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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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Armen versage, und ich höre ihn fragen: »Juliette? Was ist denn? Ist etwas passiert?«
    Ich möchte so gerne sagen, ja, schreckliche Dinge sind passiert, und ich bin völlig erschöpft, und ich möchte nur in deine Arme sinken und den Rest der Welt vergessen. Stattdessen zwinge ich mich aufzublicken, ihm in die Augen zu schauen. So ein dunkles abgründiges Blau. »Ich mache mir Sorgen um dich«, sage ich.
    Sofort wirkt er anders, distanziert. Er versucht zu lachen und sagt: »Du machst dir also Sorgen um mich.« Er schnaubt. Fährt sich durchs Haar.
    »Ich wollte nur wissen, ob es dir auch gut geht –«
    Er schüttelt ungläubig den Kopf. »Was soll das?«, fragt er. »Willst du dich über mich lustig machen?«
    »Was?«
    Er schlägt sich mit der Faust an die Lippen. Schaut auf. Scheint nicht sprechen zu wollen, aber dann tut er es doch, und er klingt bedrückt und verletzt und verwirrt. »Du hast dich von mir getrennt«, sagt er. »Du hast uns aufgegeben – unsere gemeinsame Zukunft. Du hast mir förmlich das Herz aus dem Leib gerissen, und nun willst du wissen, ob es mir gut geht? Wie soll das wohl möglich sein, Juliette? Was ist das für eine Frage?«
    Mir wird schwindlig.
    »Ich wollte nicht –« Ich schlucke mühsam. »Weil i-ich – über deinen – Vater g-gesprochen habe – ich dachte, vielleicht – o Gott, es tut mir so leid – du hast Recht, ich bin so dumm – ich h-hätte dir nicht – folgen sollen – ich hätte –«
    »Juliette«, sagt er drängend und umfasst meine Taille, als ich zurückweichen will. Er schließt die Augen. »Bitte«, murmelt er, »sag mir, was ich tun soll. Wie ich mich fühlen soll. Eine schlimme Sache nach der nächsten passiert, und ich gebe mir wirklich Mühe durchzuhalten – ich strenge mich echt an, aber es ist scheiß schwierig , und ich«, seine Stimme wird rau, »ich vermisse dich«, sagt er erstickt, »ich vermisse dich so sehr, dass ich fast daran sterbe.«
    Meine Finger krallen sich in sein Hemd.
    Mein Herz pocht laut in der Stille, gibt all meine Geheimnisse preis.
    Ich sehe, wie schwer es Adam fällt, mich anzuschauen, wie schwer es ihm fällt, die Worte auszusprechen, als er flüstert: »Liebst du mich noch?«
    Und ich muss jeden Muskel in meinem Körper anspannen, um nicht die Arme auszustrecken, um Adam nicht zu umarmen und zu küssen. »Adam – natürlich liebe ich dich noch –«
    »Weißt du«, sagt er und sieht dabei so verletzlich aus, »so etwas wie mit dir habe ich noch nie erlebt. An meine Mutter kann ich mich kaum erinnern, und sonst hatte ich nur James und meinen beschissenen Vater. James hat mich auf seine Art immer geliebt, aber du – mit dir –« Er unterbricht sich. Schaut zu Boden. »Ich kann nicht mehr leben wie vorher«, sagt er. »Wie soll ich das Zusammensein mit dir vergessen? Wie soll ich vergessen, wie es sich anfühlt, von dir geliebt zu werden?«
    Ich merke nicht einmal, dass ich weine, bis ich meine eigenen Tränen schmecke.
    »Du sagst, dass du mich liebst«, fährt er fort. »Und ich weiß, dass ich dich liebe.« Er hebt den Kopf, sieht mich an. »Warum zum Teufel können wir dann nicht zusammen sein?«
    Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern kann außer »Es t-tut mir leid, es tut mir so leid, du kannst g-gar nicht ahnen, wie leid es mir tut –«
    »Wieso können wir es nicht einfach versuchen?« Er klingt drängend, verzweifelt, packt mich an den Schultern, unsere Gesichter sind gefährlich nah. »Ich bin bereit, alles in Kauf zu nehmen, das schwöre ich dir, wenn ich dafür weiß, dass du in meinem Leben bist –«
    »Es geht nicht«, antworte ich, wische mir übers Gesicht, will mich nicht beschämen lassen von meinen Tränen. »Unsere Gefühle alleine genügen nicht, Adam, und das weißt du auch. Eines Tages werden wir irgendeine Dummheit machen, uns in Gefahr begeben. Weil wir glauben, es wäre doch möglich. Und das wird nicht gut ausgehen.«
    »Aber schau uns doch an«, widerspricht er. »Wir kriegen das hin – ich schaffe es, dir nahe zu sein, ohne dich zu küssen – ich brauche nur noch ein paar Monate Training –«
    »Dein Training wird uns nicht helfen«, unterbreche ich ihn. Ich weiß, dass ich ihm jetzt alles gestehen muss. Er hat ein Recht darauf, alles zu wissen. »Denn je länger ich trainiere, desto mehr erfahre ich darüber, wie gefährlich ich wirklich bin. Und du – k-kannst nicht in meiner Nähe sein. Es ist nicht nur meine Haut. Ich könnte dich schon verletzen, indem ich nur deine Hand

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