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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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halte.«
    »Was?« Er blinzelt verwirrt. »Wovon redest du?«
    Ich hole tief Luft. Lege die Handfläche an die Wand. Drücke meine Finger in den Stein, greife mir eine Handvoll, zerdrücke ihn in der Faust, lasse den Sand durch die Finger rieseln.
    Adam starrt mich verblüfft an.
    »Ich war die Person, die auf deinen Vater geschossen hat«, gestehe ich. »Ich weiß nicht, warum Kenji mich gedeckt hat. Ich weiß nicht, weshalb er euch nicht die Wahrheit gesagt hat. Aber ich war so von dieser – weißglühenden Wut erfüllt, dass ich Anderson einfach nur umbringen wollte. Und ich habe ihn gefoltert«, flüstere ich. »Ich habe ihn in die Beine geschossen, um es möglichst lange hinauszuzögern. Weil ich diesen letzten Moment auskosten wollte. Die Kugel, die ich ihm ins Herz jagen wollte. Und ich war so kurz davor. Kenji hat mich weggezerrt. Weil er gesehen hat, dass ich wahnsinnig war. Ich habe keine Kontrolle mehr über mich«, flüstere ich heiser. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist und was mit mir geschieht, und ich weiß noch nicht einmal, wozu ich tatsächlich fähig bin. Ich habe keine Ahnung, wie schlimm das noch werden kann. Jeden Tag erfahre ich etwas Neues über mich selbst, das mir Angst einjagt. Ich habe Menschen schreckliche Dinge angetan«, flüstere ich. Schlucke das Schluchzen in meiner Kehle hinunter, das aufsteigen will. »Ich bin nicht normal, Adam. Und in meiner Nähe wirst du immer gefährdet sein.«
    Er starrt mich fassungslos an, bleibt stumm.
    »Jetzt weißt du, dass die Gerüchte wahr sind«, flüstere ich. »Ich bin verrückt. Und ein Monstrum.«
    »Nein«, haucht er. »Nein –«
    »Doch.«
    »Nein«, widerspricht er leidenschaftlich. »Das ist nicht wahr – du bist stärker als diese Kräfte – ich weiß es – ich kenne dich. Ich kenne dein Herz seit zehn Jahren«, sagt er, »und ich habe miterlebt, was du durchgemacht hast, und ich werde dich nicht aufgeben, nicht deshalb, nicht aus so einem Grund –«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Wie kannst du immer noch glauben – nach alldem –«
    »Du«, erwidert er und umfasst meine Taille fester, »bist einer der stärksten und mutigsten Menschen, die ich kenne. Du hast ein gutes Herz und die besten Absichten –« Er hält inne. Atmet zittrig ein. »Du bist der beste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. Du hast Entsetzliches durchgemacht und bei alldem nicht deine Menschlichkeit eingebüßt. Wie um alles in der Welt«, sagt er, und nun bricht seine Stimme, »soll ich dich aufgeben? Wie soll ich dich verlassen?«
    »Adam –«
    »Nein«, erwidert er und schüttelt den Kopf. »Ich weigere mich zu glauben, dass es mit uns aus ist. Nicht, wenn du mich noch liebst. Weil du das nämlich alles durchstehen wirst. Und ich werde auf dich warten. Für mich gibt es niemand anderen«, sagt er. »Du bist die Einzige, die ich jemals wollte, und daran«, er schluckt, »wird sich niemals niemals etwas ändern.«
    »Wie rührend.«
    Adam und ich zucken zusammen. Blicken auf.
    Da ist er.
    Warner. Bleibt neben uns stehen. Seine Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Er starrt uns an. Zornig, verletzt, angewidert. Castle ist hinter ihm, will Warner offenbar irgendwohin führen. Adam ist starr wie Stein, rührt sich nicht, spricht nicht, scheint auch nicht mehr zu atmen. Und ich bin sicher, dass ich schon verkohlt sein muss, so glühend heiß ist mir.
    »Du siehst so entzückend aus, wenn du rot wirst«, sagt Warner zu mir. »Aber ich würde mir wirklich wünschen, dass du deine Gefühle nicht auf jemanden verschwendest, der um deine Liebe betteln muss.« Er legt den Kopf schief. »Wie bedauerlich für dich«, sagt er zu Adam. »Das muss schrecklich peinlich sein.«
    »Du kranker Dreckskerl«, erwidert Adam mit tonloser Stimme.
    »Ich besitze zumindest noch meine Würde«, versetzt Warner.
    Castle schüttelt entnervt den Kopf. Schiebt Warner vorwärts. »Gehen Sie beide an Ihre Arbeit«, ruft er uns über die Schulter zu, während er weitergeht. »Sie vergeuden wertvolle Zeit.«
    »Fahr zur Hölle, Warner«, schreit Adam den beiden hinterher.
    »Und selbst dann«, schreit Warner zurück, »hast du Juliette noch lange nicht verdient.«
    Adam erwidert nichts mehr.
    Verfolgt die beiden nur mit Blicken, bis sie hinter der Ecke verschwunden sind.

48
    James ist bei meiner Trainingsstunde vor dem Abendessen dabei.
    Er hält sich seit unserer Rückkehr häufig in unserer Nähe auf, was allen gut bekommt. Er wirkt entspannend auf uns, und ich bin froh, dass

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