Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
genügend Luft in meine Lunge zu atmen. Ich bleibe so Ich stehe so Ich zähle so, bis das Gefühl verschwindet. Bis die Tränen versiegen, bis meine Fäuste nicht mehr zittern, bis mein Herz nicht mehr weh tut.
    Doch es gibt nie genug Zahlen.
    Adam ist auf der Krankenstation.
    Er ist auf der Krankenstation, und man hat mich gebeten, ihn nicht zu besuchen. Man hat mich gebeten, ihm Zeit zu lassen zum Gesundwerden ihn verflucht noch mal in Ruhe zu lassen . Tana und Randa haben mir versichert, dass er sich erholen wird. Sie haben mir gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen, alles würde gut, aber ihr Lächeln war weniger strahlend als sonst, und ich frage mich, ob sie allmählich begreifen, was ich wirklich bin.
    Ein schreckliches, selbstsüchtiges, erbärmliches Monster.
    Ich habe mir genommen, wonach mich verlangt hat. Ich wusste Bescheid und habe es dennoch getan. Adam konnte das nicht wissen, er ahnte nicht, wie viel Leid ich ihm zufügen konnte. War sich der Ausmaße der grausamen Wahrheit nicht bewusst. Laut Castle hatte Adam meine Kraft bislang nur in wenigen Momenten gespürt. In winzigen Portionen, und er hatte sich entspannt, ohne den ganzen Effekt zu erleben.
    Aber ich wusste mehr.
    Ich wusste, wozu ich imstande war. Kannte die Risiken und handelte dennoch nicht anders. Gestattete mir zu vergessen, leichtfertig, gierig und dumm zu sein, weil ich haben wollte, was ich nicht haben kann. Ich wollte an Märchen und Happyends und das Unmögliche glauben. Wollte mich selbst als besseren Menschen betrachten und habe mich stattdessen als das Schreckenswesen offenbart, für das ich seit jeher gehalten werde.
    Ich verstehe, dass meine Eltern mich loswerden wollten .
    Castle spricht nicht einmal mehr mit mir.
    Kenji allerdings hat an unserem Termin morgen früh um 6.00 nichts geändert, und ich merke, dass ich dankbar bin für die Ablenkung. Ich wünschte, es wäre schon so weit. Von jetzt an wird mein Leben so einsam sein wie früher, und da brauche ich etwas, um mir die Zeit zu vertreiben.
    Um zu vergessen.
    Das Gefühl der absoluten Einsamkeit – es überfällt mich immer wieder. Adams Abwesenheit in meinem Leben, das Wissen, dass ich die Wärme seines Körpers, die Zärtlichkeit seiner Berührungen nie wieder spüren werde. Die Erinnerung daran, wer ich bin, was ich getan habe, wohin ich gehöre.
    Doch ich habe die Regeln und Bedingungen meiner neuen Realität akzeptiert.
    Ich kann nicht mit ihm zusammen sein. Ich werde nicht mit ihm zusammen sein. Ich werde nie wieder das Risiko eingehen, ihn zu verletzen, die Kreatur zu werden, vor der er sich fürchtet, die ihn nicht berühren, nicht küssen, nicht umarmen kann. Ich will ihm nicht dabei im Weg sein, ein normales Leben mit einem Mädchen zu führen, das ihn nicht versehentlich umbringen könnte.
    Ich muss mich also aus seiner Welt herausschneiden. Und ihn aus meiner.
    Das ist jetzt viel schwerer. Es ist so viel schwerer, mich mit einem Leben in Kälte und Leere zu begnügen, nachdem ich Hitze, Verlangen, Zärtlichkeit und Leidenschaft kennengelernt habe; die fantastische Freude, einen anderen Menschen berühren zu können.
    Es ist abgrundtief peinlich.
    Dass ich mir einbildete, die Rolle eines normalen Mädchens mit einem normalen Freund spielen zu können; dass ich glaubte, die Geschichten leben zu dürfen, die ich als Kind in so vielen Büchern gelesen hatte.
    Ich.
    Juliette hat einen Traum.
    Allein der Gedanke daran beschämt mich. Wie dumm von mir zu glauben, ich könne ändern, was mir zugewiesen wurde. Dass ich in den Spiegel starrte und das bleiche Gesicht sogar mochte, das mir entgegenschaute.
    Wie kläglich.
    Ich hatte es immer gewagt, mich mit der Prinzessin zu identifizieren, die davonläuft und von einer Fee in ein wunderhübsches Mädchen mit großartiger Zukunft verwandelt wird. Hatte mich an etwas wie Hoffnung geklammert, an einen seidenen Faden aus Vielleicht und Womöglich und Könntesein. Doch ich hätte besser zuhören sollen, als meine Eltern mir sagten, Kreaturen wie ich hätten keinen Anspruch auf Träume. Kreaturen wie ich sollten lieber vernichtet werden, sagte meine Mutter zu mir .
    Und allmählich glaube ich, dass meine Eltern Recht hatten. Allmählich frage ich mich, ob ich mich nicht selbst begraben sollte. Doch dann fällt mir ein, dass das im Grunde ohnehin schon der Fall ist. Und ich brauche keinen Spaten dazu.
    Es ist sonderbar.
    Wie hohl ich mich fühle.
    Als könne es in mir Echos geben. Als sei ich so ein Schokoladenhase, wie

Weitere Kostenlose Bücher