Rette mich vor dir
Zähne zusammen, seine Muskeln sind angespannt, sein Oberkörper hebt und senkt sich mühsam von der Anstrengung des Atmens. »Was passiert dann jetzt gerade? Denn hier geschieht irgendwas, und es fühlt sich nicht gut an«, sagt er, und seine Stimme klingt heiser. »Es fühlt sich ganz und gar nicht gut an, Juliette, ganz im Gegenteil, und ich will dich einfach nur im Arm –«
»Ich will dir nicht w-weh tun –«
»Du wirst mir nicht weh tun«, erwidert er, tritt zu mir, schaut mich bittend an. »Ich schwöre es dir. Es wird gut sein – alles wird gut, und ich habe auch schon Fortschritte gemacht. Ich habe daran gearbeitet, und ich bin stärker –«
»Adam, bitte, es ist so gefährlich.« Mein Ton ist flehentlich, und ich weiche zurück, wische mir wütend die Tränen aus dem Gesicht. »Es ist besser für dich. Es ist besser für dich, wenn du dich von mir fernhältst –«
»Aber das will ich gar nicht – du fragst mich nicht mal, was ich will –«, sagt er und folgt mir. »Ich will mit dir zusammen sein, und es ist mir ganz egal, ob es schwer ist. Ich will es immer noch. Ich will dich immer noch.«
Ich sitze in der Falle.
Bin gefangen zwischen Adam und der Wand und kann nicht flüchten und will es auch gar nicht. Will mich nicht mehr dagegen wehren, selbst wenn etwas in mir schreit, dass ich nicht so selbstsüchtig sein darf, Adam das Zusammensein mit mir zu erlauben, obwohl ich ihm am Ende nur Schmerzen bereiten werde. Aber er sieht mich an, sieht mich an, als täte ich das jetzt schon, und ich merke, dass ich ihn schlimmer verletze, indem ich ihm fernbleibe.
Ich zittere am ganzen Leib. Verzehre mich nach ihm und weiß nun genauer denn je, dass ich warten muss auf das, was ich mir wünsche. Und ich hasse diesen Zustand. Ich hasse ihn so sehr, dass ich hemmungslos schreien könnte.
Aber vielleicht können wir es versuchen.
»Juliette.« Adams Stimme ist rau, bebt vor Gefühlen. Seine Hände umfassen meine Taille, zitternd, abwartend. »Bitte.«
Und ich wehre mich nicht.
Er atmet jetzt schneller, drängt sich an mich, lässt seine Stirn auf meine Schulter sinken. Legt seine Hände auf meinen Bauch, sie gleiten tiefer, langsam, ganz langsam, und ich keuche.
Ein Erdbeben erschüttert meine Knochen, tektonische Platten verschieben sich, von Angst zu Lust, während seine Finger meine Schenkel umschmeicheln, meinen Rücken, meine Schultern streifen, über meine Arme wandern. Bei den Handgelenken halten sie inne. Dort endet der Stoff, dort beginnt meine Haut.
Adam holt tief Luft.
Und nimmt meine Hände.
Einen Moment lang bin ich wie gelähmt, suche in seinem Gesicht nach Anzeichen von Schmerz, aber dann atmen wir beide aus, und er lächelt, hoffnungsvoll, zuversichtlich, dass alles gut sein wird.
Doch dann blinzelt er, und seine Augen verändern sich.
Sie sind dunkler. Drängend. Gierig. Er sieht mich an, als suche er nach den Worten, die in mein Inneres geritzt sind, und ich spüre die Hitze in seinem Körper, die Kraft in seinen Gliedern, die Wucht seiner Lust, und ich kann ihn nicht davon abhalten, mich zu küssen.
Seine linke Hand umfasst meinen Hinterkopf, seine rechte liegt in meiner Taille, er drückt mich an sich und zerstört jeden vernünftigen Gedanken, den ich jemals hatte. Tief und stark sind diese Gefühle. Eine mir bislang fremde Seite von Adam, und ich schnappe nach Luft, keuche atemlos.
Heißer Regen und feuchte Tage und kaputte Thermostate. Pfeifende Teekessel und entfesselte Dampfmaschinen. Die Kleider herunterreißen, um einen kühlen Luftzug zu spüren.
Ein Kuss, der Sauerstoff überflüssig macht.
Und ich weiß, dass ich mich nicht darauf einlassen sollte. Es ist dumm und verantwortungslos, nach alldem, was ich gerade erfahren habe, aber man müsste mich schon erschießen, um mir Einhalt zu gebieten.
Ich zerre an Adams Hemd, versuche verzweifelt, etwas zu fassen zu kriegen, eine Planke oder einen Rettungsring, irgendetwas, das mich in der Realität verankert, doch Adam lässt mich los, reißt sein Hemd herunter, wirft es zu Boden, zieht mich wieder in seine Arme. Und wir sinken auf mein Bett.
Irgendwie lande ich auf Adam.
Er umschlingt mich, küsst mich, meinen Hals, meine Wangen, und meine Hände erkunden seinen Körper, betasten die Höhen und Tiefen und Flächen, und er legt seine Stirn an meine, presst die Augen zu und sagt: »Wie ist es möglich, dass ich dir so nahe bin und du dennoch so entsetzlich weit entfernt bist?«
Und ich erinnere mich, dass ich ihm vor 2
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