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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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bleiben.«
    Winston lässt den Kuli auf den Tisch fallen. Streicht sich müde durchs Haar. Setzt seine Brille ab und reibt sich das Gesicht. »Das liegt an den verfluchten Suchmannschaften. Jede verfluchte Nacht. Irgendwas braut sich da zusammen. Wieso sind so viele Soldaten unterwegs? Was zum Teufel treiben die da draußen? Und ich muss die ganze Zeit wach bleiben –«
    »Was ist denn los?«, frage ich neugierig. Ich hatte noch nie Gelegenheit, an Informationen zu kommen. Castle hat mir immer nur gesagt, dass ich mich auf mein Training konzentrieren soll. Ansonsten bekam ich lediglich zu hören, dass die Zeit knapp sei und dass ich lernen müsse, bevor es zu spät ist . Jetzt frage ich mich, ob die Lage schlimmer ist, als ich vermutet hatte.
    »Die Suchmannschaften?«, sagt Brendan und macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ach so, na, wir schieben zu zweit Wache, in Schichten«, erklärt er. »Was meist kein Problem ist, Routinearbeit, nichts Dramatisches.«
    »Aber in letzter Zeit verändert sich was«, wirft Winston ein. »Kommt mir vor, als würden sie jetzt tatsächlich nach uns suchen . Als wüssten sie, dass wir nicht nur eine verrückte Theorie sind. Und als wüssten sie wahrhaftig, wo sie uns finden können.« Er schüttelt den Kopf. »Aber das ist eigentlich ausgeschlossen.«
    »Nee, ist es nicht«, widerspricht Brendan.
    »Aber wie zum Teufel sollten sie uns entdeckt haben? Wir sind doch wie das Bermuda-Dreieck.«
    »Scheinbar nicht.«
    »Treibt mich jedenfalls in den Wahnsinn«, sagt Winston. »Es wimmelt von Soldaten, und sie sind viel zu nah. Wir se hen sie auf den Monitoren«, erklärt er, als er meinen fragen den Blick bemerkt. »Aber am allersonderbarsten«, fügt er leiser hinzu und beugt sich vor, »ist, dass Warner immer bei ihnen ist. Jede Nacht. Marschiert herum, gibt Befehle, die ich nicht hören kann. Und sein Arm ist immer noch verletzt. Er trägt ihn in einer Schlinge.«
    »Warner?« Ich starre Winston an. »Ist bei den Soldaten? Kommt das sonst nicht vor?«
    »Es ist ziemlich merkwürdig«, antwortet Brendan. »Er ist schließlich der OKR – Oberkommandeur und Regent – von Sektor 45. Normalerweise würde er diese Aufgabe an einen Oberst oder sogar nur an einen Leutnant delegieren. Er gehört eigentlich auf den Stützpunkt, zur Armee.« Brendan schüttelt den Kopf. »Ich finde das ziemlich idiotisch von ihm, so ein hohes Risiko einzugehen. Sich vom Stützpunkt zu entfernen. Wundert mich auch, dass er es sich erlauben kann, so oft weg zu sein.«
    »Ganz genau«, sagt Winston und nickt. Er deutet mit dem Zeigefinger auf uns, sticht förmlich in die Luft. »Und man muss sich fragen, wer in seiner Abwesenheit das Kommando hat. Der Typ hat zu niemandem Vertrauen und delegiert normalerweise nicht. Und jetzt lässt er jede Nacht seinen Stützpunkt im Stich?« Winston schüttelt den Kopf. »Irgendwas passt da nicht. Da braut sich was zusammen.«
    Ich fühle mich ängstlich und mutig zugleich, als ich frage: »Meinst du, er sucht nach jemandem etwas?«
    »So ist es.« Winston atmet lautstark aus. Kratzt sich an der Nase. »Genau das glaube ich. Und ich würde verdammt gerne wissen, wonach.«
    »Nach uns«, bemerkt Brendan. »Wonach denn sonst.«
    Winston schaut zweifelnd. »Weiß nicht. Irgendwas ist anders. Nach uns suchen sie schon seit Jahren, aber so was ist noch nie vorgekommen. Sie haben noch nie so viele Leute für die Suche abkommandiert. Und sie waren uns noch nie so nah.«
    »Wow«, flüstere ich. Meine eigenen Theorien zu äußern wage ich nicht. Ich will auch nicht zu ausführlich darüber nachdenken, nach wem wonach Warner wirklich sucht. Und ich wundere mich die ganze Zeit, dass diese beiden Männer so offen mit mir sprechen, als sei ich vertrauenswürdig, als gehöre ich zu den Eingeweihten.
    Ich bleibe stumm.
    »Tja«, sagt Winston und greift wieder nach seinem abgekauten Kuli. »Ziemlich irre. Jedenfalls: Wenn ich heute keinen anständigen Kaffee kriege, raste ich aus.«
    Ich schaue mich um. Keine Spur von Kaffee oder Essen. »Frühstücken wir noch, bevor es losgeht?«
    »Nee«, antwortet Winston. »Heute haben wir andere Essenszeiten. Aber wir haben die volle Auswahl, wenn wir zurückkommen. Das ist der einzige Lichtblick.«
    »Von wo zurückkommen?«
    »Draußen«, sagt Brendan und lehnt sich zurück. Deutet zur Decke. »Wir gehen raus.«
    »Was?«, keuche ich aufgeregt. »Im Ernst?«
    »So sieht’s aus.« Winston setzt seine Brille wieder auf. »Und du scheinst heute deine

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