auf die Ankunft der Braut warteten.
Lucio half der Braut auf ihr Pferd und Lady Gwen lächelte Marie aufmunternd zu.
Langsam machte die kleine Gesellschaft sich auf den Weg. Marie kam das alles wie ein schlechter Traum vor. Jeden Moment würde sie erwachen und alles wäre wieder gut.
Sie warf einen Blick zurück auf ihr Zuhause. Heute Nacht würde sie in ihrem neuen Zuhause schlafen. Zusammen mit ihrem Ehemann. Allein der Gedanke daran, mit ihm zu schlafen, machte sie krank. Nicht, dass sie ihn nicht mochte. Er war eine Seele von einem Mann und er würde sie und die Kinder gut behandeln, da war sie sich sicher. Doch sie konnte nur an Taheton denken. Es war nicht gerecht, dass sie einen so anständigen Mann wie Isaak hinters Licht führten. Er hatte Besseres verdient.
Sie hatten die Hälfte des Weges hintees width="1emr sich und Marie fühlte sich immer elender. Auch ihre Mutter, Elly und Lucio waren schweigsam. Sie gaben nicht gerade eine fröhliche Gesellschaft ab. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn Isaak nicht bemerkte, wie unwillig seine Braut war. Ohnehin musste er sich schon Gedanken gemacht haben, wieso Bhreac ihn so plötzlich in eine Ehe mit ihr bugsiert hatte. Ob er schon ahnte, dass sie kompromittiert worden war?
Was war, wenn das Kind auf die Welt kam und man ihm ansehen würde, dass sein Vater ein Indianer war? Sicher würde Isaak nicht begeistert darüber sein. Wie konnte sie so etwas tun? Wie konnte sie ihn heiraten, unter all diesen
Weitere Kostenlose Bücher